Missbrauchsfälle: Opfer widersprechen dem Ako

Auf die Aussage des Aloisiuskollegs (Ako), bislang sei noch kein Gespräch seiner Seelsorger mit Opfern des Missbrauchsskandals gescheitert, melden sich nun Betroffene, die beim Ako und der Missbrauchsbeauftragten der Jesuiten, Ursula Raue, über die Jahrzehnte vier verschiedene Ako-Pater als Täter angegeben haben.

Bad Godesberg. Auf die Aussage des Aloisiuskollegs (Ako), bislang sei noch kein Gespräch seiner Seelsorger mit Opfern des Missbrauchsskandals gescheitert, melden sich nun Betroffene, die beim Ako und der Missbrauchsbeauftragten der Jesuiten, Ursula Raue, über die Jahrzehnte vier verschiedene Ako-Pater als Täter angegeben haben.

"Ich habe bei Pater Theo Schneider gefühlte tausend Mal angerufen, der hat sich nie wieder gemeldet", berichtet ein Betroffener. Der zurückgetretene Rektor habe dann seine Nummer abgemeldet. Ein weiteres Opfer versichert, bei ihm habe es nach mehrfachem Kontaktversuch auch nie einen Rückruf der Schule gegeben.

"Ich bin noch nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen worden", teilt der Betroffene dem GA mit. Ein Dritter mutmaßt, das Ako glaube wohl, mit der Erfolgsmeldung im GA seien die Fälle erledigt. Er erwäge deshalb, eine Unterlassungsklage einzureichen. "Mit mir hat niemand nach dem Treffen zu evaluieren versucht, ob ich das Gespräch als gescheitert oder sinnvoll eingestuft habe."

Der Orden habe dem der möglichen Mitwisserschaft beschuldigten Pater Schneider "keinen Maulkorb verpasst", erklärte dessen Pressesprecher Thomas Busch auf Anfrage. Wie berichtet, will sich Schneider bis auf Weiteres nicht öffentlich zu seinem Verantwortungsbereich äußern.

Am Donnerstag, 27. Mai, wird Raue mit dem Provinzial der deutschen Jesuiten, Pater Stefan Dartmann, in der Ordenszentrale in München den Abschlussbericht für Fälle von Missbrauch Minderjähriger in Jesuiteneinrichtungen vorstellen.

Betroffene des Missbrauchs an Jesuitenschulen in Bad Godesberg, Berlin, Hamburg und St. Blasien haben für Samstag, 29. Mai, die damals und heute Verantwortlichen des Jesuitenordens nach Berlin zum Gespräch am Eckigen Tisch eingeladen.

Dartmann und sein designierter Nachfolger Pater Stefan Kiechle werden sich mit Jesuiten, die in den siebziger und achtziger Jahren oder heute Verantwortung getragen haben oder tragen, den Berichten und Fragen von Betroffenen stellen. Die sechsstündige Veranstaltung moderieren die ehemalige Bundesministerin Andrea Fischer sowie zwei Fachleute zum Thema Missbrauch.

"Die Betroffenen sind ungeduldig nach diesen Monaten, in denen aus ihrer Sicht keinerlei Fortschritte erzielt worden sind", so die Gruppe Eckiger Tisch, die aus ehemaligen Schülern aller vier deutschen Einrichtungen besteht. Man sei mit der bisherigen Kommunikation seitens des Ordens und seiner Missbrauchsbeauftragten sehr unzufrieden.

Ziel des Eckigen Tisches sei es, den Austausch zwischen Täter- und Opferseite zur Aufklärung und Aufarbeitung voranzubringen.

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