Missbrauch: Ako spricht von 13 Beschuldigten

Das unter Missbrauchsvorwürfen stehende Aloisiuskolleg (Ako) will sich selbst dazu verpflichten, sich künftig in regelmäßigen Abständen "begutachten" zu lassen.

Missbrauch: Ako spricht von 13 Beschuldigten
Foto: Ronald Friese

Bonn/Bad Godesberg. Das unter Missbrauchsvorwürfen stehende Aloisiuskolleg (Ako) will sich selbst dazu verpflichten, sich künftig in regelmäßigen Abständen "begutachten" zu lassen. Externe Fachleute sollten prüfen, wie das Ako mit der Problematik sexualisierter Gewalt umgehe und das noch zu erstellende Präventionskonzept umsetze.

Das war am Donnerstagabend im Bonner Schulausschuss die wichtigste Einlassung des fast in Mannschaftsstärke angetretenen Ako-Teams. Wie berichtet, hatte Familiendezernentin Angelika Maria Wahrheit das Jesuitenkolleg eingeladen, den Ausschuss über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

Internatsleiter Christopher Haep nannte Fall- und Täterzahlen. Bekannt seien dem Ako derzeit auf fünf Jahrzehnte bezogen 35 Beschuldigungen sexueller Grenzverletzungen, Übergriffe und sexuellen Missbrauchs, die sich auf nun 13 Beschuldigte, überwiegend Patres, bezögen.

Im Gegensatz zu anderen Jesuitenkollegs müsse sich das Ako aber mit Missbrauchsvorwürfen auseinandersetzen, die bis in die Gegenwart reichten, machte auch der kommissarische Rektor, Pater Ulrich Rabe, die Dimension klar. Brisant sei beim Ako, dass sich die neueren Vorwürfe alle gegen einen Jesuiten richteten, der als ehemaliger Schul- und Internatsleiter das Kolleg über Jahrzehnte prägte und erst 2009 ins Altenheim wechselte.

Deshalb wolle man vordringlich genau "wissen, wer welche Verantwortung trägt und zu übernehmen hat", ergänzte Haep.

"Wir haben jetzt vier Monate lang alle Phasen des Nicht-wahrhaben-Wollens und dann des Aufklärens hinter uns und sind zu einer ganz neuen Kultur der Offenheit gelangt", ließ Haep die schmerzliche Zeit Revue passieren. Man habe sicher auch Fehler im Prozess gemacht.

Schulausschussvorsitzende Dorothee Paß-Weingartz (Grüne) nahm kein Blatt vor den Mund: Das Ako habe ihrer Ansicht nach "ein ziemlich schreckliches Armutszeugnis" abgelegt, da es eigentlich nur reagiert habe, als die Betroffenen die Taten angezeigt hatten. "Es macht mich unendlich traurig, dass Sie erst unter Druck aufgeklärt haben."

Es sei für sie unfassbar, wie die beschuldigten Pater erst die Taten und dann die Vertuschung mit sich selbst ausmachten. Letztlich müsse man damit rechnen, dass auch andere Schulen "noch die eine oder andere Leiche im Keller haben." "Es ist auch für mich entsetzlich, dass andere Mitbrüder so etwas praktiziert oder auch zugelassen haben. Ich weiß nicht, wo ich diese Wut rauslasse", sagte Pater Rabe.

Ob es denn in der Stadt keinen Kontrollmechanismus gebe, der garantiere, dass in Schulen genauer hingeschaut werde, wandte sich Paß-Weingartz an die Dezernentin. "Nein, die gesetzliche Regelung sagt, dass die Bezirksregierung für die Aufsicht zuständig ist", erklärte Wahrheit. Sie appelliere an Institutionen und Bürger, es mit der Kultur der Achtsamkeit im Sinne der Kinder sehr ernst zu nehmen.

Die mit vier Personen vertretene Opfergruppe "Eckiger Tisch" im Publikum erhielt nach einer Abstimmung kein Rederecht. Die Gruppe habe keine Chance gehabt, dafür vorher einen Bürgerantrag einzureichen, weil der Tagesordnungspunkt erst kurz zuvor in den öffentlichen Teil gehoben worden war, meinte Sprecher Jürgen Repschläger enttäuscht.

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