Demonstration gegen NPD Friedensplatz im Ausnahmezustand

BONN · Auf dem Bonner Friedensplatz herrschte bis Mittwochmittag Ausnahmezustand: Grund war eine Demonstration gegen eine Kundgebung der NPD.

 Demonstration gegen Rechts: Polizisten sichern den Friedensplatz.

Demonstration gegen Rechts: Polizisten sichern den Friedensplatz.

Foto: Roland Kohls

Das ältere asiatische Paar blickt sichtlich irritiert um sich. Es ist kurz nach zehn Uhr, die beiden sind gerade auf dem Friedensplatz aus dem Aufzug der Tiefgarage gestiegen - und mitten in einer politischen Demonstration gelandet: Überall Polizisten, Absperrgitter zäunen den Platz ein und teilen ihn in zwei Hälften.

Busse fahren nicht, der Friedensplatz ist an diesem sonnigen Vormittag im Ausnahmezustand. Hinter der Absperrung am unteren Ende rüstet sich das Bündnis "Bonn stellt sich quer" mit mehr als 200 Demonstranten für den Protest gegen die NPD, die sich am Mittwoch um elf Uhr für eine Kundgebung angesagt hat. Letztlich kommen rund zehn Rechtsextreme.

Bündnissprecher Mani Stenner bittet darum, fair mit der Polizei umzugehen, auch wenn die zum Schutz der NPD-Kundgebung eingesetzt sei. Er sei sicher, dass die Beamten im Notfall auch sie schützen würden. "Weit mehr als 100 Beamte", so erklärt Polizeisprecher Frank Piontek später, haben den Friedensplatz unter Kontrolle und einen aufmerksamen Blick auf alle Passanten. Sie lassen nicht jeden durch.

Ein schwarz gekleideter junger Mann muss hinter die Absperrung am oberen Ende des Platzes zurück, wo sich laut Polizei Angehörige der Antifa versammeln. Aber auch sie bleiben friedlich und belassen es bei verbalen Attacken gegen die NPD, die auf sich warten lässt. Derweil erklärt Bonns Grünen-Bürgermeisterin Angelica Maria Kappel auf der Bühne des Bündnisses: "Wir kommen aus einer Stadt mit 320.000 Einwohnern und mehr als 170 Nationen, die friedlich zusammenleben. Wie wollen ein Zeichen setzen für Toleranz, die werden wir uns nicht zerstören lassen."

Dem schließt sich der frühere Bürgermeister von Beuel, Wolfgang Hürter, gerne an. Er nutzt die Gelegenheit, um allen zu danken, die am 1. Mai in Beuel gegen Rechtsextremismus auf die Straße gingen. Mit ihm setzen nun auch andere Bonner Politiker ein Zeichen, wie SPD-Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber. Dann ist es soweit: Der Lastwagen der NPD mit Berliner Kennzeichen bahnt sich eskortiert von Polizisten auf Motorrädern seinen Weg, ein gellendes Pfeifkonzert empfängt ihn. "Nazis raus" schallt es über den Platz.

Und es wird sichtbar: Es sind höchstens zehn Leute in dem NPD-Bus, mindestens fünf als Security erkennbar. Als NPD-Bundes- und Fraktionsvorsitzender Holger Apfel ans Mikro tritt, kommt es zu dem einzigen Zwischenfall: Ein Mann eilt auf ihn zu und findet sich schneller, als man gucken kann, auf dem Boden wieder: Die Security hat ihn gestoppt. Der 36-Jährige blutet, Polizisten führen den Bonner weg, versorgen ihn und erteilen ihm einen Platzverweis. Der 36-Jährige ist sichtlich unter Schock und erklärt später gegenüber dem GA: "Ich wollte den Nazis doch nur sagen, sie sollen verschwinden." Ihm droht nun eine Anzeige wegen Störung einer genehmigten Versammlung.

Um ein Uhr ist alles vorbei, der NPD-Bus verlässt den Platz. Insgesamt hat die Polizei präventiv fünf Platzverweise an Anhänger der Antifa erteilt, wie Polizeisprecher Piontek sagt. Mani Stenner lobt die Demonstranten und ist mit der Aktion zufrieden. Der Friedensplatz gehört wieder ganz den Bürgern.

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