Bund verkauft Villa von Willy Brandt

Seit 1998 steht Anwesen leer, in dem Familie des Kanzlers acht Jahre lebte

  Baujahr 1938:  Die Villa am Kiefernweg 12. Erbaut für den Kaufmann Heinz Blömer, diente sie später auch als Domizil für Bundeskanzler. Seit 1998 steht das Anwesen leer.

Baujahr 1938: Die Villa am Kiefernweg 12. Erbaut für den Kaufmann Heinz Blömer, diente sie später auch als Domizil für Bundeskanzler. Seit 1998 steht das Anwesen leer.

Foto: Frommann

Venusberg. Seit nunmehr fast neun Jahren steht sie leer - die Villa am Kiefernweg 12, in der einst bedeutende Bundespolitiker - unter ihnen die Regierungschefs Willy Brandt und Gerhard Schröder - wohnten.

Nur noch zwei Mal stand sie seitdem im Scheinwerferlicht: 2002 und 2005, als dort die Filme "Im Schatten der Macht" und "Schattenväter" gedreht wurden - jeweils mit Brandt-Sohn Matthias in einer Hauptrolle. In Kürze erwacht das architektonische Kleinod aus seinem Dornröschenschlaf.

"Wir haben die Villa verkauft", verkündet erleichtert der Sprecher der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Guido Déus. Neuer Eigentümer ist die "ImWest" Westdeutsche Immobiliengesellschaft, die ab kommendem September die Villa umbaut und auf dem Areal zusätzlich Einfamilienhäuser errichtet. Ende nächsten Jahres sollen sie bezogen werden.

Nach dem von der Stadt Bonn bereits genehmigten Planungskonzept des Bonner Architekten Ralph Schweitzer wird die unter Denkmalschutz stehende, 1938 für den Kaufmann Heinz Blömer errichtete Villa - Wohnfläche: 416 Quadratmeter - von Grund auf saniert. "Es entsteht wieder die weiße Fabrikantenvilla mit Putz, Holzfenstern und Fensterläden", sagt der Diplom-Ingenieur.

Abgerissen wird der in den sechziger Jahren angebaute Küchentrakt, zumal er nicht zur denkmalwerten Bausubstanz gehört. An seiner Stelle wird ein Wohntrakt angebaut, so dass ein Hof-Ensemble entsteht.

Ebenfalls unter Denkmalschutz steht die Pergola im südlichen Teil des knapp 11 000 Quadratmeter großen Parks; sie wird durch einen zusätzlichen Pavillon ergänzt, der - so Schweitzers Vorstellung - als Saunahaus oder Teehaus genutzt werden könnte.

Nutzer wären nicht nur die künftigen Eigentümer der Villa und des angrenzenden Wohntrakts, in denen vier Eigentumswohnungen integriert werden, sondern auch die Besitzer der vier zweieinhalbgeschossigen Einfamilienhäuser neben der Villa; sie haben eine Wohnfläche von 200 bis 250 Quadratmetern und werden als Hausgruppe konzipiert.

Der Architekt will zudem den Pool im Park wieder reaktivieren - zumindest als Wasserfläche. 1952 hatte das Land NRW die von dem Bonner Architekten Wilhelm Denninger entworfene Villa gekauft und sie dann dem damaligen SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Schumacher zur Verfügung gestellt. Sechs Jahre später ging das Anwesen in den Besitz des Auswärtigen Amtes (AA) über.

Zunächst zog Außenminister Heinrich von Brentano dort ein, später auch seine Amtsnachfolger Gerhard Schröder (nicht verwandt mit dem Ex-Kanzler) und Willy Brandt, der auch samt seiner Familie als Bundeskanzler im Kiefernweg wohnen blieb und dort Staatsgäste aus aller Welt empfing. Nach seiner Amtszeit, 1974, wurde die Villa als AA-Gästehaus genutzt, ehe Regierungschef Gerhard Schröder im Herbst 1998 dort für einige Zeit wohnte.

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