Des Missbrauchs beschuldigter Ako-Pater war auch an Odenwaldschule

Einen neuen Mosaikstein der Aufklärung über die Missbrauchsfälle am Bad Godesberger Aloisiuskolleg (Ako) fügt die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer neusten Ausgabe hinzu. Demnach soll der heute 82-jährige, des vielfachen Missbrauchs an Ako-Internatsschülern beschuldigte Godesberger Pater während seiner Ausbildung einige Zeit an der heute ebenfalls in die Schusslinie geratenen Odenwaldschule verbracht haben.

Bad Godesberg. Einen neuen Mosaikstein der Aufklärung über die Missbrauchsfälle am Bad Godesberger Aloisiuskolleg (Ako) fügt die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer neusten Ausgabe hinzu. Ihr Autor hatte als einziger Journalist am Symposium der Deutschen Provinz des Jesuitenordens im bayrischen Vierzehnheiligen teilnehmen können.

Dort hätten die Jesuiten erstmals bekannt, dass der heute 82-jährige, des vielfachen Missbrauchs an Ako-Internatsschülern beschuldigte Godesberger Pater während seiner Ausbildung einige Zeit an der heute ebenfalls in die Schusslinie geratenen Odenwaldschule verbrachte.

Damit sei die letzte Mauer zwischen beiden Skandalen durchbrochen, die zwischen konfessionell-katholischem und reformerisch-kulturprotestantischem Anspruch. Die Verbindung zwischen beiden Welten des Missbrauchs sei der Godesberger Pater, gegen den die Bonner Staatsanwaltschaft wegen nicht verjährter Fälle ermittelt.

An Stelle brutaler Schläge früherer Erziehung sei bei ihm "fatales Streicheln" getreten. Er habe als Internats- und Schulleiter sein Kolleg "ins Zwielicht einer ästhetisch überhöhten, aber derb missbräuchlichen Atmosphäre des pädagogischen Eros" getaucht.

Die Zeit spielt damit auf die über lange Jahre in den Gängen des Ako-Internats ausgestellten erotisierenden Jungenfotos an, die der Pater von seinen Zöglingen angefertigt hatte. Zahlreiche GA-Leser bezeugen, dass eigentlich jeder, der damals offenen Auges durchs Internat ging, Anstoß an diesen "schwiemeligen Jungenfotos à la Helmut Newton" hätte nehmen müssen.

In der Schublade des Paters lagerten dazu seine eindeutigen Nacktfotos von Schülern, von denen der Beschuldigte, wie berichtet, nach Erscheinen eines Buches von 2004 auf Weisung des Ordens einen Teil hat vernichten müssen.

In einer Deutung liegt jedoch "Die Zeit" daneben: Der beschuldigte 82-Jährige hat mitnichten zum Typus des in den 60er Jahren modernen Paters gehört, der "mit neuer Lockerheit antiautoritären Missbrauch" hervorbrachte.

Der Mann war über Jahrzehnte als "Alleinherrscher" am Ako gefürchtet, profitierte persönlich aber ganz sicher vom fehlenden Mut seiner Oberen zum Befehl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ein guter Kompromiss
Kommentar zum Bezirksbürgermeisteramt Ein guter Kompromiss
Aus dem Ressort