Astbruch-Gefahr nach dem Unwetter

500 Einsätze für die Bonner Feuerwehr sind Rekord. Wege in der Rheinaue und Sporthalle gesperrt.

 Überflutet: In Holzlar trat der Mühlenbach aus seinem Bett und überspülte die Hauptstraße. An der Ennemoserstraße in der Bonner Weststadt pumpte das THW die Tiefgarage von T-Systems leer. Fotos: THW/privat/Ayla Jacob

Überflutet: In Holzlar trat der Mühlenbach aus seinem Bett und überspülte die Hauptstraße. An der Ennemoserstraße in der Bonner Weststadt pumpte das THW die Tiefgarage von T-Systems leer. Fotos: THW/privat/Ayla Jacob

"Normalerweise zählen wir bei Unwettern zwischen 300 und 350 Einätzen", sagte Carsten Schneider, stellvertretender Feuerwehr-Chef. Mit 300 Helfern waren Berufs- und Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), Malteser Hilfsdienst und Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft am Montag bis in die Morgenstunden unterwegs.

Am späten Nachmittag zuckten dann wieder Blitze über Bonn, doch das Gewitter entlud lange nicht jene Wassermassen wie 24 Stunden zuvor. Die Feuerwehr hatte 30 Einsätze, vor allem in Plittersdorf, im Godesberger Zentrum und in Schweinheim. Kanaldeckel schwammen auf, Keller liefen voll. Im Straßentunnel "stand erheblich Wasser drin", so der Einsatzleiter der Feuerwehr Thomas Wenning, es war "kurz vor der Sperrung".

Unwetter-Telefon 7175 Der Notruf 112 der Feuerwehr war am Sonntag völlig überlastet. Die Stadt appelliert, bei Unwettern die Nummer 71 75 zu wählen. Bei einer Fülle von gleichzeitigen Einsätzen kann die Feuerwehr nicht jeden Keller abpumpen, sondern laut Stadt erst bei Wasserständen ab 30 Zentimetern zu Hilfe eilen. (dab)In Oberkassel wurden am Montagabend Straßen gefegt und abgebrochene Äste zusammengesammelt. Mancher entdeckte erst am Morgen das ganze Ausmaß des Schadens. Auch am Montag waren noch immer Oberkasseler ohne Internet und Fernsehprogramm, längst nicht alle Keller waren so leer gepumpt, dass man dort mit dem Aufräumen beginnen konnte.

Zudem wurden im Ort durch einen Blitzeinschlag Elektrogeräte und eine Heizung zerstört. Handwerker, vor allem Elektriker und Dachdecker, waren im Dauereinsatz.

In Holzlar hatten sich die Menschen am Sonntagabend vor allem selbst geholfen: Kanaldeckel geöffnet und das Gitter des Mühlenbaches von Ästen, Holz und Unrat befreit. "Eine tolle Nachbarschaft", befand Margarete Müller. Der am Montag wieder ruhig dahinfließende Bach war weit über die Ufer getreten.

Gerda Raab aus dem Waldweg sagte: "Er kam uns regelrecht entgegen." Matthias Jacobs meinte, dass das Rohr viel zu klein sei und deshalb oft verstopfe. Die Stadt will das nach seinen Angaben jetzt überprüfen.

Die Argelanderstraße muss ab Dienstag voraussichtlich für drei bis vier Tage gesperrt werden, weil die Wassermassen die Kreuzung Wilhelm-Levison-Straße unterspült haben. Land unter herrscht in der Dreifachsporthalle des Heinrich-Hertz-Berufskollegs. Das Städtische Gebäudemanagement hat die Halle bis auf Weiteres gesperrt.

Die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerk (THW) waren am Montag bis 1 Uhr im Pump-Einsatz. Schwerpunkt war die Unterführung Am Propsthof. Ein Auto blieb sogar in den Wassermassen stecken, teilte Ortsbeauftragter Axel Müller-Storp mit.

Voll gelaufen war auch die unterste Tiefgaragenebene des Verwaltungsgebäudes von T-Systems an der Ennemoserstraße. Im Haus Carstanjen in Godesberg drohte eine Trafostation der UN im Wasser zu versinken.

Auch am Rheinufer in Bad Godesberg waren am Montag die Spuren des Unwetters noch deutlich zu sehen. Rot-weißes Flatterband sollte Fußgänger, Nordic Walker und Radfahrer davon abhalten, die Wege in der Rheinaue zu nutzen. Mit mehr oder weniger Erfolg.

Denn trotz der Absperrung waren einige Menschen in der Rheinaue unterwegs. "Mit dem Fahrrad ist es schon schwierig, da muss man immer wieder absteigen und auf die Wiese ausweichen, zu Fuß geht's aber", sagte eine Nordic-Walkerin, die an der Absperrung, in unmittelbarer Nähe des Mausoleums am Rheinufer stand.

Auf allen Wegen lagen Äste, teilweise war die Straße von umgefallenen Bäumen und Stämmen blockiert.

Kurz vor dem Bötchensee arbeiteten zwei Mitarbeiter der Stadt - der eine am Boden, der andere in einem Hubwagen in luftiger Höhe. "Wir schauen uns alle Bäume an. Es kann sein, dass sich Äste so gelockert haben, dass sie beim kleinsten Windstoß abknicken. Die müssen wir beseitigen", erklärte der eine. Genau deshalb seien die Wege gesperrt worden.

Die VersicherungStarkregen, Gewitter, Sturm und Hagel: Wenn die Natur zuschlägt, kann es für Hausbesitzer und Mieter teuer werden. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GdV) weist darauf hin, welche Versicherung bei welchem Schäden zahlen muss.

  • Bei vollgelaufenen Kellern gilt, dass durch Starkregen verursachte Überschwemmungsschäden mit einer Elementarschadenversicherung versichert werden können, die zusätzlich zur Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung abgeschlossen wird. Immer mehr Versicherer bieten laut GdV aber einen Rundumschutz für Wohngebäude an. Sämtliche Naturereignisse seien so automatisch geschützt.
  • Hagelschäden sind über die Wohngebäude- und Hausratversicherung versichert, wenn beispielsweise Wintergärten oder Fensterscheiben zerstört werden. Dringt durch ein kaputtes Fenster Regenwasser ein und werden Einrichtungsgegenstände beschädigt, sei dies ein Fall für die Hausratversicherung, so die GdV.
  • Wurden Autos durch Hagel beschädigt, übernimmt die Teil- oder Vollkaskoversicherung den Schaden. Auch Überschwemmungsschäden am Auto sind durch diese Versicherungen abgedeckt. (val)
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