Fatale Duplizität der Ereignisse

Zum Artikel "Drogenverdacht bei SPD-Politiker", erschienen am 3. Juli

Rücktritt nach Drogenvorwürfen: der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann.

Rücktritt nach Drogenvorwürfen: der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann.

Foto: dpa

Wenn es nicht so fatal wäre, könnte man lachen. Am 7.Juli präsentiert die Bundesregierung ihren jährlichen Drogen- und Suchtbericht. Ein alternativer Bericht mit der Forderung nach der Liberalisierung von Cannabis - Trägerschaft ist die Deutsche Aidshilfe - erschien soeben.

Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt findet die unfreiwillige Entblößung des SPD-Parlamentariers Michael Hartmann statt: beschuldigt als Bezieher von "Chrystal Meth" wird er den Weg aus der Verdächtigung und dem, was ihm davon anhaftet, nicht mehr finden. Und zur gleichen Zeit wird der "Fall Edathy" politisch im Untersuchungsausschuss in Szene gesetzt - ein breites Medienspektrum zur Kinderpornografie kündigt sich an.

Hartmann verliert seinen Ruf, genauso wie Edathy: nicht aber den Anspruch auf Ruhegehalt und die anschließenden, üppigen Rentenbezüge als Bundestagsabgeordneter in vier Perioden. Doch was passiert hier eigentlich?

Dem Bürger bietet sich das Bild eines Abgeordneten an, der in ständiger Schizophrenie lebt: Die Pflicht, immer präsent und absolut fit im Diskurs um jedwede Thematik zu sein, steht im Kontrast zum Bedürfnis nach allen persönlichen Refugien, die ein Mensch braucht. Als Erfolgsbotschaft soll er/sie diesen Spagat verkörpern: wehe, es wird nicht geschafft. Die Gesellschaft ist hier sehr gnadenlos: wird ein Outing von Klaus Wowereit bejubelt, weil es zum rechten Zeitpunkt geschieht und ein "und das ist gut so" zum Sprichwort geriert, so verzeiht sie den tiefen Fall in die schmutzbehafteten Bereiche niemals.

Ingrid Schormann, Rheinbach

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