Geplanter Neubau des Tausendfüßlers Kreispolitiker fordert Gesamtlösung für den Verkehr

BONN/RHEIN-SIEG-KREIS · Anders als die Politiker in Bonn sieht man im Rhein-Sieg-Kreis den geplanten Abriss und Neubau des Tausendfüßlers der A 565 zwischen Endenich und Bonn-Nord eher mit Skepsis.

Der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) und Grünen-Landespolitiker Rolf Beu hatten die Nachricht über den geplanten Neubau in etwa zehn Jahren als Chance gewertet, dass die A 565 dann auf sechs Spuren aufgeweitet werden könne und dies eine Entlastung des Verkehrs in der Region Bonn bedeute.

Diese Erwartung hält Oliver Krauß für "überzogen". "Leider werden weite Teile der Region nicht von einem sechsspurigen Ausbau dieses Autobahnabschnitts profitieren", machte der CDU-Kreistagsabgeordnete aus Alfter jetzt in einer Presseerklärung deutlich. Die Nordbrücke bilde weiterhin ein Nadelöhr, und auch in anderen Streckenabschnitten verblieben zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung. Ferner helfe ein sechsspuriger Ausbau der A565 auch nicht bei den Verkehrsproblemen im Raum Königswinter/ Bad Honnef.

Durch den Neubau der Brückenkonstruktion würden zwar die Verkehrssicherheit erhöht und die Unfallanfälligkeit gesenkt. Die verbleibenden Engstellen verhinderten jedoch, dass die Leistungsfähigkeit der Strecke insgesamt entscheidend verbessert werde, sagt Krauß.

Der Kreispolitiker rechnet sogar mit einer Verschlechterung: Wegen der erwarteten Zunahme des Verkehrsaufkommens in den nächsten Jahren sei vielmehr zu befürchten, dass eine Erweiterung des Tausendfüßlers auf drei Spuren pro Richtung entsprechend mehr Autos anlocken wird. Denn besonders für den überregionalen Lkw-Verkehr, der über die im Kölner Raum achtstreifig ausgebaute A 3 oder aber über die A 560 komme, wäre die erweiterte Stadtautobahn 565 eine attraktive Alternative zur vielbefahrenen A 61.

"Die Folge wäre mehr nationaler und internationaler Durchgangsverkehr auf der Strecke zwischen Bonn-Beuel und Meckenheim", warnt Krauß. Der sechsspurige Ausbau könne demnach nur Teil eines Gesamtkonzeptes sein.

Krauß verweist darauf, dass zur Erarbeitung von Lösungskonzepten der Bonner Stadtrat und der Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises einen interkommunalen Arbeitskreis gegründet hätten, der sich ergebnisoffen mit möglichen Lösungen für die dringenden Verkehrsprobleme der Region auseinandersetzen soll.

"Ergebnisoffen bedeutet aber auch, dass nicht von vorneherein jegliche Neubaumaßnahmen im Straßennetz ausgeschlossen sind. Denn es ist weiterhin fraglich, ob mittel- und langfristig eine einzige durchgehende Ost/West-Verbindung in der Region ausreicht", so Krauß. Neben der Nordbrücke als Nadelöhr müsse deshalb auch das nachgeordnete Straßennetz von Bonn und dem Umland den Herausforderungen angepasst werden, um die regelmäßigen Staus zu verhindern.

Gerade deshalb sei die Sanierung der Nordbrücke, die im Jahr 2014 für mindestens vier Jahre ansteht, verbunden mit der statisch bedingten Ertüchtigung und dann dem Neubau des Tausendfüßlers, ein "Horrorszenario" für den Verkehrsfluss in der Region, teilt Krauß mit. Zumal innerstädtisch nächstes Jahr auch mit der Sanierung der Viktoriabrücke begonnen werden soll.

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