Herr Ibn Ishac und seine "Schöne Quelle"

Bonner Historiker und Leiterin der Andreasschule geben mit muslimischen Mitautoren das erste deutschsprachige Schulbuch für Islamkunde heraus

  Eine Premiere:  Die beiden Bonner Dorothea Paschen und Klaus Gebauer haben an dem ersten deutschsprachigen Schulbuch für Islamkunde mitgewirkt.

Eine Premiere: Die beiden Bonner Dorothea Paschen und Klaus Gebauer haben an dem ersten deutschsprachigen Schulbuch für Islamkunde mitgewirkt.

Foto: Ronald Friese

Bonn. Ibn Ishac ist Buchhändler. Die Kinder lieben ihn, weil er ihnen so wunderschöne Geschichten erzählen kann.

Der ältere Mann mit dem freundlichen Gesicht ist eine der Hauptfiguren in dem ersten deutschsprachigen Schulbuch für den Islamunterricht an Grundschulen. "Die Schöne Quelle" lautet der Titel des Buches, das in der dritten Klasse zum Einsatz kommen soll.

Daran mitgearbeitet haben neben zwei muslimischen Islamwissenschaftlerinnen, Theologen und Lehrern zwei Bonner Autoren: Dorothea Paschen, Leiterin der Andreas-Grundschule in Rüngsdorf und der promovierte Historiker Klaus Gebauer, viele Jahre lang beim NRW-Schulministerium zuständig für die Lehrplanentwicklung. Beide Bonner Autoren sind katholisch, Paschen ist neben ihrer Tätigkeit als Schulleiterin Vorsitzende der NRW-Lehrplankommission für Islamkunde in deutscher Sprache.

"Seit Jahren gehört das Fach Islamkunde an vielen Schulen zum festen Programm", sagte Gebauer in einem Gespräch mit dem GA. Doch fehlte bislang entsprechendes Unterrichtsmaterial. So kam es, dass sich Gebauer mit den anderen Autoren zusammensetzte, um innerhalb eines Jahres das Buch vorzulegen.

Anhand kurzer, lebensnaher Geschichten erfahren die Drittklässler, was ihre muslimischen Altersgenossen Havva, Hasan, Hatice, Erdal und Aysche zu Hause, irgendwo in einer Stadt in Deutschland, in ihrer Schule und beim Buchhändler Ishac erleben. Wie sie den Ramadan feiern und was sie alles über ihren Propheten Muhammad, über die Stadt Mekka und den Islam erfahren. Jeder Geschichte ist ein Arbeitsteil mit Fragen beigefügt.

Illustriert hat das Buch die Berliner Malerin Baris Tulgan. Auf Wunsch der beiden Islamwissenschaftlerinnen im Autorenteam, Havva Yakar und Seniz Hale Önel, habe sie darauf verzichtet, Mädchen und Frauen mit Kopftuch zu zeichnen, erklärt Gebauer, "sie waren strikt dagegen, weil sie das Kopftuch als politisches Signal, als Symbol für die Unterdrückung der Frau ansehen."

Doch wer in dem Buch genau hinschaut, muss zumindest bei einem Bild rätseln, ob eine der Mütter der Kinder nicht doch ein Kopftuch trägt. Das Bild zeigt die Eltern von Havva und ihren Freunden bei einer Klassenversammlung in der Pausenhalle der Schule. In wenigen Wochen erwarten die Autoren die offizielle Zulassung des Buches für den Unterricht.

Bisherige Rückmeldungen aus dem Schulministerium seien allesamt positiv gewesen. Deshalb ist Gebauer überzeugt, dass das Placet reine Formsache ist. "Die Schöne Quelle" ist der erste Band einer neuen Schulbuchreihe für das Fach Islamkunde an der Grundschule. Die Bände für die Klassen eins, zwei und vier sollen Ende 2009 vorliegen, ebenso ist laut Gebauer eine Reihe für die Sekundarstufe I in Arbeit.

Das Buch ist im Kölner Önel-Verlag erschienen: www.oenel.de

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