"Wenn Stadt und Bürger uns rufen, sind wir da"

Roncalli-Gründer Bernhard Paul hat Interesse, im Metropol Varieté zu eröffnen - Bei Podiumsdiskussion geht es um kulturelle und wirtschaftliche Perspektiven

"Wenn Stadt und Bürger uns rufen, sind wir da"
Foto: Frommann

Bonn. Roncalli hat "ernsthaftes Interesse" im Bonner Metropol ein Varieté zu eröffnen. "Wenn Stadt und Bürger uns rufen, sind wir da. Und wir kommen nicht mit leeren Händen", sagte Roncalli-Sprecher Pascal Raviol am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative Pro Metropol. Die rund 100 Zuhörer klatschten Beifall.

Das denkmalgeschützte Kino ist seit gut einem Jahr geschlossen. Die Eigentümer wollen das Gebäude für Einzelhandelsnutzung umbauen, haben für ihre Pläne bisher keine Genehmigung bekommen und bei Gericht die Aufhebung des Denkmalschutzes beantragt. Roncalli-Gründer Bernhard Paul konnte an der Diskussion nicht teilnehmen. Er musste kurzfristig wegen eines Fernsehtermins nach Wien. "

Varieté im Metropol - das könnten wir uns sehr gut vorstellen", schreibt Paul in einem Brief an die Bonner. "Voraussetzung wäre ein Vermieter, dem an dem Haus liegt und der offen für Kultur ist. Mit Millionengewinnen, wie ein Abriss sie erbrächten, kann niemand mithalten. Als ich mit Roncalli begann, haben die meisten gesagt, das wäre ein altmodischer Traum und nicht wirtschaftlich tragfähig."

Inzwischen ist Roncalli eines der erfolgreichsten Unternehmen der Kulturbranche. Es betreibt in Düsseldorf das Apollo-Varieté, einen Neubau unter der Rheinkniebrücke am Landtag. Paul ist außerdem Mitbegründer des Wintergartens in Berlin und des Friedrichsbau Varietés in Stuttgart.

Ziel der Bürgerinitiative war es, bei der Diskussion wirtschaftliche und kulturelle Perspektiven für das Metropol aufzuzeigen. "Wir werden nicht subventioniert. Wenn man ein gutes Konzept hat, kann man mit Kultur Geld verdienen", sagte Raviol.

Zweite Expertin auf dem Podium war Marianne Menze, Betreiberin des Kinopalasts Lichtburg in Essen. Das Kino war von Abriss bedroht, gehörte aber der Stadt. "Da war ein ganz anderer politischer Druck möglich als beim Metropol", verglich Menze. Die Lichtburg wurde inzwischen saniert und wird auch als Theaterbühne sowie an Unternehmen und Vereine vermietet. "Sie können mit einem Kino nie Mieten reinholen wie mit anderen Branchen", sagte Menze.

Hans-Helmut Schild, ehemals Chef der Bonner Tourismus & Congress GmbH, erstellt jetzt Konzepte zur Belebung von Innenstädten. Ein wesentlicher Faktor dabei sei, mit Kultur und Gastronomie "Nachtbevölkerung" in die Zentren zu locken, gab er zu bedenken.

Mehrere Zuhörer übten Kritik an Stadt und Politik, die keinerlei Überlegungen zur Nutzung des Metropols anstellten. Man könne nicht von den Bürgern fordern, wirtschaftliche Konzepte vorzulegen. "Das wäre eine Aufgabe für die Wirtschaftsförderung", sagte ein Teilnehmer.

Auch Rex-Kino, Springmaus und Pantheon hatten Interesse am historischen Theater. Die geforderte Miete von mehr als 60 000 Euro im Monat sei aber illusorisch gewesen, so Dieter Hertel vom Rex.

Roncalli sieht sich laut Raviol als Partner, unter dessen Federführung das Metropol Leben bekommen könnte. Selbst werde man nicht auf die Eigentümer zugehen, zumal diese ganz andere Pläne hätten.

Ein Zuhörer bedankte sich am Ende. Auch wenn eine Alternativnutzung wegen des laufenden Gerichtsverfahrens kein Thema sei, so habe die Diskussion doch "hochinteressante Ansatzpunkte geliefert, die bisher bestritten wurden".

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