Der Gettoisierung in Bad Godesberg Vorschub geleistet

Der interreligiöse Dialogkreis Bad Godesberg tagt erneut in der König-Fahad-Akademie

Lannesdorf. Weiterhin trifft sich der von Pfarrerin Beate Sträter, bis 2009 Islamberaterin des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, ins Leben gerufene interreligiöse Dialogkreis Bad Godesbergs, zu dem nun Sträters ehrenamtliche Nachfolgerin und Ex-Schulereferentin Elisabeth Thissen einlädt.

"Politisches Engagement von Muslimen in Bonn" hieß das Thema des jüngsten Treffens, zu dem als Gastgeber Ibrahim Al Musnad, Direktor der König-Fahad-Akademie, begrüßte. In der von der katholischen Theologin Sabina Schroeter-Brauss moderierten Diskussion ging es dann zu den Alltagssorgen über.

Es wurde unter anderem kritisiert, dass in Mehlem ehemalige Bundesbedienstetenwohnungen mehrheitlich an Muslime vermietet worden seien, was eine Gettoisierung unterstütze. So würden Vorurteile bedient. Straßenfeste etwa schafften es, Berührungsängste zu beseitigen. Teilnehmer forderten, dass Muslime die Möglichkeiten erhalten müssten, ihrem Glauben entsprechend in einem deutschen Krankenhaus zu sterben.

Auch das Thema Spracherwerb stand auf der Tagesordnung. Wer als Migrant noch nicht einmal seine Muttersprache richtig beherrsche, werde auch nicht Deutsch lernen. Darum müsse die deutsche Sprache jedem Kind schon im Kindergarten beigebracht werden, meinten Teilnehmer.

Andererseits wurde beklagt, dass bereits in Grundschulen eine Ausgrenzung aufgrund des Namens erfolge. So hätten Kinder mit Migrationshintergrund letztlich weniger Chancen, auf Realschule oder Gymnasium und dann in eine gute berufliche Ausbildung zu gelangen. Problemtisch würden nicht die Kinder, die von den Imamen in den Moscheen erreicht werden, sondern die, die auf der Straße lägen, erklärten Teilnehmer. Daraus entstünden Vorurteile, die wiederum zu Hass führten.

Andere Teilnehmer hielten es für erforderlich, dass in den Stadtverwaltungen Mitarbeiter sitzen, die die jeweilige Sprache der Hilfe suchenden Menschen beherrschten. Warum es scheinbar die dritte Migrantengeneration schwerer in Deutschland habe, hieß dann die nächste Frage. Menschen, die nicht hier geboren seien, sondern später kämen, seien williger, die Sprache zu lernen.

Sie hätten noch in der Heimat erlebt, welche sozialen Probleme es dort gebe und wären deshalb eifriger im Lernen und der Bereitschaft sich einzubringen, meinte ein Mann. Kinder, die hier geboren wurden, seien wohl zu verwöhnt und müssten lernen, sich auch selber zu bewegen.

Außerdem entstünden Probleme, wenn des Deutschen unkundige Mütter eben keinerlei Außenkontakte aufbauten und sich und ihre Familie isolierten.

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