Büroneubau im Bundesviertel GIZ investiert 70 Millionen Euro in Bonn

BONN · Die gute Nachricht zuerst: Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) investiert 70 Millionen Euro in einen Büro-Neubau im Bundesviertel und bekennt sich zu ihrem offiziellen "ersten Hauptsitz" in Bonn.

 Der Investor plant zwei Bürogebäude an der Friedrich-Ebert-Allee. Die Simulation zeigt sie mit begrünten Dächern. Den sogenannten "Mäanderbau" (rechts) will die GIZ kaufen.

Der Investor plant zwei Bürogebäude an der Friedrich-Ebert-Allee. Die Simulation zeigt sie mit begrünten Dächern. Den sogenannten "Mäanderbau" (rechts) will die GIZ kaufen.

Foto: GIZ/ Ten Brinke

Das erfuhren rund 100 GIZ-Mitarbeiter in einer Anhörung der drei Bonner Bundestagsabgeordneten, bei der es um eine mögliche Benachteiligung gegenüber dem zweiten GIZ-Hauptsitz Eschborn ging.

Bisher hat die Gesellschaft zwei Gebäude gemietet. Der geplante Neubau in der Friedrich-Ebert-Allee 36 entsteht genau neben der bisherigen Hauptliegenschaft, die weitergenutzt werden soll. Investor Ten Brinke realisiert auf dem Grundstück zwei Bürogebäude; eines davon will die GIZ für "rund 70 Millionen Euro einschließlich aller Begleitmaßnahmen" erwerben, wie GIZ-Manager Sebastian Paust während der Anhörung am Friedrich-Ebert-Gymnasium berichtete.

Das Haus soll 400 Einzel- und 50 Doppelbüros, eine Tiefgarage sowie eine Kantine erhalten und klimaneutral betrieben werden - unter anderem mit Hilfe von Fernwärme und einer eigenen Photovoltaikanlage. Das Unternehmen rechnet mit der Fertigstellung in etwa zwei Jahren.

Damit sei genug Platz für weiteren Stellenzuwachs am Standort Bonn, sagte Paust. Genau der ist allerdings umstritten. Derzeit hat die GIZ, die 2011 aus einer Fusion der Hilfsorganisationen GTZ, DED und Inwent entstanden ist, in der Bundesstadt rund 770 Mitarbeiter (Eschborn: rund 1.800). Das verstoße gegen eine notarielle Vereinbarung zwischen dem Land NRW und dem Bund, kritisierte Ulrich Kelber (SPD), der gemeinsam mit Katja Dörner (Grüne) moderierte.

In der Vereinbarung sei festgelegt, dass die Zahl der GIZ-Mitarbeiter in Bonn nicht sinken dürfe. 2010 seien hier aber noch 845 Mitarbeiter der Vorgänger-Organisationen beschäftigt gewesen. Dorothee Fiedler, Unterabteilungsleiterin im Entwicklungshilfeministerium, hielt dagegen: Die von Minister Dirk Niebel angetriebene Fusion sei "positiv" verlaufen und in Wahrheit sei die Bonner Stellenzahl um 3,2 Prozent gestiegen - man müsse 93 Ex-GIZ-Leute mitrechnen, die in die neue Servicestelle "Engagement Global" im Bundesviertel gewechselt seien. Kelber konterte: In der Vereinbarung mit dem Land sei ausdrücklich von GIZ-Stellen die Rede - ohne neue Institutionen einzurechnen: "Wir werden die Stellenentwicklung im Blick behalten", kündigte er an.

In der Diskussion zeigte sich, dass viele Bonner Mitarbeiter - vor allem aus DED und Inwent stammend - sich überrollt fühlen. "Kompetenzen werden nicht ausreichend genutzt, man hat in Bonn kaum noch Einfluss auf wichtige Entscheidungen", kritisierte Betriebsratsvorsitzender Hans-Jürgen Kawalun.

Eine Mitarbeiterin spitzte zu: "Wir werden zu Aushilfen degradiert." Viele machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Eine Beschäftigungsgarantie gilt bis Ende 2015. Etliche Mitarbeiter haben aber nur befristete Verträge: rund 42 Prozent in Bonn, etwa 37 Prozent in Eschborn. Manager Paust als Beauftragter des GIZ-Vorstands nahm die Debatte als "Aufforderung an die Führungskräfte", in Bonn für mehr Aufbruchstimmung zu sorgen.

Der Betriebsrat hat in etwa 50 Fällen seine Zustimmung zu Überleitungsverträgen verweigert, weil die Mitarbeiter bei der GIZ nicht hochwertig genug eingruppiert worden seien. Zahlreiche Verfahren laufen nun am Bonner Arbeitsgericht. Die GIZ will sich dazu nicht äußern.

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