Pfarrgremien rüsten zum Widerstand

Im katholischen Beuel kocht die Volksseele. "Das Unfassbare soll Realität werden", entsetzen sich die Gremien der Pfarreiengemeinschaft Am Ennert seit Samstagabend und riefen am Sonntagabend zur Mahnwache in Holzlar.

Pfarrgremien rüsten zum Widerstand
Foto: Axel Vogel

Beuel. Im katholischen Beuel kocht die Volksseele. "Das Unfassbare soll Realität werden", entsetzen sich die Gremien der Pfarreiengemeinschaft Am Ennert seit Samstagabend und riefen am Sonntagabend zur Mahnwache in Holzlar. Sie hatten im Gespräch mit dem Bistum noch das Ruder herumzureißen versucht. Doch das in den Wochenendmessen verlesene Proklamandum des Erzbistums zementierte dann alle Befürchtungen.

Die Würfel waren längst gefallen. Leider, schreibt Prälat Stefan Heße, werde im Zuge "anstehender Personalveränderungen" Pfarrverweser Pater Innocent Lyimo "im Verlauf des nächsten Jahres an eine andere Stelle versetzt". Dafür kämen indische Patres: spätestens zum Sommer Thomas Arakkaparambil aus Düsseldorf und ab März auf Teilzeit Josey Thamarassery aus Godesberg. Dort steht nach 26 Jahren der Abschied der indischen Ordensgemeinschaft an.

Joachim Kardinal Meisner bedaure die Versetzung von Pater Innocent kurz nach dem Tod des Ennert-Pfarrers Kurt Padberg außerordentlich, heißt es im Bistumspapier. Doch "die Umbrüche und Veränderungen stellen uns im ganzen Erzbistum vor große Aufgaben, die nicht leicht zu lösen sind."

Die Gremien vom Ennert argumentieren: Man habe über eine Woche versucht, das Generalvikariat davon zu überzeugen, dass Pater Innocent "unabdingbar zu uns gehört", und sei jetzt "entsetzt, wie kühl man sich über unsere Argumente, Gefühle und Bitten hinwegsetzt". Köln habe ohne formale und eigentlich vorgeschriebene Beteiligung der Gremien entschieden. Es habe nicht einmal eine Anhörung gegeben. "Das ist eine Entscheidung im Kölner Elfenbeinturm, über die Köpfe aller Betroffenen hinweg. Sie dient nur dazu, einen im Dekanat Godesberg lodernden Brand zu löschen", wagen sich die Beueler weit aus dem Fenster.

Die Gremien der Godesberger Gemeinde St. Marien und St. Servatius trügen "vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen unseren großen Unmut über das unsägliche Vorgehen mit." Drei Mahnwachen hatten sich dort für den Verbleib der hoch geschätzten indischen Patres einzusetzen versucht.

Am Mittwoch konnte dort Weihbischof Heiner Koch mit den Gremien und dem Dechanten die Weichen immerhin wieder Richtung Dialog stellen, wie es nun eine am Wochenende von den Kanzeln verlesene gemeinsame Erklärung ausdrückt. Dechant Wolfgang Picken wiederum informierte am Sonntag in einer zweiten Erklärung, dass der Kardinal Pater Joseys "Verzicht auf die Pfarrstelle in Godesberg angenommen und entschieden hat, dass er zum 1. Januar 2011 Pfarrvikar Am Ennert wird". Die Aufgaben Pater Joseys übernehme er ab dann selbst als Pfarrverweser, so Picken. Als neuer Pfarrvikar käme "im Laufe des Sommers" Pater Innocent vom Ennert nach St. Marien und St. Servatius.

Nach GA-Informationen sprach Weihbischof Koch am Samstag wieder in Bad Godesberg vor. Die indischen Patres seien geschockt, dass sie Am Ennert einen geschätzten Kollegen ersetzen sollten, hieß es aus der Gemeinde.

Für Sonntagabend hatte sich Koch kurzfristig in Holzlar angesagt, um mit den Ennert-Gremien zu sprechen. Der Pfarrbereich hatte auf dem Kirchplatz zur "großen Versammlung" geladen. "Wir wollen dem Bischof zeigen, wie groß unser Interesse an einem Weiterbestehen unseres intakten Gemeindelebens ist." Als Koch dann erschien, schlug ihm erst einmal geballter Unmut entgegen.

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