Anlieger des Straßenstrichs drohen mit Anzeigen gegen die Freier

Uni und Geschäftsleute werfen der Stadtverwaltung Verschleppung des Problems vor

Anlieger des Straßenstrichs drohen mit Anzeigen gegen die Freier
Foto: GA-Archiv

Bonn. Schweres Geschütz fahren die vom Straßenstrich geplagten Anlieger jetzt auf: Weil die Stadt die Auswüchse der öffentlichen Prostitution Am Propsthof und in der Gerhard-Domagk-Straße nach Ansicht der Anlieger nicht in den Griff kriegt, drohen diese nun den Freiern und Frauen mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch.

In einem Brief an den Regierungspräsidenten schreibt ein Vertreter der Universität Bonn, die in der Domagk-Straße unter anderem die Chemischen Institute unterhält, wörtlich: "Die Universität trifft derzeit Vorbereitungen, Hausrechtsverletzungen auf ihren Grundstücken künftig zur Anzeige zu bringen."

Rechtsverstöße auf dem Gelände der Uni würden dann zum Beispiel durch nächtliche Infrarotaufnahmen "beweissicher dokumentiert". Soll konkret heißen: Wenn Freier sich in ihren Autos mit den Prostituierten auf Privatgelände der Uni und anderer Anlieger - zum Beispiel Geschäftsleute - zurückziehen, wird ein privater Sicherheitsdienst Fotos machen und damit die Anzeigen unterfüttern.

Und nicht nur das: "Der Sicherheitsdienst hat von Ende Mai bis Mitte September 220 Verstöße gegen geltendes Recht dokumentiert", sagten Geschäftsleute, die wie der Uni-Vertreter aus Angst vor der Zuhälterszene ungenannt bleiben wollen. "Damit sind 180 Autokennzeichen aufgenommen worden."

Immer wieder habe man beobachtet, dass Freier und Frauen Sex in aller Öffentlichkeit praktizieren würden. In der Regel zwar innerhalb der erlaubten Zeiten zwischen 20 und 6 Uhr, "aber in den frühen Abendstunden im Sommer immer wieder vor den Augen von Passanten und gerade vor Minderjährigen". Wenn die Stadt weiter solche Rechtsverstöße dulde, werde man auch rückwirkend Anzeigen erstatten.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hat bei den Anliegern das jüngste Gespräch zwischen Stadtdirektor Volker Kregel, Polizeipräsident Wolfgang Albers und Regierungspräsident (RP) Hans Peter Lindlar. Wie berichtet, hatte dieser der Stadt für Ende September eine Frist gesetzt, eine für die Anlieger befriedigende Lösung zu finden. Doch in dem Gespräch Anfang Oktober ging man mit der "Erwartung" Lindlars auseinander, "dass der neu gewählte Stadtrat sich bis zum Jahresende entscheidet, wie er mit dem Straßenstrich umgehen wird".

Für die Anlieger ist das eine weitere Verschleppung der Probleme, die sie nicht nur dem RP, sondern auch den Ratsfraktionen, Kregel, Albers und dem neuen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in Briefen schildern. Vor allem empört die Anlieger die Äußerung einer Prostituierten, wonach diese von einem Gespräch mit einem städtischen Mitarbeiter erfahren habe, dass in dem Gebiet alles so bleibe. Kernproblem ist laut Anlieger das fehlende "Verrichtungsgelände".

Deshalb seien Freier wie Frauen geradezu gezwungen, der Prostitution illegal nachzugehen: Die Verstöße seien oft genug innerhalb des Sperrbezirks festgestellt worden oder aber in Wohngebieten und in der Nähe von Schule und Kindergarten. Deshalb fordern die Anlieger Verwaltung und Fraktionen auf, "legale Bedingungen für die Prostituierten zu schaffen" und den Strich Am Propsthof und in der Domagk-Straße zu verbieten.

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