Oberbürgermeisterin drückt beim Bonner Festspielhaus aufs Tempo

Bärbel Dieckmann strebt sowohl für dieses Projekt als auch für Einkaufszentrum in SWB-Gebäuden Entscheidungen vor den Sommerferien an

Oberbürgermeisterin drückt beim Bonner Festspielhaus aufs Tempo
Foto: Volker Lannert

Bonn. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann spricht gleich von zwei "Riesenchancen für Bonn, gerade auch für dieses Viertel". Damit meint sie das Areal zwischen Rhein, Kölnstraße, Bertha-von-Suttner-Platz und Beethovenhalle.

Für die beiden Höhepunkte in diesem Quartier, also jenen Riesenchancen, will sie jetzt die Weichen stellen. So könnte der Rat bereits am 18. Juni über das geplante Einkaufszentrum auf dem derzeitigen Stadtwerke-Gelände entscheiden.

Und "möglichst noch vor der Sommerpause" hofft sie auf das Ratsvotum in Sachen "Festspielhaus Beethoven". Bärbel Dieckmann ist recht zuversichtlich, für beide Projekte eine breite Mehrheit im Rat zu finden.

Mit dem Argument "zentrenschädlich" hatte die Stadt bisher Anfragen von Investoren, die außerhalb des City-Rings großflächigen Einzelhandel ansiedeln wollten, abgelehnt. Dies soll nun mit dem neuen "Bonner Einzelhandels- und Zentrenkonzept" geändert werden. Damit würde der Weg freigemacht für jenes Projekt, das die OFB Projektentwicklung GmbH, eine Tochter der Hessischen Landesbank, verwirklichen will.

Nach einem Abriss der Stadtwerke-Gebäude an der Theater-/Welschnonnenstraße soll dort ein Shopping-Center samt Elektromarkt Saturn entstehen. Die SWB zögen dann in einen geplanten Neubau an der Ecke Bornheimer-/Brühler Straße, den Stadtwerke-Chef Hermann Zemlin herbeisehnt, zumal diese Lösung preiswerter wäre als die jetzigen hohen Leasingraten zu bezahlen.

Die Kritik aus der Einzelhandelsbranche hält die OB für ungerechtfertigt. "Dieses Projekt gefährdet nicht den Einzelhandel in der City; im Gegenteil: es wird Kaufkraft an Bonn binden", sagt sie und äußerte sich zugleich positiv zu den OFB-Überlegungen, mittelfristig das gesamte Areal einschließlich Gesundheitsamt (Engeltalstraße), Stiftsplatz und Finanzamt arrondieren zu wollen.

Dieckmann sieht in dem Projekt "die große Chance, das gesamte Gebiet rund ums Festspielhaus stadtplanerisch aufzuwerten". "Bis zu den Sommerferien haben wir hoffentlich alles geregelt", gibt sie sich optimistisch. Nachdem ihr der neue Post-Chef Frank Appel versichert habe, es bleibe bei der Zusage des Konzerns, das Haus mitzufinanzieren, stehe der Gründung der Objektgesellschaft nichts mehr im Wege.

Zur Erinnerung: Post, Telekom Postbank finanzieren das Festspielhaus mit 75 Millionen Euro; als Objektgesellschaft sind sie zugleich Bauherr. Parallel dazu wird eine Stiftung gegründet, die den Intendanten wählt sowie zuständig ist für das Programm und den Betrieb des Hauses; die Stadt stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung.

Und die Beethovenhalle. Denn nicht zuletzt aus Kostengründen lehnt die OB es ab, neben der Beethovenhalle oder gar an einem anderen Standort das neue Haus zu bauen: "Das wäre mit 75 Millionen Euro nicht zu machen."

Daher setzt sie sich für eine "integrative Lösung" ein. Danach würden Außenansicht einschließlich Dach der Beethovenhalle weitgehend erhalten bleiben, innen aber völlig umgebaut - unter anderem mit zwei Sälen und dem Eingang zum Rhein hin.

Vor dem Hintergrund, dass in der 314 000 -Einwohner-Stadt Bonn mit dem World Conference Center und dem T-Com Dome der Baskets zwei weitere Hallen-Großprojekte im Bau seien, sagte sie: "Das Festspielhaus mit der integrativen Lösung wäre eine für Bonn angemessene Halle." Dem Vernehmen nach tendieren auch die Bauherren durchaus für dieses Konzept, wobei sie sich einig darin sind: Voraussetzung ist eine herausragende Architektur mit fantastischer Akustik.

Dieckmann hofft, dass der Rat in diesem Projekt auch eine Riesenchance für Bonn sieht und dafür sein Plazet gibt. Zumal es kaum eine Alternative gebe - nicht zuletzt deshalb, weil die Beethovenhalle sich in einem maroden Zustand befinde: "Dort hätten wir höchstens noch zwei, drei Jahre unser Internationales Beethovenfest durchführen können; danach wären wohl kaum noch Künstler von Weltruhm zu uns gekommen."

Nach derzeitigen Plänen könnte das Festspielhaus 2011 eingeweiht werden. Ob bis dahin auch der neue Intendant feststehe - dazu wollte sie sich nicht äußern. "Zumindest in einer Übergangsphase könnte die jetzige Intendantin des Beethovenfestes, Ilona Schmiel, diese Aufgabe übernehmen", sagte sie dem GA.

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