Weichen für Weiterbau des WCCB sind gestellt

BONN · Wie geht es mit den WCCB in Bonn weiter? Die Weichen für einen Weiterbau sind nach GA-Informationen in jedem Fall gestellt, da sich Sparkasse und Insolvenzverwalter geeinigt haben. Und in Sachen Wahrheitsfindung hat die Wirtschaftsstrafkammer jetzt eine Spur in Südkorea aufgenommen.

 Das Hotel im Nebel: Bald soll hier und am Kongresssaal weitergebaut werden.

Das Hotel im Nebel: Bald soll hier und am Kongresssaal weitergebaut werden.

Foto: Volker Lannert

Nur noch die Gläubigerversammlung, dann geht es in großen Schritten in Richtung Weiterbau des World Conference Center Bonn (WCCB): So hieß die Botschaft Ende Oktober 2011, als der Stadtrat den Forderungskauf der Stadt Bonn von der Sparkasse KölnBonn in Höhe von rund 39 Millionen Euro beschloss. Im Vertrag war nach GA-Informationen eine großzügige Frist bis Ende Januar vorgesehen.

Es schien nur noch eine reine Formsache zu sein, die Gläubiger des WCCB-Bauherrn, der insolventen UN Congress Center Bonn GmbH (UNCC), einzuberufen, damit sie die Einigung zwischen dem UNCC-Gläubiger Sparkasse und der Stadt ebenfalls genehmigen. Nicht mehr als ein Rollentausch, aber ein wichtiger: Die Stadt übernimmt damit von der Sparkasse die Rolle des größten UNCC-Gläubigers. Einem Heimfall, der Rückübertragung des Areals an die Stadt, steht nichts mehr im Wege.

Dennoch sind wieder Monate nutzlos verstrichen, obwohl die Bauruine täglich Tausende Euro kostet. Denn der Rollentausch kann erst jetzt vollzogen werden. Nach GA-Informationen gab es zwischen Sparkasse und Insolvenzverwalter doch noch einige Differenzen, bis man sich handelseinig wurde.

In jedem Fall muss nun die vereinbarte Frist verlängert werden. Sie soll jetzt erst am 22. Februar enden. Einer Eilentscheidung von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch stimmte der Hauptausschuss am Donnerstagabend zu. Bis dahin muss die UNCC-Gläubigerversammlung getagt haben, damit dann alle Seiten "Vollzug" melden können - beim Überspringen der größten Hürde für eine WCCB-Zukunft.

Dazu gehört auch, dass Insolvenzverwalter Christopher Seagon im Zuge des "einvernehmlichen Heimfalls" dem Rathaus ein lastenfreies Grundbuch übergibt. Weil darin mit Arazim noch einer der Geldgeber des inzwischen angeklagten "Investors" Man-Ki Kim "saß", war das seit Beginn des Baustillstands im September 2009 ein Fakt, der alle Zukunftsbemühungen verzögerte (s. Millionenfalle 60 und 65). Die israelisch-niederländische Investmentfirma hatte sich über eine Zwangsvollstreckung ihre an Kim verliehenen 10,3 Millionen Euro samt 60 Prozent Zinsen zurückgeholt.

Auch Arazims letzter Schachzug ging auf

Dann schielte Arazim auf weitere Millionen, um das Grundbuch zu verlassen - und nicht zu klagen. Auch Arazims letzter Schachzug ging auf: drei Millionen, wie berichtet, für den Auszug aus dem Grundbuch. Von der Stadt erfolgt nach GA-Informationen keine direkte Zahlung. Sie soll von Seagon (rund eine Million) und Sparkasse (zwei Millionen) geleistet worden sein. Ob die Arazim-Rechnung später einmal auf einem nicht-öffentlichen Verrechnungsweg indirekt doch vom Steuerzahler beglichen werden wird?

Während die Stadt für einen Weiterbau des WCCB kämpft, kämpft die Bonner Wirtschaftsstrafkammer darum, der Wahrheit für die Ursachen des kostspieligen Desasters so nah wie möglich zu kommen. Unzählige Dokumente wurden verlesen, zahlreiche Zeugen seit Prozessbeginn am 30. September gehört, teilweise per Liveschaltung am frühen Morgen oder am späten Abend in Australien und den USA, wo das Gericht im November auch persönlich Zeugen befragte. Ein Ende des Mammutprozesses ist nicht abzusehen, das Gericht hat bereits bis August terminiert, weitere Reisen nach London und Südkorea geplant - und ist mittlerweile für andere Verfahren blockiert.

Immer geht es um die Fragen: Täuschte der ehemalige Investor und jetzige Hauptangeklagte Man-Ki Kim die Stadt bei Vertragsunterzeichnung über seine wahren Vermögensverhältnisse, um an die Fördermillionen zu kommen? Das wirft ihm die Anklage vor. Halfen ihm seine beiden mit ihm angeklagten Rechtsberater dabei? Und bestach Kim den mitangeklagten Ex-Berater der Stadt Bonn, Michael Thielbeer, damit der Kim als besten Investor empfahl?

Dazu war auch am Donnerstag wieder ein Zeuge gefragt. Der 60-jährige, damals leitende Projektentwickler einer großen Firma, war 2005 von Heinz-Dieter Kals ins Boot geholt worden. Kals war von der Stadt als Investor favorisiert und im Juni 2005 zugunsten von Kim und dessen Firma SMI Hyundai fallen gelassen worden. Der Zeuge dazu nun vor Gericht: "Die Stadt hat sich von dem Namen Hyundai beeindrucken lassen."

Seine Firma habe SMI überprüft und nichts über sie herausgefunden. Kein Rating, gar nichts. "Und ich habe die Stadt Bonn für so clever gehalten zu erkennen, wer wer ist", sagt der Zeuge. Dem sei nicht so gewesen. Sein Fazit: Bei dem dilettantischen Vorgehen der Stadt sei selbst der Auftrag für einen Fahrradständer ein Risiko gewesen. Er habe ohnehin bei Treffen mit den WCCB-Beauftragten Arno Hübner, Evi Zwiebler und Thielbeer den Eindruck gehabt, dass letzterer die Stadt steuerte.

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