Zur Telekom gibt es noch einige offene Fragen

Zum Interview mit Telekom-Chef Timotheus Höttges vom 12. April.

 Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, bei der Bilanzpressekonferenz in der Zentrale in Bonn.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, bei der Bilanzpressekonferenz in der Zentrale in Bonn.

Foto: dpa

Wenn Herr Höttges mehr Dynamik in der Stadt Bonn erzeugen will, ist das ja nur zu begrüßen. Er plädiert für mehr Kultur und Sport und eine Diskussion über die positive Seite des Lärms. Und Beethoven soll nicht alles sein. Trotzdem will er sich mit der Telekom am Beethoven-Geburtstag laut beteiligen.

Alles das würde eine Trendwende bei der Telekom bedeuten. Man fragt sich, warum die Telekom nicht ihre Beteiligung am Festspielhaus wiederherstellt. Man fragt sich, warum Bayern München mit Unsummen unterstützt wird, in Bonn aber kein Fußballverein aufgebaut werden kann. (Das sieht in Wolfsburg oder Leverkusen anders aus.) Man fragt sich, warum auch die Baskets nicht in der Lage sind, einen bewährten und aufgebauten Spitzenspieler zu halten, weil andere Vereine einen zigfachen höheren Etat haben und kaufen, was sie wollen. Es bleibt abzuwarten, ob sich nach Höttges' großen Worten etwas beim Sponsoring der Telekom verändert. Es gibt einen Unterschied zwischen Worten und konkreten Taten.

Paul Huesmann, Bonn

In der Wochenendausgabe gibt der General-Anzeiger Telekom-Chef Höttges breiten Raum, die angebliche Rückständigkeit der europäischen Kommunikationsmärkte gegenüber dem US-Markt zu beklagen und die deutsche beziehungsweise europäische Regulierungspolitik dafür verantwortlich zu machen. Allerdings sind Höttges' Thesen wenig plausibel und greifen bewusst zu kurz.

Wo sollen denn regulierungsbedingte Nachteile gegenüber Google oder Amazon liegen, die mit der Telekom im regulierten Bereich - dem Netzbetrieb - gar nicht konkurrieren? Warum verschweigt Höttges, dass gerade das regulierte Netzgeschäft - ausweislich des jüngsten Geschäftsberichts - zu den profitabelsten Geschäftsfeldern des Ex-Monopolisten zählt? Und will Höttges den deutschen Verbrauchern tatsächlich das US-amerikanische Preisniveau zumuten, das um das bis zu 2,5-fache höher ist, als das in Deutschland?

Oder versucht Höttges nur die Tatsache zu verschleiern, dass die Investitionen der Telekom seit Jahren hinter denen ihrer Wettbewerber zurückbleiben? Die gute Nachricht ist, dass es in Deutschland viele innovative Kommunikationsunternehmen gibt, die auch ohne Monopolrenditen investieren. Damit dies auch so bleibt, ist den Forderungen des Telekom-Chefs nach einer Änderung der Wettbewerbspolitik eine klare Absage zu erteilen.

Benedikt Kind, Bonn

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