Kongress-Center: "Da sind keine Spekulanten am Werk"

Finanzberater des künftigen WCCB-Investors glaubt, dass Stadt kein Geld für Kongresszentrum ausgeben muss

Kongress-Center: "Da sind keine Spekulanten am Werk"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Die "Aufregung in der Stadt" wegen der finanziellen Turbulenzen um das World Conference Center Bonn (WCCB) könne er "gut verstehen", sagt Christoph Penderok. Gleichwohl fügt er hinzu: "Ich habe keine Zweifel, dass der neue Investor Honua das Projekt geräuschlos abschließen und auf ein solides finanzielles Fundament stellen will.

Banktechnisch kann man natürlich erst sicher sein, wenn die von Honua zugesagten 30 Millionen Euro bis Anfang Juli physikalisch in Bonn angekommen sind." Sprich: Auf dem Konto eingezahlt sind.

Penderok kennt sich in der Branche aus. Der 49-jährige Diplom-Ingenieur und Wirtschaftswissenschaftler berät nach eigenen Angaben weltweit Investoren beim "Aufbau von Finanzstrukturen". Zu seinen Kunden gehören auch die koreanischen Konzerne SMI Hyundai und Honua, die das WCCB bauen und betreiben.

Vorsichtige Kritik übt Penderok an SMI Hyundai-Chef Man Ki Kim, der vor vier Jahren angetreten war, das Projekt zu realisieren - unter anderem mit 40 Millionen Euro Eigenkapital. Doch Kim habe sich bei anderen Bauten "verzettelt", lediglich zehn Millionen Euro Eigenkapital aufgebracht und sich den Rest "besorgt - zu ungünstigen Konditionen", sagt Penderok und merkt an: "Damit war die geplante Finanzstruktur geplatzt."

Als Geldgeber fungiert die Sparkasse KölnBonn, die bisher mit 74 Millionen Euro im WCCB involviert ist und voraussichtlich einen weiteren Kredit über 30 Millionen Euro gewähren wird.

Mit dem Einstieg von Honua sieht Penderok nun die Chance, wieder "in ruhiges Fahrwasser" zu kommen.

Der Investment-Konzern, der im Auftrag von koreanischen Unternehmen ("Die gehören dort zu den Top-Ten") deren Geld anlegt, hat bereits einen Millionenbetrag in das WCCB investiert - einen Teil jener 30 Millionen Euro, die Kim nicht aufgebracht hat.

Bis Anfang Juli, so die Zusicherung von Honua gegenüber der Stadt Bonn, will Konzernchef Andrew Jang sowohl den "Restbetrag" von Kims Eigenanteil am WCCB (13 Millionen Euro) sowie weitere 30 Millionen Euro überweisen, die aufgrund der Kostensteigerung von 140 auf 200 Millionen Euro an Eigenkapital notwendig sind.

Dass Honua kürzlich bereits zehn Millionen Dollar überweisen hat, ist für Penderok "ein Zeichen dafür, dass die es ernst meinen mit ihrem Engagement in Bonn". Überdies müsse Honua seinen Geldgebern auch Rechenschaft darüber abgeben, dass ihr Geld gut angelegt ist: "Da sind keine Spekulanten am Werk."

Als Gründe für die rapiden Kostensteigerungen nannte er neben Baukostensteigerungen qualitätsverbessernde Maßnahmen wie den zunächst nicht vorgesehenen Einbau modernster Konferenztechnik: "Diese wird aber auch die Wirtschaftlichkeit und den Betrieb des WCCB deutlich erhöhen."

Ferner wären die Architektenpläne unvollständig gewesen. So seien im Kostentableau die Fußböden, immerhin rund 74 000 Quadratmeter, nicht enthalten gewesen.

Die Sorge, dass der neue Investor das Kongresszentrum nicht stemmen kann und in dem Fall dann die Stadt den Bau übernehmen müsste ("Heimfall"), hat Penderok nicht. Sollte es dennoch dazu kommen, kämen auf die Stadt jährliche Zinszahlungen von mehr als fünf Millionen Euro zu. Plus Tilgung, Betriebskosten und Rücklagen.

Der Finanzberater geht sogar davon aus, dass sowohl Honua als auch die Betreibergesellschaft, die WCC Bonn Management GmbH, kein Geld aus dem Ausgleichstopf benötigen. In den haben Bund und Land 52 Millionen Euro eingezahlt, um ein mögliches Betriebsdefizit, aber auch die Unterhaltung von Plenarsaal und Wasserwerk zahlen zu können.

Penderok verweist dabei auf den Businessplan der GmbH, der im Auftrag der Sparkasse von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner geprüft und im wesentlichen bestätigt wurde. Danach steigt das Betriebsergebnis von 1,1 Millionen Euro (2010) auf sieben Millionen Euro im Jahr 2018.

Dazu heißt es in einem Bericht der Stadt: "Ab 2012/13 sind aus dem laufenden Betrieb Erlöse zu erwarten, durch die die Zinszahlungen im Falle eines Heimfalles erwirtschaftet werden können." Von Tilgung und sonstigen Ausgaben ist nicht die Rede.

Penderok ist im übrigen von der Attraktivität des Kongress-Standorts Bonn überzeugt, nicht zuletzt aufgrund des benachbarten UN-Campus, in den 2010 auch das UN-Klimasekretariat einzieht. Daher hält er es für realistisch, die prognostizierten 200 000 Kongressteilnehmer pro Jahr auch erreichen zu können.

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