Die "Rheinauer" kommen

Auf dem südlichen Teil der ehemaligen amerikanischen Siedlung wächst neues Viertel mit 350 Wohneinheiten

Die "Rheinauer" kommen
Foto: Hans Blossey

Bad Godesberg-Plittersdorf. Eine neue Spezies bevölkert bald das Areal zwischen Kennedyallee, Donatus- und Kolbergstraße - die "Rheinauer".

Die "Gesellschaft Modernes Bonn" errichtet auf dem rund 50 000 Quadratmeter großen Gelände südlich der Kennedyallee einen Miniaturstadtteil: die Rheinauer Gärten. "Werden Sie Rheinauer" wirbt "Modernes Bonn" auf seiner Internet-Präsenz. Das neue Quartier sei als "Verlängerung des angrenzenden Rheinauenparks" konzipiert und eröffne "ideale Entfaltungsmöglichkeiten für Familien mit Kindern, Paare und Singles".

Wo früher einmal Versorgungseinrichtungen der amerikanischen Siedlung standen (unter anderem das ehemalige Kino, das Commercial Center und das Community Center), entstehen insgesamt 350 Wohneinheiten (Doppel- und Reihenhäuser sowie Stadtvillen mit Eigentumswohnungen).

Mittlerweile ist der erste Bauabschnitt mit 20 Doppelhäusern, 41 Reihenhäusern und drei Stadtvillen (nebst Tiefgarage) mit insgesamt 34 Eigentumswohnungen fast fertiggestellt. "Derzeit wird der Verputz aufgetragen", sagt Andreas Röhrig, Geschäftsführer von "Modernes Bonn".

Nach seinen Angaben können die ersten "Rheinauer" wie geplant zum 15. November einziehen. Alle Häuser des ersten Abschnitts seien verkauft außerdem rund 60 Prozent der Eigentumswohnungen. Das Projekt potenziellen weiteren Käufern schmackhaft zu machen, fällt ihm dabei nicht schwer, er schwärmt von den Dachterrassen der Häuser, dem Siebengebirgsblick und dem Grünzug, der sich von Süden nach Norden durch das Wohngebiet schlängelt.

Die Planung sieht außerdem einen baumbestandenen Boulevard entlang der Kennedyallee vor mit Geschäften, einer Apotheke und einem Café. Untergebracht wird in diese kleine Shopping- und Ausgehmeile auch eine Aldi-Filiale. Der Discounter wird so von kleinen Ladenlokalen umschlossen, dass nur der Eingang zu sehen ist. Die Warenanlieferung soll von hinten durch das Haus erfolgen, die Zufahrt dazu hinter Bäumen und Hecken verschwinden.

Dieser gewerbliche Teil bildet, was die zeitliche Reihenfolge der Bauphasen angeht, den Schlussteil des Projekts. Zuvor wird der zweite Bauabschnitt realisiert, in dem 16 Doppelhäuser, 27 Reihenhäuser sowie vier Stadtvillen mit je sieben Eigentumswohnungen errichtet werden.

Man sei unmittelbar vor dem Start, so Röhrig, "die Baugenehmigung liegt bei der Stadt Bonn." Teil dieses zweiten Abschnitts ist auch das Mehrgenerationen-Projekt des Vereins "Wahlverwandtschaften". Im nordöstlichen Bereich des Baugebiets sind für den Verein ein Haus mit Mietwohnungen und zwei Stadtvillen mit Eigentumswohnungen vorgesehen. Baubeginn ist hier voraussichtlich Anfang 2009. Die Mieter wie die Käufer rekrutieren sich aus dem Verein "Wahlverwandschaften".

Kleine Siedlungsgeschichte

Im Februar 1951 legten der Hohe Amerikanische Kommissar John J. Mc Cloy und der Bürgermeister Bad Godesbergs, Heinrich Hopmann, den Grundstein zur amerikanischen Siedlung im Bereich der Plittersdorfer Aue.

Die Siedlung bestand aus zwei Teilen. Nördlich der Kennedyallee lagen Mietwohnungsblöcke, Kindergarten, Grundschule und "Highschool", Hallenbad und "amerikanischer Club", südlich Versorgungseinrichtungen, Heizkraftwerk und die "Stimson Memorial Chapel". "Klein-Amerika" gehörte dem amerikanischen Staat, war damit exterritorial. Das änderte sich erst 1963, als zumindest die Straßen an Bad Godesberg übereignet wurden.

Im Jahr 2000 stellte die Vereinigte Bonner Wohnungsbaugesellschaft (Vebowag), mittlerweile Eigentümerin der nun ehemaligen US-Siedlung, Pläne vor, südlich der Kennedyallee einen Komplex aus Niedrigenergiehäusern zu bauen.

Vorbild für das Projekt war das größte Niedrigenergiehaus Europas in Wien-Leopoldstadt. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand der Bevölkerung, die den Baukörper als zu massig ablehnte.

Das Projekt Kennedyallee entwickelte sich in der Folge zur finanziellen Belastung für die Vebowag, weshalb sie die "Modernes Bonn" 2005 an die LEG (Landesentwicklungsgesellschaft) veräußerte.

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