Umstrittene Wandmalerei an der Pop-Mensa

Augenwischerei oder Verschönerung? An der Mensa wurde die erste von vier Außenwänden mit Malereien von Tsan Yu Hsieh aufgehübscht. Doch in drei bis fünf Jahren soll die Mensa abgerissen werden.

Umstrittene Wandmalerei an der Pop-Mensa
Foto: Stephan Thomas

Bonn. Augenwischerei oder Verschönerung? An der Poppelsdorfer Uni-Mensa wurde die erste von vier Außenwänden mit Malereien von Tsan Yu Hsieh aufgehübscht. Doch in drei bis fünf Jahren soll die Mensa im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Poppelsdorfer Uni-Campus abgerissen werden.

Die Mehrzahl der Studenten, mit denen der GA sprach, sieht die Malerei daher eher als "kosmetische Arbeiten" und wünscht sich statt dessen eine Verbesserung beispielsweise der Saalausstattung.

Genau vor einem Jahr hatte Malerei-Student Tsan Yu Hsieh den Auftrag bekommen, die Pop-Mensa zu verschönern. Den Innenbereich hatte er bereits im vorigen Jahr bemalt. Kürzlich wurde nun die erste Außenwand vom Malergerüst befreit.

Nun können Mensa-Besucher die zweimonatige Arbeit von Yu auf der 715 Quadratmeter großen Vorderseite der Mensa begutachten. In Gelb, Grün, Blau und Lila ist dort neben den Umrissen des Uni-Hauptgebäudes eine futuristische Großstadt zu sehen.

Unter den Studenten gehen die Meinungen über die neu gestaltete Wand auseinander. Geographie-Student Levin Fernengel sagt: "Ich hätte mir hellere Farben gewünscht. Der Stil gefällt mir nicht so sehr, vielleicht wäre ein Street-Art-Wettbewerb zum Bemalen der Wand besser gewesen."

Auch Zhu Xiangrung, Promotionsstudent der Philosophie, findet das neue Wandbild "nicht lebendig und nicht unimäßig genug", ihm wären mehr Figuren und weniger geometrische Formen lieber gewesen. Stefanie Schliwa arbeitet für die Uni Bonn, sie findet die Verschönerung durch die Wandbilder sogar "raus geschmissenes Geld, dafür dass bald der Abriss kommen soll".

Der Sohn des ehemaligen Hausmeisters hingegen, der den Maler regelmäßig während seiner Arbeit besuchte, freut sich darüber, dass "das alte Gebäude einen bunten Anstrich bekommt".

Im Rahmen des Ausbaus des Uni-Campus, ein Mammutprojekt, das Jahre dauert, soll auch die Mensa neu gebaut werden. Das Gebäude wurde 1969 errichtet und ist optisch sowie baulich in keinem guten Zustand. Vor ein paar Wochen mussten Eimer auf die Mensatische gestellt werden, um Regenwasser aufzufangen, dass durch die undichte Decke tropfte.

Im Moment ist allerdings noch nicht sicher, ob die restlichen Außenwände der Pop-Mensa noch bemalt werden oder nicht. Der Leiter des Studentenwerks Bonn, Alexander Bojanowski, hatte 2009 über die Zeitung davon erfahren, dass Tsan Yu Hsieh ein Stipendium für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erhalten hatte.

Er nahm Kontakt zu Ulrika Eller-Rüter von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter auf, an der Yu studiert. Sie vermittelte dann an Yu den Großauftrag, die Mensa zu verschönern. "Für das Studentenwerk war es ein Schnäppchen, weil Yu noch in der Ausbildung ist und nicht das Gehalt eines selbständigen Künstlers verlangt", sagt Eller-Rüter, "und für Yu ist es ein toller Nachweis seiner künstlerischen Fähigkeit."

Yu, der nach eigenen Angaben 2 000 Euro für seine Arbeit bekommen hat, sagt: "Wenn ich an der Mensa male, kann jeder meine Arbeit kritisieren, anders als wenn ich im stillen Atelier sitze." Dabei ist es ihm nicht so wichtig, ob den Leuten die Kunst gefällt oder nicht, er sagt: "Mir ist wichtig, dass die Leute eine Meinung dazu haben und nicht einfach an meinen Bildern vorbei laufen."

Um sich eine Meinung zu bilden, haben die Mensabesucher noch Gelegenheit, bis der Abrissbagger kommt. Dann wird auch Yus Werk der Geschichte angehören.

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