Ako zählt vier bis sechs Tatverdächtige

Das Mosaik von Missbrauchsfällen am Aloisiuskolleg (Ako) fügt sich immer deutlicher zusammen. Die Schule geht inzwischen von 30 Opfern und, das ist neu, nicht nur von zwei, sondern vier mutmaßlichen Tätern aus.

Eine offene Aufarbeitung  der nahezu täglich mehr werdenden Missbrauchsfälle am Bad Godesberger Aloisius-Kolleg ist der Leitung des Internats Verpflichtung.

Eine offene Aufarbeitung der nahezu täglich mehr werdenden Missbrauchsfälle am Bad Godesberger Aloisius-Kolleg ist der Leitung des Internats Verpflichtung.

Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Das Mosaik von Missbrauchsfällen am Aloisiuskolleg (Ako) fügt sich immer deutlicher zusammen. Die Schule geht inzwischen von 30 Opfern und, das ist neu, nicht nur von zwei, sondern vier mutmaßlichen Tätern aus. "Wir haben auch Klagen gegen zwei weitere Pater, müssen sie aber noch auswerten. Das wären dann sechs Pater ", erklärte Ako-Sprecher Robert Wittbrodt am Donnerstag dem GA.

Da ist einmal als einziger noch Lebender der zwischen 1964 und 2008 am Kolleg zumeist in leitender Funktion tätige, heute im Pflegeheim wohnende 82-Jährige, gegen den die Staatsanwaltschaft Bonn Ermittlungen aufgenommen hat ( der GA berichtete).

Oberstaatsanwalt Fred Apostel teilte dem GA am Donnerstag mit: "Es ist alles veranlasst." Dieser Pater war so prägend fürs Kolleg, dass er noch in der auf der Homepage stehenden Image-Broschüre vorne im Bild zu sehen ist und im Text pädagogische Weisungen formulieren kann. Ihn geben 20 Betroffene als Täter an.

Der zweite Pater, der von bislang fünf Männern belastet wird, war ab 1952 am Ako und wurde, wie berichtet, 1962 nach Tirol versetzt. Ihn hatte als Erster ein Mann in der Süddeutschen Zeitung für schuldig erklärt und damit den Stein ins Rollen gebracht. Jetzt wird der Fall eines von 1967 bis 1988 auch in der Katholischen-Studierenden-Jugendgruppe (KSJ) am Ako tätigen Jesuiten bekannt, den zwei Opfer beschuldigen.

Und dann schildern auch GA-Leser einen vierten Ako-Jesuitenpater als Täter: Der war zwischen 1949 und 1953 und von 1962 und 1968 vor Ort. "Wir betreiben von Anfang an eine offene Aufarbeitung und begrüßen sehr, dass die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor ein paar Stunden genau das gefordert hat", sagte Wittbrodt dem GA am Donnerstagnachmittag.

Zum Thema meldet sich auch Familiendezernentin Angelika Maria Wahrheit zu Wort. Wer einen Verdacht habe, solle ihn immer Polizei, Jugendamt oder einer Beratungsstelle mitteilen, die Gefährdungssituationen einschätzen könnten. "Wer wegschaut, macht sich mit schuldig", so Wahrheit.

Die Betroffenen könnten sich auf Wunsch bei diesen unabhängigen Stellen auch erst einmal anonym beraten lassen. Kinder brauchten Schutz und Geborgenheit und müssten vertrauen können. Wenn genau das von Familie, Kindergarten oder Schule missbraucht werde, gehöre das zu den schlimmsten Straftaten überhaupt. "Dann ist schnelle Hilfe und Beratung nötig", sagte Wahrheit.

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