Beethoven-Marathon Ein langer Lauf für den Maestro

BONN · Gewiss, Erleichterung war auch dabei, aber vor allem Aufbruchstimmung - ein entschlossenes "Jetzt oder nie" - , als die Vorsitzende der Festspielhaus-Freunde am Samstag um 11 Uhr auf der Bühne am Remigiusplatz ans Mikrofon trat, um den "Beethoven Marathon" für das Festspielhaus zu eröffnen.

"Wir können seit langem wieder froh sein, dass die Stadt nun signalisiert hat, sie will es auch", sagte Monika Wulf-Mathies. Ein repräsentatives Wahrzeichen mit exzellenter Akustik zum 250. Geburtstag des Komponisten? Dies sei nunmehr in greifbare Nähe gerückt. 2015 spätestens sollten die Bauarbeiten in der Rheinaue beginnen.

Dies mag auch die mehr als 200 Musiker zwischen sieben und 70 bewegt haben, die spontan ihre Teilnahme am Marathon der Bürger für Beethoven zugesagt hatten, um die Passanten in Bonn einen ganzen Tag lang gratis mit Klassik und Pop, Jazz, Rock und Swing auf das ambitionierte Projekt einzustimmen, das seit 2010 auf Eis gelegen hatte.

Passend zum politischen Tauwetter bot der sommerliche Samstagmorgen eine hervorragende Gelegenheit, um zwischen den drei Bühnen am Remigiusplatz, am Bottlerplatz und in der Galeria Kaufhof zu pendeln, und sich aus den 30 Ensembles sein eigenes Programm zusammen zu stellen. Und sogar der Maestro selbst war vor Ort; in Öl. Der Künstler Andreas Trautwein aus Sankt Augustin hat das Bild gemalt, auf dem Beethoven vom Sockel gestiegen ist, sich mit einem Akkordeon davor setzt und auf einem Teller Geld sammelt für sein Festspielhaus.

Kreativ waren auch die Kinder, die in einem der Schaufenster der Galeria eine 3D-Beethoven-Collage gestalteten. "Jeder, der mag, kann bei uns mitmachen. Und unsere Beethoven-Figur wird später für das Festspielhaus versteigert", beschrieb Kaufhof-Chefin Angelika Finkernagel die Aktion.

Sieben Stücke lang dauerte der "Marathon" der 15-jährigen Milene aus Bonn - Gewinnerin des Udo Lindenberg Panikpreises 2010 - und ihrer Band, die trotz Lampenfieber noch ein kleines Interview gab: "Es ist schön, hier mitmachen zu dürfen, und es ist auch eine gute Gelegenheit, uns vorzustellen." Etwas länger als sie steht Ralf Reinarz vom Bonner Saxophon-Ensemble schon auf der Bühne und fügt dem Auftritt auch ein recht professionelles Statement hinzu: "Wir engagieren uns für das Festspielhaus. Wir glauben dran."

Das haben die Saxofonisten wohl mit den meisten ihrer Zuhörer gemeinsam: "Ein Festspielhaus wäre fantastisch für Bonn. Die Leute würden heute nicht nach Florenz fahren, wenn die Medici dort früher so viel Geld in Kunst und Kultur investiert hätten", erklärte Theodor Cramer. "Solch ein Haus muss natürlich auch für die Bürger da sein; ohne dafür andere Kultur zu opfern", ergänzte Wilfried Loose.

Für Stephan Eisel vom Organisationsteam ein rundum gelungener Lauf: "Es hat alles geklappt: alle Musiker waren da, die Spendenboxen sind gut gefüllt, und das Wetter hat auch mitgespielt. Wenn es um Beethoven geht, muss die Sonne ja einfach rauskommen", ergänzte er scherzhaft.

Das Festspielhaus-Projekt:
OB Jürgen Nimptsch hält den Bau des Beethoven-Festspielhauses in der Rheinaue für finanzierbar (ohne Beteiligung der öffentlichen Hand). Der Post-Konzern hat 30 Millionen Euro in Aussicht gestellt, IHK-Chef Grießl und seine Unterstützer wollen bei weiteren Sponsoren 25 Millionen Euro einsammeln (Stand derzeit: 2,5 Millionen). Die Finanzierungslücke soll unter anderem durch einen "Beethoventaler" geschlossen werden, den die Bonner Hoteliers pro Übernachtung nehmen wollen.

Erwartete Jahreseinnahme: rund 1,2 Millionen. Mit dem "Beethoventaler" solle ein 25-Millionen-Kredit finanziert werden. Kein Problem stelle laut Nimptsch die Finanzierung des Festspielhaus-Betriebs dar. Wie hoch aber der städtische Zuschuss sein würde, ließ er aber weiter offen. Für die geplante Betreiberstiftung stellt der Bund 39 Millionen Euro bereit. Der Stadtrat wird wahrscheinlich im September entscheiden. Morgen Abend diskutiert der Kulturausschuss den Sachstand. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr, Ratssaal im Stadthaus.

Mehr zum Thema unter www.buergerfuerbeethoven.de

User-Videos zum Beethoven-Marathon:

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