Wird der Leistung kaum gerecht

Zur Kritik "Stefan Cassomenos zu Gast im Collegium Leoninum" vom 17. September

Auch wenn Musikkritik vielleicht mehr als andere Kunstkritik vor allem subjektive Momentaufnahmen wiedergibt, hätte es hier doch die Fairness geboten, zumindest einen objektiven Faktor zu benennen, der zweifellos Einfluss auf die Wahrnehmung der Kritikerin hatte, Cassomenos habe "gewalttätig im Klang", "unglaublich laut", "zu laut" gespielt: Nämlich den für den zwar hohen, aber für Konzerte ansonsten relativ kleinen (Kapellen-)Raum im Leoninum völlig überdimensionierten (und deshalb auch zu "lauten") Fazzioli-Flügel, dessen Länge mit 3,80 Meter anzugeben wohl nicht übertrieben ist.

Überdies fehlt ein nennenswerter räumlicher Abstand zwischen Instrument und Publikum. Es gibt Leute, die aus diesem Grund Klavierdarbietungen im Leoninum überhaupt nicht mehr besuchen. Auch deshalb wird es der künstlerischen Leistung von Stefan Cassomenos kaum gerecht, von einer "enttäuschenden Umsetzung der Klassiker" zu sprechen, wie es die Kritikerin tut. Das Publikum jedenfalls sah das offensichtlich ganz anders.

Matthias Weckerling, Bonn

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