Den Kompromiss finden am Ende fast alle fair

Abu Dhabi wird Hauptsitz von Irena, Bonn bekommt das Innovations- und Technologie-Zentrum und Wien das Verbindungsbüro

Den Kompromiss finden am Ende fast alle fair
Foto: Barbara Frommann

Scharm el Sheik/Bonn. Am Ende waren die meisten zufrieden. "Sehr zufrieden" ist sogar Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann über die Entscheidung im ägyptischen Scharm El Sheik, die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) auf drei Städte aufzuteilen, wobei Abu Dhabi Hauptsitz der Agentur wird, in Bonn jedoch ein Innovations- und Technologiezentrum aufgebaut wird.

Als "fairen und sachgerechten Kompromiss" bezeichnete Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den Kompromiss, und der Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber sagte: "Bei der Entscheidung hat die Stärke unserer Forschungslandschaft rund um den Standort Bonn eine wichtige Rolle gespielt." Dem gegenüber warf die Grünen-Bundestagsfraktion der Bundesregierung Versagen vor, da sie "nur einen Bruchteil der Mittel für Irena ausgeben wollte, wie sie jährlich an die Internationale Atomenergieagentur überweist." NRW-Minister Andreas Krautscheid (CDU) bezeichnete die Entscheidung als "unterm Strich enttäuschend".

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Wichtiger Teilerfolg"Die Agentur war erst im vergangenen Januar in Bonn gegründet worden; 135 Staaten sind bereits Mitglieder. Ihr Ziel ist es, Industrie- und Entwicklungsländer beim Ausbau erneuerbare Energien zu unterstützen. Unterstützt hat die Bundesregierung von Anfang an nicht nur das Anliegen von Irena, sondern auch den Wunsch der Stadt Bonn, Sitzstadt zu werden. Und NRW bot sofort ihre ehemalige Landesvertretung als Domizil an; nun zieht das Technologiezentrum von Irena in das Gebäude an der Dahlmannstraße.

Bis vor wenigen Wochen galt Bonn als Favorit für den Sitz der Agentur. Da zeigte plötzlich auch das Emirat Abu Dhabi Interesse und brachte dem Vernehmen nach viele Staaten mit viel Geld auf seine Seite. Bis am Sonntagabend zeichnete sich eine Kampfabstimmung zwischen beiden Ländern ab. "Doch die meisten Delegierten wollen dies nicht", sagte die OB dem GA.

Dieckmann, die in Ägypten mit Gabriel für Bonn warb, dankte dem Minister für den Kompromissvorschlag Abu Dhabi/Bonn/Wien; die österreichische Hauptstadt erhält nun ein Irena-Verbindungsbüro. Doch die Emirate lehnten am Vortag diesen Kompromiss zunächst ab. Dass er am Montagachmittag dann auf einhellige Zustimmung stieß, ist laut Gabriel den Vermittlungen der USA und Ägyptens zu verdanken.

Nach Angaben des Ministers stellt die Bundesregierung in Bonn vier Millionen Euro für den Aufbau des Innovations- und Technologiezentrums bereit - plus zwei bis drei Millionen Euro jährlich. "Mit diesem Geld und mit den Unternehmen, Institutionen und Forschungseinrichtungen, die in unserer Region zu Hause sind, werden wir die internationale Technologieentwicklung für erneuerbare Energien kräftig voranbringen", sagte Dieckmann.

Ähnlich äußerte sich Kelber: "Mit dem neuen Irena-Zentrum wird das wichtige Standbein Technologietransfer für die deutsche Wirtschaft weiter gestärkt und Bonn ein wichtiges Forschungszentrum für diese Zukunftsbranche." Sein CDU-Amtskollege Stephan Eisel sprach von einem "akzeptablen Kompromiss. Das Technologienzentrum wird zukunftsträchtige Arbeitsplätze nach Bonn bringen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Von GA-Redakteurin Lisa Inhoffen
Guter Kompromiss
Kommentar zur Abholung von Sperrmüll in BonnGuter Kompromiss
Aus dem Ressort