Familie Salem aus Bonn Vier Anmeldungen, vier Absagen an Gesamtschulen

Bonn · Familie Salem hat mehrfach vergeblich versucht, eine Tochter an der Gesamtschule in der Nachbarschaft anzumelden.

 Enttäuscht über die Ablehnung der Bertolt-Brecht-Gesamtschule : Ahmad Salem und Nada Qashoa (3. von links) mit den Kindern Samia, Mariam, Amro, Dinadoha und Nabila (von links).

Enttäuscht über die Ablehnung der Bertolt-Brecht-Gesamtschule : Ahmad Salem und Nada Qashoa (3. von links) mit den Kindern Samia, Mariam, Amro, Dinadoha und Nabila (von links).

Foto: Frommann

Ahmad Salem ist enttäuscht: Er wollte seine Tochter Samia an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule anmelden und hat eine Absage erhalten. Dieses Schicksal teilt Salem mit vielen Bonner Eltern. Die Nachfrage nach Gesamtschulplätzen ist größer als das Angebot. Salem will sich trotzdem nicht mit dieser Absage abfinden. Denn es ist das vierte Mal, dass die Schule eine Anmeldung der aus Jordanien stammenden Familie ablehnt. Vor Samia erhielten schon ihre Schwestern eine Absage.

Ahmad Salem und seine Frau Nada Qashoa haben insgesamt sieben Kinder. Für das siebte, Mariam, hat der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff im Januar die Ehrenpatenschaft übernommen. Salem, der seit 1992 deutscher Staatsbürger ist, ist sehr stolz auf diese Patenschaft, er hat sie selbst beantragt.

Als er im Januar mit seiner Familie die Urkunde im Alten Rathaus in Empfang nahm, sagte man der Familie, es sei schön, dass sie zur Feierstunde komme und so zeige, dass sie sich mit Bonn und Deutschland identifiziere. Viele würden lieber nur das Geld nehmen, die Urkunde sei ihnen egal. Aber Bonn und Deutschland bräuchten große Familien wie die Salems.

Ahmad Salem freut sich, wenn er so etwas hört. Denn genau das möchte er sein, seit er 1971 nach Deutschland kam, ein loyaler und akzeptierter Staatsbürger. Denn er liebt dieses Land, mit dessen Pass man überall hinfahren kann, ohne an der Grenze verprügelt oder bespuckt zu werden. Salem hat das durchaus schon anders erlebt.

Und er möchte, dass seine Kinder die Chancen, die dieses "Paradies" Deutschland bietet, wahrnehmen können. So eine Chance ist die Bertolt-Brecht-Gesamtschule, eine Vorzeigeschule, die im Juni an der Endausscheidung für den renommierten Deutschen Schulpreis teilnimmt. Eine Schule, zu der die Kinder der Familie Salem "in zwei Minuten zu Fuß" hingehen könnten, wie der Vater sagt, und nicht, wie die drei ältesten Töchter nun, quer durch die Stadt tingeln müssten.

Eine Schule mit einem hohen Anteil Migrantenkindern, wie Schulleiter Reinhold Pfeifer betont. Hier werde niemand wegen seiner Herkunft abgelehnt, über 40 Prozent der Schüler in der Oberstufe hätten Migrationshintergrund. Salem bezweifelt das nicht. Aber dass die nunmehr vierte Absage, über deren Gründe er nur spekulieren kann, den 59-Jährigen verzweifeln lässt, merkt man daran, dass er Sätze sagt wie "Ich habe nie Hilfe in Anspruch genommen, nie dem Sozialamt auf der Tasche gelegen" oder "Erst werde ich gelobt, dass ich viele Kinder habe, und jetzt bestraft?".

Schulleiter Pfeifer kann sich zu dem Vorgang nicht äußern, zu "Details hinsichtlich Aufnahme oder Ablehnung" von Schülern dürfe er keine Stellungnahme abgeben.

In dem Ablehnungsschreiben, das die Schule der Familie geschickt hat, heißt es, dass 257 Kinder angemeldet worden seien, die Schule aber nur 172 Kinder habe annehmen können. Die Schulleitung sei deswegen gezwungen gewesen, eine Auswahl zu treffen. Dabei sei unter anderem auf eine "leistungsmäßig ausgewogene Zusammensetzung der Schülerschaft" geachtet worden, zudem auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. "Die jeweiligen Aufnahmekriterien sind den Eltern bekannt", so Pfeifer.

Salem versteht trotzdem nicht, warum er mittlerweile zum vierten Mal eine Absage erhalten hat. "Was kann ich tun, damit meine Kinder angenommen werden?", fragt Salem. Er hat einen Brief geschrieben, in dem er nach den Gründen fragt und wissen will, ob nicht vielleicht doch noch eine Chance besteht, dass die Tochter angenommen wird.

Viele Bonner kennen Salem, bringen ihre Autos in seine Werkstatt. Einer dieser Bekannten ist Oluf Hübner. Auch er hat Pfeifer einen Brief geschrieben, in dem er schreibt, dass die Familie besondere Unterstützung braucht: "Familie Salem braucht ein Los-Bonus".

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