Hermann Scheer: "IRENA passt ideal in die neue Rolle Bonns"

Projekt einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien soll jetzt umgesetzt werden

Hermann Scheer: "IRENA passt ideal in die neue Rolle Bonns"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Was lange währt, soll endlich gut werden. Seit über fünf Jahren kämpfen Politiker aus der Region für die Ansiedlung einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Bonn. An vorderster Front die SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber und Hermann Scheer, die sich beide unermüdlich für den Ausbau von Solar-, Wind- und Bioenergie einsetzen.

Jetzt steht ihr Projekt, das zwischenzeitlich auch wegen des Widerstands des früheren Umweltministers Jürgen Trittin (Grüne) auf Eis lag, vor der Realisierung: Spätestens im Februar soll eine Gründungskonferenz IRENA (International Renewable Energy Agency) ins Leben rufen, die ein Gegengewicht zur Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) in Wien und zur Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris bilden soll.

Für Scheer, zugleich Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar), wäre dies sein "bisher größter Erfolg". Schon vor drei Jahren hatte sein Parteifreund Kelber IRENA als "die wichtigste Ansiedlung einer Organisation seit der UN-Ansiedlung" bezeichnet.

Scheer zeigte sich am Dienstag zuversichtlich, dass Bonn Sitz von IRENA wird. "IRENA passt ideal in die neue Rolle Bonns." Entscheidend werde auch sein, dass Deutschland der Initiator des Projektes war. Allerdings liegt nach GA-Informationen mit Wien mindestens eine weitere Bewerbung vor.

Über den Sitz der Agentur soll die erste Mitgliederversammlung von IRENA voraussichtlich Mitte kommenden Jahres entscheiden. Vor der Gründungskonferenz soll das Projekt im Herbst in Madrid abschließend vorbereitet werden. Der Bundestag hatte sich im Juni mit großer Mehrheit für die Einrichtung von IRENA ausgesprochen.

"Die Bundesregierung unterstützt den Standort Bonn", sagte Scheer. Wie viele Länder sich an IRENA und damit an der Finanzierung beteiligen werden, ist noch offen. Auf der letzten Vorbereitungskonferenz im April waren 60 Länder vertreten, darunter zahlreiche europäische, aber auch Staaten wie Indien und Indonesien.

Die USA waren nicht dabei. Zur möglichen Ausstattung der Agentur sagte Scheer, dass die Organisation wahrscheinlich mit rund 150 Mitarbeitern starten werde. Langfristig sollten bei einem Jahresetat von knapp 100 Millionen Euro rund 1 000 Mitarbeiter Beschäftigung finden, meinte der SPD-Politiker.

Ob er selbst ein Amt bei IRENA anstrebe, ließ Scheer offen. Über den nach eigenen Angaben politisch und finanziell unabhängigen Verein Eurosolar, den Scheer vor 20 Jahren in Bonn gegründet hat, setzt sich der Wahl-Remagener für "die vollständige Ablösung fossiler und atomarer Energien durch erneuerbare Energieversorgung" ein. Das sei nicht nur möglich, sondern auch zwingend nötig.

"Unser Erfolg war es, die Wand von mentalen Vorbehalten gegenüber den erneuerbaren Energien zu überwinden." Eurosolar organisiert beispielsweise die Konferenzreihen "Solarenergie in Architektur und Stadtplanung" sowie "Der Landwirt als Energie- und Rohstoffwirt". Um die Speicherung erneuerbarer Energien soll es auf einem Kongress im November in Berlin gehen.

Weitere Informationen unter www.irena.org und www.eurosolar.org

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