Das Bibliothekssystem ändern und die Stadtteilbüchereien erhalten

Zum Artikel "Ehrenamt soll Büchereien retten", erschienen am 30. April

 Die von Schließung bedrohte Stadtbücherei in der Endenicher Burg ist für Jung und Alt ein beliebter Treffpunkt. FOTO: FROMMANN

Die von Schließung bedrohte Stadtbücherei in der Endenicher Burg ist für Jung und Alt ein beliebter Treffpunkt. FOTO: FROMMANN

Foto: Barbara Frommann

Die Stadtteilbüchereien sind "Orte der Bildung", besonders für Kinder und Jugendliche. Die Fördervereine dieser Zweigstellen unterstützen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen (Bibliotheksführerschein, Bilderbuchkino) das Bibliothekspersonal bei Leseförderung und Lesekompetenz der jungen Bonner Bürger. Die Fördervereine sehen ein, dass gespart werden muss, aber an welchen Stellen und welche Beträge? Die Ehrenamtlichen in den Fördervereinen sind bereit, noch mehr Zeit und Kraft zu investieren, als sie es ohnehin schon tun, um die Arbeit der Bibliothekarinnen bei einer Stellenreduzierung intensiv zu unterstützen.

Wenn die Fördervereine sagen, sie können eine Zweigstelle nicht komplett ehrenamtlich führen und zudem auch noch langfristig für den Medienetat aufkommen, dann ist das zu akzeptieren. Zudem sollte man die Tatsachen nicht verschieben. Für die desaströse finanzielle Situation der Stadt Bonn sind die Fördervereine nicht verantwortlich.

Es liegt ebenfalls nicht in der Verantwortung der Ehrenamtlichen, Personal und Geld für die Stadtteilbüchereien bereitzustellen. Das ist Aufgabe der Stadt. Von daher ist die Bereitschaft der Ehrenamtlichen in den Fördervereinen, sich zusätzlich zu engagieren (die meisten von ihnen sind berufstätig und haben Kinder zu versorgen) positiv zu bewerten und aufzugreifen.

Meines Erachtens sollte das Bibliothekskonzept dahingehend geändert werden, dass das "Haus der Bildung" nicht soviel Personal und Geld an sich zieht, um die Öffnungszeiten zu erweitern. Die Zentralbibliothek liegt doch schon zentral, dann kann sie doch zugunsten der Stadtteilbüchereien bei ihren alten Öffnungszeiten bleiben.

Es sollten andernorts lieber Millionenbeträge eingespart werden, als die Stadtteilbüchereien zu schließen. Ich appelliere an die Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung, nicht übereilt zu handeln, mit den Ehrenamtlichen gemeinsam nach Lösungen zu suchen und die hervorragende Arbeit in den Stadtteilbüchereien nicht für immer zu zerstören.

Sylvia Lamm-Simon, Bonn

Als hätten sie einen Sieg davongetragen, so haben sich Tim Achtermeyer (90/Grüne) und Frau Belloff (Leitung Stadtbibliothek) nach dem Votum des Kulturausschusses am 29. April umarmt. Dabei ist selten eine so armselige und bildungsverachtende Entscheidung in Bonn gefallen, wie an diesem Abend: Der Kulturausschuss hat für ein weiteres "Bonner Loch" gesorgt, das, wie schon die vielen anderen Bonner Löcher, über Jahre bestehen bleiben und an das ohnehin schon ramponierte Image Bonns kratzen wird.

Man hätte sich ohne Not für den besonnenen Antrag der SPD entscheiden können, der für mehr Zeit und echte Kommunikation plädierte. Nun ist es dafür zu spät. Genau das war von Anfang an geplant. Frau Belloff hat nie ehrlich über die Fallstricke des nicht praktikablen Bielefelder Modells informiert, beziehungsweise nach bezahlbaren Alternativen gesucht. Schlussendlich ist sie maßgeblich für die desaströse Entscheidung verantwortlich, denn sie hat das Konzept von langer Hand für Bonn entwickelt und rücksichtslos durchgesetzt. Diesen Vorwurf wird sie sich noch lange vorhalten lassen müssen. Die 70 000 Bürger ohne Bibliotheksversorgung vor Ort und die Ehrenamtlichen, ohne die es kein Leben in den Bibliotheken gibt, werden es den verantwortlichen Parteien spätestens bei der OB-Wahl danken.

Dorothee Grisstede, Bonn

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