Skandal um WCCB Ex-Projektleiter Hübner bricht sein Schweigen

Bonn · Er ist eine der Schlüsselfiguren im Fall des World Conference Center Bonn (WCCB) und hat seit dessen Zusammenbruch geschwiegen. Nun brach der damalige WCCB-Projektleiter und mittlerweile pensionierte Stadtdirektor Arno Hübner sein Schweigen: Der 69-Jährige trat im WCCB-Prozess in den Zeugenstand, ein bemerkenswert ungewöhnlicher Schritt, da er mittlerweile selbst zusammen mit seiner Kollegin Evi Zwiebler wegen besonders schwerer Untreue zum Nachteil der Stadt Bonn angeklagt wurde.

WCCB-Spiegelungen im Oktober 2011. Einen Monat zuvor begann vor der Bonner Wirtschaftsstrafkammer der Prozess gegen den 2005 von der Stadt ausgewählten Investor Man-Ki Kim.

WCCB-Spiegelungen im Oktober 2011. Einen Monat zuvor begann vor der Bonner Wirtschaftsstrafkammer der Prozess gegen den 2005 von der Stadt ausgewählten Investor Man-Ki Kim.

Foto: Lannert

Erkennbar nervös ist Hübner, als er um 9 Uhr im Beistand seines Anwalts Stefan Hiebl vor der Wirtschaftsstrafkammer Platz nimmt. Es war sein erklärter Wille dort auszusagen, sagte er zuvor dem GA. Er wolle dem Gericht, vor dem er sich selbst verantworten muss, wenn das Verfahren eröffnet werden sollte, seine Sicht der Dinge schildern.

"Zu viel ist bisher nicht richtig geschildert oder verstanden worden", sagte er. Nun wird seine Aussage mit Spannung erwartet, denn nur er und Evi Zwiebler scheinen zu wissen, was damals genau geschah, wie es 2005 dazu kam, dass der nun angeklagte Man-Ki Kim mit seiner Firma SMI Hyundai den Zuschlag als Investor erhielt. Und was sich jeder in der Stadt fragt: Was wusste Ex-OB Bärbel Dieckmann?

Wer allerdings auf diese letzte Frage eine Antwort erwartete, wird enttäuscht. Nur soviel sagt Hübner auf die Frage von Kammervorsitzendem Jens Rausch nach Rücksprachen mit der OB: "Wie immer bei so großen Verwaltungen wurde die OB über wichtige Dinge informiert. Aber nicht im Detail über alles." Mit Dieckmann sei es so gewesen, dass man persönlich berichtet und nicht telefoniert oder gemailt habe. Einmal die Woche habe sich der Verwaltungsvorstand getroffen und über Vorlagen beraten. Dazu habe natürlich neben den Amtsleitern und Beigeordneten auch die OB gehört. In das Projekt WCCB seien die Fachämter eingebunden gewesen.

"Ich hatte die Leitung, war über wesentliche Entwicklungen informiert und habe wesentliche Entscheidungen getroffen." Es geht an diesem Prozesstag vor allem um die Entwicklungen, die dazu führten, dass Kim den Projektvertrag erhielt. Und um die Rolle, die der städtische Berater Michael Thielbeer spielte, der neben Kim vor Gericht sitzt.

Die Anklage wirft ihm vor, von dem ebenfalls auf der Anklagebank sitzenden Kim-Berater Ha-S. C. bestochen worden zu sein, damit er der Stadt Kim als besten Investor empfahl. Von Kim sollen Hübner und Zwiebler gefordert haben, Thielbeers städtische Rechnung von 32.000 Euro zu bezahlen, wenn er den Auftrag erhalten wolle.

Das aber bestreitet Hübner nun. Erstens habe er mit der Abwicklung der Rechnung nichts zu tun gehabt, das habe Frau Zwiebler gemacht. Und außerdem sei die Rechnung für Beraterleistungen gewesen, die Thielbeer nicht für die Stadt, sondern für die Firma IKBB des zunächst von der Stadt favorisierten Heinz Dieter Kals geleistet habe.

Thielbeers Leistungen aber läsen sich in den E-Mails aber ganz anders, hält Richter Rausch Hübner vor. Da werde der Eindruck erweckt, Thielbeer sei im Auftrag der Stadt zur Kontrolle von Kals im Einsatz gewesen. Aber Hübner bleibt bei seiner Aussage. Kals hatte Kim in sein IKKB- Boot geholt, und war Ende Juni 2005 dann selbst draußen.

Nun wehrt Hübner sich gegen den Vorwurf, er und Zwiebler seien damals mit Kim schon handelseinig gewesen, bevor der Vorvertrag mit Kals abgelaufen war. E-Mails, die entsprechende Aktivitäten belegen, kommentiert der frühere Stadtdirektor: Es sei legitim, schon mal die Fühler auszustrecken. Und er versichert: Es gab keinen anderen ernstzunehmenden Investor als Kim.

Wieso man Kim so positiv gesehen habe, fragt der Richter mehrfach. Hübners Antwort: Kim sei der einzige gewesen, der Aktivitäten entfaltet, die 300.000 Euro für den Architektenwettbewerb bezahlt habe und mit Fachleuten angereist sei.

Es ist fast 17 Uhr, als Richter Rausch sich bei Hübner bedankt. Damit ist für den 69-Jährigen der Vernehmungsmarathon aber nicht beendet: Er soll drei weitere Prozesstage lang vernommen werden. Und als Zeuge muss er im Gegensatz zu einem Angeklagten die Wahrheit sagen.

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