Der lange Weg zur Fahrradstraße

Bonn · Deutschlands längste Fahrradstraße wünscht sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Bonn, auch, um das Projekt "Mit dem Rad zur Arbeit" voran zu bringen. Von der Südstadt bis nach Bad Godesberg soll sie führen, rund sieben Kilometer Vorfahrt für Fahrräder.

Dazu sollen im Westen und Norden Bonns sowie in Beuel einige weitere solcher Strecken kommen: Wenn die Stadt 2020 Fahrradhauptstadt werden will, kommt sie nach Meinung des Clubs nicht an der Fahrradstraße vorbei. Aktuell gibt es sieben davon in Bonn, der ADFC hat beantragt, dass knapp 20 weitere Straßen auf ihre entsprechende Tauglichkeit geprüft werden - viel zu tun für die Verwaltung.

Dabei scheint das Konzept Fahrradstraße noch nicht komplett angekommen zu sein, vor allem bei Autofahrern. In diesen Straßen geben Radfahrer das Tempo vor, sie dürfen auch nebeneinander fahren, was sonst nicht erlaubt ist. Im Zweifelsfall müssen Autofahrer also auch langsamer fahren als die zulässige Maximalgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern.

Darüber hinaus dürfen sie nur dann in eine solche Straße einbiegen, wenn das durch die Beschilderung "Kraftfahrzeuge frei" erlaubt ist. In die Loestraße dürfen Autos beispielsweise von der Prinz-Albert-Straße aus einbiegen, vom Bonner Talweg aus nicht. Gerade Letzteres werde aber oft missachtet, sagt Helen Eckmiller, die in der Loestraße wohnt.

"Die Straße ist nicht wirklich eindeutig gekennzeichnet." Mit anderen Worten: Die Autofahrer sehen kein Verbotsschild und biegen ein. Ein Schild "Durchfahrt verboten" mit Freigabe für Fahrräder sei dort besser, vor allem, wenn die Straße im Prinzip ohnehin nur in einer Richtung befahren werden darf.

Auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte sich kaum jemand, sagt sie, und der Belag sei für Fahrräder schlecht. "In Bonn kann man schon besser Radfahren als in vielen anderen Städten", findet Eckmüller. Aber an den Fahrradstraßen liegt das ihrer Meinung nach nicht. Radfahrer haben auch auf solchen Straßen keine andere Möglichkeit als auszuweichen, wenn ihnen ein Auto entgegen kommt.

Die Loestraße ist eng, auf einer Seite sind Parkplätze, auf der anderen grenzen Poller den Bürgersteig ab. Die findet man im Florentiusgraben in der Innenstadt durchgehend. Autos hätten überhaupt keinen Platz auszuweichen. Wer öfters mit dem Rad durch diese Straße Richtung Friedensplatz fährt, hat ohnehin die Erfahrung gemacht, dass es sicherer ist, auf dem Gehweg zu fahren, weil einem auf dieser unübersichtlichen Strecke viele Autos entgegen kommen.

In der Nassestraße und der in sie einmündenden Riesstraße dagegen funktioniert das Konzept: Wer dort mittags mit dem Auto durchfahren will, muss dank zahlreicher radelnder Studenten Geduld mitbringen. Auf der Beueler Friedrich-Breuer-Straße haben Radfahrer eher mit Straßenbahnen und Schienen zu tun, die parallele Siegfried-Leopold-Straße ist wiederum recht eng. Außerdem gilt laut Presseamt der Godesberger Otto-Kühne-Platz, die Hauptzufahrt zum Päda, als Fahrradstraße.

"Vielleicht wird das Bewusstsein dafür größer, wenn es mehr solcher Straßen gibt", sagt Eckmiller, die als Radfahrerin die Vorzüge der Fahrradstraße noch nicht erkannt hat. Um dieses Bewusstsein zu steigern, müsste es auch mehr Straßen wie die in Beuel geben, die nicht nur kleine Seitenstraßen sind.

Das Konzept des ADFC sieht das vor, unter anderem für die Beueler Rheinaustraße und die Neustraße, in Bonn die Breite Straße, Argelanderstraße, Heerstraße und Rosental, Burbacher Straße und viele andere. Im nächsten Hauptausschuss soll darüber entschieden werden.

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