Kopten feiern bei den Katholiken

Der weißbärtige Priester am Altar hebt sein goldenes Kreuz. "Das ist unsere Berufung, dass wir in Gefolgschaft für Jesus Christus leben", verkündet Pastor Abuna Tawadros auf Deutsch in der katholischen Kirche Frieden Christi auf dem Heiderhof, nachdem er zuvor auf Arabisch gebetet hat.

 Messe der koptischen Gemeinde: Pfarrer Abuna Tawadros verteilt in der Heiderhofer Kirche Frieden Christi die Kommunion.

Messe der koptischen Gemeinde: Pfarrer Abuna Tawadros verteilt in der Heiderhofer Kirche Frieden Christi die Kommunion.

Foto: Ronald Friese

Bonn. Der weißbärtige Priester am Altar hebt sein goldenes Kreuz. "Das ist unsere Berufung, dass wir in Gefolgschaft für Jesus Christus leben", verkündet Pastor Abuna Tawadros auf Deutsch in der katholischen Kirche Frieden Christi auf dem Heiderhof, nachdem er zuvor auf Arabisch gebetet hat.

Der Pastor der Bonner koptischen Gemeinde feiert mit seinen knapp 60 Mitgliedern einmal im Monat die Messe nach der traditionellen Liturgie. Und die verbringt der koptische Christ nicht gemütlich im Sitzen. Mit Pastor Tawadros feiern die Gläubigen nun schon beinahe drei Stunden meist im Stehen ihre heilige Messe.

Auf dem Altar liegt das weiße Kelchtuch ausgebreitet. Der Priester im weißen Gewand trägt mit seinen Ministranten Brot und Messwein feierlich um das Zentrum, segnet die Gaben. Während der folgenden Gesänge wiegt hier eine Mutter ihr Baby in den Schlaf. Ein paar Kinder suchen für ein paar Minuten Auslauf im Vorraum.

"Unsere Messen sind lang, aber schön feierlich", erzählen Miriam und Manuel, die Kinder des Priesters. Sie freuen sich schon auf das anschließende Mittagessen. "Ägyptische Küche ist immer lecker scharf", verkünden die Kinder, bevor sie wieder in die Kirche streben. In der Küche von Frieden Christi rühren derweil Samir Nassr und Ehefrau Claudia die exotisch duftenden Speisen noch einmal um.

Es gibt Gemüsesuppe mit dem typischen Kreuzkümmel und Reis mit Rindfleisch, erzählen beide über den Töpfen. Das Gemeindemahl sei sehr wichtig für den Zusammenhalt, betont Familienvater Nassr. Er ist vor 35 Jahren nach Deutschland gekommen und lebt mit seiner katholischen Frau eine "richtig ökumenische Ehe".

Die Kinder besuchen eine katholische Schule. "Aber die koptischen Gottesdienste geben mir auch Halt, sie führen mich an meine Wurzeln zurück", sagt der 50-Jährige. Und was sind die konfessionellen Unterschiede im Alltag der Nassrs? "Dass bei uns Täuflinge ganz unter Wasser getaucht werden", meint der Ehemann prompt.

Dass bei den Kopten christliche Riten wie das Fasten noch strenger eingehalten werden, erklärt Claudia Nassr. Ihre Tochter Lara etwa finde derzeit Erfüllung darin. "Ich nehme hier viel aus dem Gottesdienst mit. Ich lerne, demütig vor Gott zu bleiben", ergänzt Lara nachher selbst. Mit Freude nimmt die 17-Jährige am Jugendprogramm der kleinen Gemeinde und an der aufs Essen folgenden Bibelauslegung teil.

"Gott ist wichtig in der Welt", sagt Lara Nassr. Und wie verkraftet die Gemeinde die immer wieder blutigen Angriffe gegen ihre Glaubensbrüder in Ägypten? Nach den Attentaten zum Jahreswechsel und Drohanrufen und -briefen auch in Deutschland habe auch die Gemeindezentrale in Düsseldorf unter Polizeischutz gestanden, erzählt Samir Nassr. "Wir sind weiter in Unruhe, weil in Ägypten im Grunde genommen kein Systemwechsel stattgefunden hat. Persönlich habe ich aber hier keine Angst mehr."

Von Glaubenstiefe und Gotteslob geprägt, geht inzwischen der liturgisch reiche Gottesdienst zu Ende. Pastor Tawadros hat vom Schutz Gottes gepredigt. "Denn du schaust immer auf uns herab." Das Brot mit eingebackenem Kreuz ist gebrochen und in den Wein getaucht worden. Der Katholik Joachim Schick, der das Asyl der Kopten in Frieden Christi vermittelt hat, schaut zu. Dann empfangen sie alle ihre heilige Kommunion, die Christen mit ägyptischem Hintergrund, die dann letztlich den Glaubensschwestern und Brüdern der anderen Konfessionen so ähnlich sind.

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