Der Brief an Jürgen Nimptsch "Leider sind wir kein Einzelfall"

BONN · An dieser Stelle dokumentieren wir den offenen Brief, mit dem Oliver Leon Ueberholz sich via Facebook an den Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gewandt hat.

Der Brief von Oliver Leon Ueberholz im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch,
wir als Bürger Bonns haben ein ernstes Problem, bei dem uns weder die Polizei noch das Ordnungsamt helfen will. Uns wird immer entgegengebracht: Die Politik will das so.

Seit dem das Alkoholverbot im Bonner Loch in Kraft getreten ist, hat sich vor unserer Haustür eine Gruppe von ca. 30 Drogenabhängigen eingenistet, die den gesamten Tag betrunken, lärmend und teilweise aggressiv dort verbringen Diese Herren und Damen sitzen auf der Straße, so dass kein Auto durchfahren kann, bewegen sich entweder gar nicht oder widerwillig beiseite und beschimpfen die Autorfahrer, die sie bei ihrem Alkoholkonsum stören.

Jegliche Bitten und Hinweise, die Herren und Damen zu einem stilleren Dasein zu motivieren, schlugen fehl. Stattdessen werden wir beleidigt, beschimpft, bedroht, angegriffen (einmal mit Messer) und verhöhnt. Der Herr, der mich mit einem Messer angriff, saß sogar wenige Stunden später wieder direkt vor meiner Haustür. Ein Anruf beim Polizeinotruf mit der Bitte, den Herrn wegzuschicken, wurde standfest verneint, "so etwas machen wir hier nicht!". Ich traue mich also an manchen Tagen nicht vor die Tür.

Noch viel schlimmer ist der Fakt, dass meine Lebensgefährtin und unser 7 Monate altes Baby in dieser Umgebung permanent gestört werden, oft wird meine Lebensgefährt sogar von den Herren auf beängstigende Art und Weise angesprochen. Sie traut sich noch viel weniger vor die Tür, als ich.

Leider sind wir auch kein Einzelfall. Die letzten Vormieter in der Nachbarwohnung sind explizit wegen diesen unhaltbaren Zuständen ausgezogen, ein älterer Herr wurde an seinem 62. Geburtstag auf offener Straße angeschrien, beleidigt und beschimpft.

Die Polizei weigert sich mittlerweile in unsere Straße zu kommen, Beschwerden über die Lärmbelästigung werden ignoriert. Das Ordnungsamt traut sich nicht, den meistens 20-30 Personen gegenüber zu treten. So können in Gegenwart des Ordnungsamtes Beleidigungen und Drohungen gerufen werden, auf der Straße (im Weg) gesessen und lautstark Alkohol konsumiert werden, ohne dass ein Mitarbeiter des Ordnugnsamtes etwas tut, sagt oder macht. Beschweren wir uns freundlich bei den Herren und Damen des Ordnungsamtes, wird uns explizit gesagt, dass "wir nichts tun können - die Politik will das so, Hauptsache der Hauptbahnhof ist sauber."

Weitere Aussagen von der Polizei:
- Wir haben nur drei Wagen - und deshalb Wichtigeres zu tun!
- Laufen Sie doch erst einmal vor die Tür, bevor Sie sich über den Herrn mit dem Messer Sorgen machen!
- Gehen Sie ruhig raus - da passiert schon nichts!"

Nun meine Frage an Sie, Herr Nimptsch:

1. Was ist aus "Die Polizei - Ihr Freund und Helfer" geworden? Die Polizei hilft nicht, und sie ist auch ganz bestimmt nicht freundlich uns Anwohnern gegenüber gesonnen. Uns wird deutlich gemacht, dass wir als lästiges Übel wahrgenommen werden.
2. Wieso hat die Polizei so wenig Einsatzwagen, dass Probleme, die ich selbst in Hamburg und in anderen Städten nach wenigen Wochen gelöst gesehen habe, hier über Monate bestehen?
3. Was werden Sie tun, um diesen Zustände entgegen zu wirken?
Wie können die Polizei und das Ordnungsamt ihr Selbstverständnis aufbessern und in uns zumindest wieder ein Mindestvertrauen in diese Institutionen aufbauen?
4. Warum interessiert sich die Politik nicht im Geringsten für den Schutz von Bürgern vor Drogenabhängigen?

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