Nach 300 Jahren noch aktuell

BONN · Schüler beschäftigen sich mit Bachs Johannes-Passion. Jugendprojekt des Philharmonischen Chores Bonn

 Im Landesmuseum nehmen die Schüler die Ausstellung als Anregung für ihre Texte.

Im Landesmuseum nehmen die Schüler die Ausstellung als Anregung für ihre Texte.

Foto: Volker Lannert

Was hat ein musikalisches Werk, das vor 300 Jahren geschrieben wurde und vor rund 2000 Jahren spielt, mit unserem heutigen Leben zu tun? Mit dieser Frage haben sich Schüler der Bad Godesberger Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in einem Schülerprojekt zur "Johannes-Passion" des Komponisten Johann Sebastian Bach beschäftigt.

Im Deutschunterricht behandelte die Klasse 8 d das Werk, in dem die Darstellung des Johannes-Evangeliums über den Leidensweg Christi vom Verrat bis zum Begräbnis vertont ist und durch Texte aus der Zeit Bachs, also dem frühen 18. Jahrhundert, ergänzt wurde.

Auch kreativ näherten sich die Achtklässler den in der Passion behandelten Konflikten. Ein modernes Kunstwerk im Rheinischen Landesmuseum - "Ortsgedächtnis" von Ulrich Wagner - diente als Inspiration zum kreativen Schreiben. In Wagners begehbarem dunklen Raum habe sie sich zuerst "mächtig" und "frei" gefühlt, sagte Valeria, 14.

Dann aber "gefangen" und "bedrängt". Über diese Gefühle hat die Schülerin eine Traumgeschichte geschrieben. An der Johannes-Passion habe sie dabei vor allem die Geschichte von Petrus interessiert, der aus Angst Jesus verleugnet. "Es fasziniert die Schüler, dass sie nicht die ersten Menschen sind, die solche Probleme haben: Gewalt, Verleumdung, Wegschauen aus Angst, alles, was man heute gerne 'Mobbing' nennt", sagte Schulleiterin Andrea Frings.

Das Projekt läuft parallel zum Chorprojekt "Kinder singen Bach", an dem unter anderem auch zehn Fünft- und Sechstklässler der Gesamtschule beteiligt sind. Am 18. März werden sie in der Abteikirche in Maria Laach gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor Bonn die Johannes-Passion aufführen.

Vielen Schülern sei das klassische Werk zunächst fremd gewesen, sagte der Dirigent des Philharmonischen Chores, Thomas Neuhoff. Aber die Musik Bachs habe heute noch eine spirituelle Wirkung auf die Menschen, der sich auch die Schüler nicht entziehen könnten.

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