Rhein in Flammen Stadt verspricht: Veranstaltung bleibt Bonn erhalten

BONN · Für Rhein in Flammen zeichnen mehrere Stellen verantwortlich: die Tourismus & Congress GmbH mit Geschäftsführer Udo Schäfer, das Presseamt mit Stadtsprecherin Monika Hörig und das Amt für Bürgerdienste mit Leiterin Evi Zwiebler. Wir haben sie alle an einen Tisch geholt und über die Zukunft von Rhein in Flammen gesprochen.

 Funkenregen über dem Schiffskonvoi: Den soll es in jedem Fall auch in den nächsten Jahren geben.

Funkenregen über dem Schiffskonvoi: Den soll es in jedem Fall auch in den nächsten Jahren geben.

Foto: GA-Archiv

Seit wann wissen Sie, dass die Finanzierung der Landveranstaltungen bei Rhein In Flammen "prekär" ist, wie Sie im Februar im Wirtschaftsausschuss mitteilten?
Monika Hörig: Mitte November teilte die Agentur CPV, Herr Flock, der T&C mit, dass für 2012 gewisse "Partnervorstellungen" existieren. Eine davon war die komplette Übernahme der Reinigung im Veranstaltungsgebiet durch die Stadt Bonn. In den vergangenen Jahren wurde die Reinigung vom Veranstalter übernommen, die Reinigung im unmittelbaren und mittelbaren Umfeld des Veranstaltungsgebietes von der Stadt.

Und dann?
Hörig: Die T&C trat mit dem Katalog dieser neuen "Partnervorstellungen" an die Stadt heran. Im Laufe des Januar wurden dann die notwendigen Leistungen gemeinsam ermittelt, die Kosten geschätzt und ein Kompromiss gesucht, bei dem die Kosten aufgeteilt wurden auf die Stadt sowie auf die T&C beziehungsweise die Ausrichteragentur. Die Stadt traf diese Entscheidung, um damit dem zu erwartenden erhöhten Reinigungs- und Müllentsorgungsbedarf aufgrund der Öffnung des Veranstaltungsgeländes und dem erhöhten Besucherzustrom auf der rechten Rheinseite Rechnung zu tragen.

Es ging auch um Sicherheitsaspekte, hieß es im Wirtschaftsausschuss.
Hörig: Ja, in einer Begehung vor Ort am 23. Januar stellte sich zusätzlicher Sicherheitsbedarf am rechten Rheinufer außerhalb des Kernveranstaltungsgebietes heraus, der den dort anwachsenden Zuschauermengen eine erhöhte Sicherheit bieten soll beziehungsweise wird. Dieser Bereich am Oberkasseler Ufer liegt zu hundert Prozent im Verantwortungsbereich der Stadt Bonn. Dort werden nun erstmals Fluchtwege ausgeschildert, die aufgrund einer entsprechend notfallsicheren Beleuchtung, Anbringung und Bewachung nicht unwesentliche Kosten verursachen werden.

Was ist danach geschehen? Was haben Sie in die Wege geleitet?
Hörig: Die Verwaltung hat die Politik, den Ausschuss für Arbeit und Wirtschaftsförderung, über die aus diesen Lösungen zu erwartenden Kosten mit Mitteilungsvorlage vom 26. Januar und im Ausschuss am 14. Februar informiert. Diese Kostenschätzung hat sich im weiteren Verlauf im Übrigen als stichhaltig gezeigt.

Die Stadt zahlt dieses Jahr mit 34 000 Euro 20 000 Euro mehr als im Vorjahr. Wer war alles in die Entscheidung eingebunden, die Veranstaltungen an Land neu auszuschreiben?
Evi Zwiebler: Die zuständigen Fachämter 03/13/33 und 68 der Verwaltung mit Einbindung der T&C und selbstverständlich der Oberbürgermeister.

Also Wirtschaftsförderung, Presseamt, Bürgerdienste und Amt für Stadtgrün. Wofür überhaupt ein Interessenbekundungsverfahren?
Zwiebler: Ziel des Interessenbekundungsverfahrens ist es, den Markt abzufragen. In der Vergangenheit sind bereits Interessenten mit neuen Konzepten für Rhein in Flammen an die Stadt herangetreten, aber die Verwaltung wollte nicht nur mit diesen sprechen, sondern auch anderen die Gelegenheit bieten, sich mit neuen Ideen im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens zu beteiligen. Danach werden wir sehen, wo wir stehen und die weiteren Entscheidungen vorbereiten, die dann von den politischen Gremien getroffen werden müssen. Aber zunächst müssen wir in einem vergaberechtlich "sauberen" Verfahren den Markt erkunden, um die Politik entsprechend informieren zu können.

Wieso gibt es dafür nur eine so kurze Frist?
Zwiebler: Erwartungsgemäß sind zahlreiche Gespräche zu führen, bei einer Frist nach der Sommerpause würde der Zeitraum für die Entscheidungsfindung entsprechend geringer, da Rhein in Flammen 2013 ja wieder am ersten Maiwochenende stattfinden wird. Die Verwaltung ist zuversichtlich, im Herbst zu einer Entscheidung zu kommen, und somit bleibt für die Vorbereitung für die Landveranstaltung noch genügend Zeit.

Man gewinnt den Eindruck, Sie bauen solch hohe Hürden, schaffen fast kaum annehmbare Bedingungen, um Rhein in Flammen bewusst zu begraben.
Zwiebler: Dieser Eindruck ist unbegründet

Aus Veranstalterkreisen hören wir, dass das Fest an Land und das Geschäft mit den Schiffen nicht getrennt werden sollten - aus kaufmännischen Erwägungen. In Köln etwa ist alles in einer Hand. Was sagen Sie dazu?
Udo Schäfer: Die Situation bei Rhein in Flammen am Siebengebirge ist anders als in Köln. Wie der Name schon sagt, steckt hier nicht nur eine Stadt dahinter, wie in Köln, sondern eine ganze Region. Konkret geht die Rhein in Flammen von Linz über Remagen, Unkel, Bad Honnef, Königswinter bis nach Bonn. Aus der Tradition heraus besteht der Schiffskonvoi mit Feuerwerk und Bengalleuchten schon seit den 1930er Jahren. Seit 1986 finden dazu konstant entsprechende Veranstaltungen an Land statt, nämlich in Eigenregie der oben aufgezählten Kommunen. Diese Landveranstaltungen haben sich an den beleuchteten Schiffskonvoi mit seinen Feuerwerken angehängt, weil dies auch für die Gäste an Land ein eindrucksvoller Anblick ist.

Aber das könnte der private Veranstalter doch mit übernehmen?
Schäfer: Aufgrund der Überregionalität im Veranstaltungsgebiet und der Sicherstellung der Attraktivität des Schiffskonvois ist es wichtig, einen unabhängigen Veranstalter zu haben. Hiervon sind die Landveranstaltungen ausgenommen. Verstärkt wird die Situation dadurch, dass T&C einerseits als Organisator und gleichzeitig als Vollvermarkter von Rhein in Flammen agieren kann. So kann der Schiffskonvoi als Marketingmaßnahme für die Vermarktung der Region von Bonn bis Linz fungieren und mit seiner Strahlkraft Touristen und damit Wirtschaftskraft in die Region bringen. Er zieht damit Gäste vornehmlich aus den Kernmärkten Benelux, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Österreich an.

Die Zahlen werden nicht offen gelegt: Was nimmt die T&C denn nun über das Schiffsgeschäft ein?
Schäfer: Die Einnahmen des Schiffskonvois werden aus den Anmeldegebühren der einzelnen Schiffe generiert. Diese werden für Pyrotechnik, behördliche Genehmigungen, Rheinsperrung, Sicherheitsmaßnahmen, Bewerbung der Veranstaltung und für entstehende administrative Kosten, die bei der T&C durch die Organisation entstehen, verwendet. In der Regel bleibt kein Überschuss. Sollte dies jedoch eintreten, werden die Gelder zusätzlich in die Vermarktung des Schiffskonvois investiert.

Zur Klarstellung: Überschüsse...
Schäfer: Mögliche Überschüsse, die über den Schiffskonvoi eingenommen werden, sind in jedem Fall zweckgebunden und tragen nicht zur Ertragsverbesserung der T&C bei. Der wirtschaftliche Plan des Schiffskonvois wird mit allen beteiligten Kommunen abgestimmt, er sieht auch einen einheitlichen Obolus für die freiwilligen Helfer zentral aus den Einnahmen des Konvois vor. Ohne diese vielen Helfer wäre die Veranstaltung so nicht durchführbar.

Was fließt denn an Sponsorengeldern?
Schäfer: Die Sponsorengelder decken zum Teil die Kosten für das Bonner Feuerwerk, die restlichen Gelder für dieses Feuerwerk kommen aus den Einnahmen des Schiffskonvois. Die weiteren Sponsorengelder, der durchaus höhere Anteil, fließen ungekürzt direkt an den Veranstalter der Bonner Landveranstaltung, da sich die Sponsoren auch dort präsentieren möchten.

Dennoch: Es drängt sich der Eindruck auf, dass die T&C, von der man immer wieder hört, dass ihr das Wasser bis zum Hals steht, dringend auf die Einnahmen aus Rhein In Flammen angewiesen zu sein scheint. Oder nicht?
Schäfer: Da die Gelder aus dem Schiffskonvoi, wie beschrieben, zweckgebunden sind, hat die T&C keinen finanziellen Vorteil durch die Organisation und auch nicht aus den Sponsoreneinahmen. Darüber hinaus hat sie aber aufgrund ihrer Struktur den touristischen Auftrag die Region Bonn national wie international zu vermarkten, Reiseveranstalter für die Destination zu begeistern und damit den Wirtschaftsfaktor Tourismus weiter zu stärken. Davon profitieren am Ende alle touristischen Leistungsträger, denn Rhein in Flammen ist einer der touristisch relevantesten Veranstaltungen der Region. In den vergangenen Monaten hat ein Konsolidierungsprozess in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat und sämtlichen Gremien zu einer soliden mittelfristigen Finanzplanung bis 2017 geführt.

Man könnte meinen, Sie lassen den privaten Veranstalter am langen Arm verhungern. Der soll das Risiko tragen, bekommt aber vom Kuchen nur die Krümel ab. Ist der Eindruck falsch?
Zwiebler: Das Interessenbekundungsverfahren wird zeigen, ob es Veranstalter gibt, die in der Lage sind, die Landveranstaltung auch ohne den Schiffskonvoi durchzuführen, in dem sie eventuell weitere Sponsoren akquirieren, für diese ein entsprechendes Konzept haben und/oder auch neue Ideen einbringen, wie die Finanzierung gesichert werden kann.

Zum Schluss: Wie sieht die Zukunft von Rhein in Flammen aus?
Hörig: Es wird selbstverständlich auch in den kommenden Jahren Rhein in Flammen in Bonn geben.
Schäfer: Auf jeden Fall.

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