"Nur ein Minimum an Aufenthaltsqualität"

Die Stadt Bonn stellt neues Verrichtungsgelände für die Prostitution vor. Der eigentliche Straßenstrich wird ein Stück kürzer.

 Sechs solcher Boxen stehen auf dem Verrichtungsgelände: Zu erkennen sind auch die Notfallschalter, bei deren Auslösen der Wachmann alarmiert wird, und die alten Mülleimer aus der City.

Sechs solcher Boxen stehen auf dem Verrichtungsgelände: Zu erkennen sind auch die Notfallschalter, bei deren Auslösen der Wachmann alarmiert wird, und die alten Mülleimer aus der City.

Foto: Horst Müller

Bonn. Nach langen Diskussionen ist mit dem Jahreswechsel der Bonner Straßenstrich umgezogen, aber nur eine Ecke weiter von der Gerhard-Domagk- an die Immenburgstraße. Damit hat die Stadt den Willen der CDU/Grünen-Ratsmehrheit umgesetzt und gleichzeitig das so genannte Verrichtungsgelände an der Immenburgstraße in Betrieb genommen.

Bei einer Ortsbesichtigung verkündete Beigeordneter Wolfgang Fuchs am Montag überdies Neuigkeiten, die den Streit um die sogenannte Anbahnungszone obsolet machen könnten. Denn der Straßenstrich wird ein Stück kürzer als geplant.

So dürfen die Damen des horizontalen Gewerbes auf der Immenburgstraße lediglich zwischen Karlstraße und Dickobskreuz stehen (320 Meter), aber nicht auf dem sich anschließenden Teilstück bis zur Domagk-Straße (80 Meter), wo sich einige Geschäfte befinden.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Akzeptabler Kompromiss"Damit reagiert die Stadt auf die Klage des "Fressnapf"-Betreibers Ralf Over und hofft, dass damit die Sache erledigt ist, weil die Prostituierten sich nicht vor den dortigen Läden anbieten dürfen.

Das Problem dabei: Das Oberverwaltungsgericht hatte als Kompromiss angeregt, den Strich auf 200 Meter zu verkürzen (bis Tor 5 der Müllverbrennungsanlage), die Bezirksregierung als Herrin der Sperrbezirksverordnung sah das jedoch als zu kurz an und lehnte ab. Die jetzt verordnete Länge des Strichs hält die Stadt für geeignet und akzeptabel, damit seien auch der Schutz der Jugend und Belange des öffentlichen Anstandes gewährleistet.

Dass sich die Prostituierten und das Eros-Center in die Quere kommen, glaubt Fuchs nicht, weil das keine Konkurrenz sei. Der Straßenstrich sei das "niederschwelligste Angebot". Und Luxus ist auf dem Verrichtungsgelände nicht zu erwarten. "Es soll auch nur ein Minimum an Aufenthaltsqualität bieten", sagte Bauexperte Peter Esch.

Technisch sei die 120 000 Euro teure Investition wie ein Parkplatzbau anzusehen. Außerdem wurden sechs Holzboxen installiert, nach oben offen und in besserer Baumarkt-Qualität, in denen die Autos der Freier parken sollen. Und sonst nirgendwo. "Wir werden genau prüfen, ob Anbahnung und Prostitution woanders stattfindet", so Fuchs. "Und wir werden das schnell unterbinden."

Auf dem Verrichtungsgelände, das nur über einen 60 Meter langen Stichweg zu erreichen ist, stehen noch zwei Container - einer zum Aufenthalt für den Wachmann, einer mit Sanitäranlagen für die Frauen. Und derzeit noch zwei Dixi-Klos, bis auch der Wasseranschluss fertig ist.

Die Stadt stellt den Frauen/Freiern das Areal kostenlos zur Verfügung. Allerdings wird seit 1. Januar die Sexsteuer fällig, das sind sechs Euro pro Tag. Die Stadt erhofft sich dadurch Einnahmen von 300 000 Euro im Jahr.

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