Nachdenken über den Tod von Jens Henrik Bleck

Zur Doppelseite "Der mysteriöse Tod des 19-jährigen Jens Henrik Bleck", erschienen am 20. Oktober

Für Ihren Beitrag zum Tod des 19-jährigen Jens Henrik Bleck danke ich Ihnen. Ihre Recherche, journalistisch ausgewogen und in der Darstellung hervorragend, macht betroffen. Nicht nur, weil ein junger Mensch offenbar sinnlos gestorben ist: Auch, weil mehrere Beteiligte mit einer nonchalanten Haltung den Dingen ihren Lauf gelassen haben. Gegen Beistandspflichten und besseres Wissen.

Wenn die Schichtleiterin der Disko einen Gast, der wenige Minuten später von Zeugen als gehetzt, panisch und in Todesangst (!) beschrieben wird, als "auffällig" charakterisiert und ihm Hausverbot erteilt, erinnere ich zwanglos den Tatbestand der Aussetzung "Wer einen Menschen in einer hilflosen Lage versetzt oder in einer hilflosen Lage im Stich lässt ..." im Sinne des § 221 I StGB.

Gleiches gilt für Polizeibeamte, denen drei (!) Zeugen von einer im Wasser treibenden, wild mit den Armen rudernden und um Hilfe rufenden Person berichten - eine für Suizidenten ohnehin eher unwahrscheinliche Reaktion. Das ist der Zeitpunkt, um eine umfassende Nachsuche zu starten: Hier geht es um ein Leben, das höchste Gut überhaupt.

Das Ufer des Altarmes kann im Bereich des WSVH bis ca. 50 Meter hinter dem Bootshaus befahren werden. Der Parkplatz des hinter der Wiese befindlichen Hausanwesens lässt sich selbst bei Hochwasser anfahren, hier gibt es sogar einen Aussichtsplatz mit Blick auf die "Hafeneinfahrt", prädestiniert für ein Kfz mit Fernlicht. Sie erwähnen keinen Rettungsversuch und berichten stattdessen, "die Beamten können schon nichts mehr sehen". Was, bitte, bedeutet das? Vor vielen Jahren habe ich einem Menschen das Leben gerettet, der im Rhein zu ertrinken drohte. Irgendwann tauchte er unter, verschwand aus meinem Blickfeld. Die einsetzende Panik hat mich angetrieben, ihn wiederzufinden, bevor er stirbt. Aber auch das bringt den Eltern nicht ihren Sohn zurück. Ich bin gespannt, wie sich dieser Fall weiter entwickelt.

Michael König, Düsseldorf

Ein Jahr ist es nun schon her, dass über das mysteriöse Verschwinden des 19-jährigen Jens Henrik Bleck nach einem Disko-Besuch berichtet wurde. Für den Leser stellte es sich zunächst so dar, dass sich wieder mal ein Jugendlicher nach einem Disko-Besuch unkontrolliert verhalten hat und es deshalb zu einem selbstverschuldeten Unfall kam. Schnell wird diese Meinung von vielen übernommen, zumal uns Polizeiberichte dies suggerieren.

Eine Kurznachricht über das Auffinden des jungen Mannes und dass die Polizei Fremdverschulden ausschließt, schließen den Fall anscheinend ab. Das war es dann, so meint der Leser. Dass es das nicht war, müssen wir nun nach einem Jahr erfahren. Ein ganzes Jahr, in dem die Eltern versuchen, den Tod ihres Kindes aufzuklären, wohlgemerkt die Eltern. Eltern, die eigentlich ihre Kraft brauchen, um das Unfassbare zu verstehen, die Zeit brauchen, um zu trauern.

Hochachtung vor den Eltern von Jens, die sich nicht den Mund verbieten lassen, die dem ganzen Verwaltungsapparat von Polizei und Staatsanwaltschaft die Stirn bieten und eine umfassende Aufklärung fordern. Nach diesem Bericht stellt sich auch die Frage, ob die Menschen, die in den entscheidenden Minuten nicht geholfen haben, mit etwas Courage dieses Unglück hätten verhindern können.

Christine Teichmann, Mettmann

Die Lektüre des Artikels "Eine verhängnisvolle Nacht - Der mysteriöse Tod des 19-jährigen Jens Henrik Bleck" hat uns, Felix, Constantin, Aurel und Maximilian, Kommilitonen und geplante Mitbewohner von Jens, nochmals deutlich vor Augen geführt, was uns neben dem Studium und immer dann, wenn die schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aufkommen, oft beschäftigt: Wie und warum konnte es dazu kommen?

In tiefer Trauer und verwirrtem Unverständnis hat jeder für sich selbst nach Antworten gesucht, aber wohl keine finden können, so wie es wohl auch den Eltern ergeht. Die einzige Hoffnung lag also darin, vielleicht durch die laufenden Ermittlungen eine Antwort zu erhalten. Nur eine Antwort, keine Wiedergutmachung, vielleicht eine Linderung. Aber die Ermittlungen gingen nicht so schnell, wie von uns erwartet vonstatten. Als wir dann nach Paris gezogen sind und sie immer noch ergebnislos blieben, führte das bei uns dazu, dass sich zu Trauer und Unverständnis auch eine Wut gesellt hat. Wie kann es sein, dass so etwas Außergewöhnliches (nicht nur für uns als Kumpel von Jens) in Deutschland ungeklärt bleibt? Das war nach unserem Rechtsempfinden unerklärlich.

Mit dem Ortswechsel waren dann viel Stress und neue Umstände verbunden, aber spätestens mit der Lektüre dieses Artikels kam es in uns allen wieder hoch, und als wir uns dann am Esstisch später zusammenfanden, entbrannte eine empörte Diskussion. Alle waren sich einig: Das kann nicht das Ergebnis bleiben! Da muss doch noch etwas passieren! Jens in guter Erinnerung behaltend und der Familie gedenkend, Felix Vogt-Heffinger,

Constantin Dietermann, Aurel Willems, Maximilian Herrmann, Paris

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