Zum Aus für die City-Streife drängen sich Fragen auf

Zum Artikel "Aus für City-Streife in Innenstadt", erschienen am 17. Juli

Soso. Zum Wegfall der Privatfinanzierten Security Streife Bad Godesberg schreibt der GA: "Als 'Armutszeugnis und nicht Zeugnis von Armut' kommentierte der FDP-Ortsverband den Ausstieg aus der City-Streife.

Er sei 'ein Schlag ins Gesicht der vielfachen Bemühungen, Godesberg sicherer zu machen, und ein Beleg für mangelnde Solidarität einiger Geschäftsinhaber', sagte der FDP-Bezirksverordnete Ulli Hauschild." Fakt ist: Ich habe Bauchschmerzen, Polizeiaufgaben an private Unternehmen zu vergeben.

Fakt ist: Miete, Pacht, Nebencity-Lage, die Kaufkraft in Godesberg, die Infrastruktur, die Innenstadt-Probleme sorgen dafür, dass ich als kleines Handwerksunternehmen seit Jahren schauen muss, dass ich am Ende eines Monats alles bezahlen kann.

Und das geht in neun von zwölf Monaten nur mit viel harter Arbeit und etwas Glück.

Aber Herr Hauschild, mangelnde Solidarität lasse ich mir nicht vorwerfen. Ich habe immer noch mein Geschäft hier und sorge mit meinem inhabergeführten Unternehmen für Vielfalt in der City. Schaffe Arbeitsplätze und zahle meine Steuern.

Lieber sollte der Stadtrat seine Arbeit ordentlich machen. Der Hinweis sei gestattet, dass es arme Geschäftsinhaber gibt, solche Äußerungen zu treffen. Ich bin entsetzt und sauer. Für Polizeiarbeit ist die Exekutive eines Landes zuständig.

Armin Höhner, Bonn

Das Projekt City-Streife ist aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Stadtmarketing hat folgerichtig den Vertrag mit der Sicherheitsfirma gekündigt. Einige Fragen drängen sich mir auf: Wissen eigentlich alle, dass Stadtmarketing ein Verein für alle Godesberger und nicht nur für Geschäftsleute ist?

Weshalb scheint dieselbe Idee im Villenviertel offenbar Erfolg zu haben? Geschieht das, weil dort genügend Geld zu Hause ist, weil die Anwohner dort unmittelbar von einer solchen Streife profitieren oder weil es ihnen einfach etwas wert ist?

Fatalerweise wird durch diese sicher für das Villenviertel positive Entwicklung die oft als nicht zutreffend bezeichnete These von den zwei Welten in unserer Stadt befeuert.

Die politische Diskussion der letzten zehn Jahre hatte eigentlich die Erkenntnis wachsen lassen, dass eine wirkliche Verbesserung der Situation in Bad Godesberg nur durch ein eng miteinander abgestimmtes Zusammenwirken vieler Akteure gelingen kann.

Dazu gehört sowohl eine Aufstockung der Präsenz durch die Polizei - aktuell hört man leider nicht viel Gutes darüber - und des Ordnungsdienstes der Stadt, die soeben zu Grabe getragene City-Streife in der Innenstadt, die Arbeit der zahlreichen Vereine und Initiativen, die aktiv Gewaltprävention betreiben und sich um eine immer dichter werdende Vernetzung auch der Schulen kümmern, sowie last but not least das mit so viel Zähigkeit, Durchhaltevermögen und Engagement vieler Menschen in unserer Stadt endlich auf den Weg gebrachte Streetwork-Projekt "One World Cafe".

Insofern ist das Aus für die City-Streife eine empfindliche Schwächung der gesamten Aktivitäten und Strategien zur Bekämpfung von Gewalt. Motivierend ist das nicht.

Wolfram Kuster, Bonn

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