Trauer, Tränen und Wut: Indische Karmeliterorden verlässt Bad Godesberg

Am Ende flossen im übervollen Servatius-Pfarrsaal Tränen. Obwohl der plötzliche Abschied des indischen Karmeliterordens von Bad Godesberg kurzfristig noch für den Silvesterabend anberaumt werden musste, hatten an die 400 Menschen in einem bewegenden Gottesdienst ihren vier indischen Patres die Ehre erwiesen.

Trauer, Tränen und Wut: Indische Karmeliterorden verlässt Bad Godesberg
Foto: Schmelzeisen

Friesdorf. Am Ende flossen im übervollen Servatius-Pfarrsaal Tränen. Obwohl der plötzliche Abschied des indischen Karmeliterordens von Bad Godesberg kurzfristig noch für den Silvesterabend anberaumt werden musste, hatten an die 400 Menschen in einem bewegenden Gottesdienst ihren vier indischen Patres die Ehre erwiesen.

Jetzt entluden sich die Emotionen immer wieder in langen Umarmungen. Und die spiegelten das wider, was der an diesem Abend scheidende leitende Pfarrer Josey Thamarassery in seiner Predigt ausdrückte: "Wir sind mit dieser Gemeinde eine große Familie. Sie ist unsere Heimat geworden." Dabei habe die 26 Jahre stabile, "wunderbar erfüllte Zeit" in St. Marien und St. Servatius sicher nicht problemlos begonnen, ergänzte Pater Josey augenzwinkernd.

Nachdem das Erzbistum den Orden extra nach Deutschland geholt und ihm das Bleiberecht in Friesdorf versprochen habe, wie Servatius-Vorstand Wilhelm Berg erinnerte, "haben wir uns erst einmal gegenseitig ertragen müssen, um uns dann zu schätzen und zu lieben", so Pater Josey. Sein Orden danke der Gemeinde nun auch für das Miteinander "in dem Schweren, das wir gemeinsam erleiden", war dann der einzige Hinweis Joseys auf die umstrittenen Umstände des Abschieds. Souverän forderte er die Gemeinde ausdrücklich auf, dem Glauben und der Kirche treu zu bleiben, auch wenn Personen ausgetauscht würden.

"Steht auf und habt keine Angst vor der Zukunft. Denn Gott verlässt uns nie." Was dem Pater nach dem Abendmahl stehende Ovationen einbrachte. Und dazu rührende Abschiedsgeschenke der Kindergartenkinder durch Leiterin Irene Hoffmann.

Der erste starke Beifall war in der Kirche aufgebrandet, als der die Messe mit zelebrierende evangelische Nachbarpfarrer Siegfried Eckert die einschneidende "Operation am Gemeindeherzen" beklagte, die hiermit am ökumenisch so eng verbundenen St. Marien und St. Servatius vorgenommen werde. "Aber ich habe durch Euch Patres und Eure mutigen Gremien gelernt, dass es auch eine katholische Freiheit gibt, dass Gewissensentscheidungen gelten, die Ihr Euch nicht nehmen lasst", erklärte Eckert mit Respekt.

In den Applaus hinein bekannte Christoph Bauerle als Vertreter der Gremien, die für den Verbleib der Inder gekämpft hatten, "Wehmut, Trauer, Tränen und Wut". Es sei immer eine Ehre gewesen, mit den Patres der Gemeinde zu dienen. Nun vor vollendete Tatsachen gestellt, wollten die durch Wahl legitimierten Gremien nicht kampflos über sich ergehen zu lassen, was weiter geschehe. "Als Christen wollen wir zusammen stehen und rufen: So nicht, Ihr Herren im Erzbistum und im Dekanat."

Er verstehe sehr wohl die Enttäuschung und Verärgerung über den Abschied der indischen Patres, erklärt Dechant Wolfgang Picken auf GA-Frage. Diese Gefühle wollten sich artikulieren. Gleichwohl hätte er sich gewünscht, "dass mancher Beurteilung eine sachliche Klärung vorausgegangen wäre". Den Verlust der Patres könne man nicht ausgleichen. "Es wird anders weitergehen, doch auch darin liegen Chancen."

Picken hat zum 1. Januar die Aufgabe des Pfarrverwesers übernommen. "Ich werde auf die Gremien zugehen, um mit ihnen eine konstruktive Einwicklung anzugehen." Pater Josey wiederum wird wohl doch erst im März im Beueler Pfarrbereich Am Ennert antreten.

Dafür soll der dortige tansanische Pfarrvikar Pater Innocent Lyimo nach Godesberg wechseln. Seine Kongregation der Apostel Jesu soll nach GA-Informationen der Orden sein, den Picken an St. Marien ansiedeln will.

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