"Wir brauchen keinen Naturschutz mit der Flinte"

Zum Interview mit Ralph Müller-Schallenberg, dem Präsidenten des Landesjagdverbandes NRW, unter der Schlagzeile "Wer den Kampf haben will, kann ihn haben - Heute treffen über 1000 NRW-Jäger zusammen, um sich gegen weitreichende Änderungen des Jagdrechts zu formieren", erschienen am 7. Oktober

 Ein Jäger steht während einer Treibjagd mit seinem Gewehr schussbereit am Waldrand.

Ein Jäger steht während einer Treibjagd mit seinem Gewehr schussbereit am Waldrand.

Foto: dpa

Statt den Kampf für die "frei lebende Tierwelt" zu führen, kämpfen die hiesigen Jäger wohl eher mit den Zahlen: "Eine Katze erbeutet im Jahr bis zu 1000 Sing- und Wildvögel."

In Deutschland sind rund sechs Millionen Hauskatzen "Freigänger". Damit würden sechs Milliarden Vögel im Jahr durch diese getötet - so viele gibt es in Deutschland gar nicht.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gibt auf seiner Internetseite andere Zahlen an: Im Schnitt fange jede der Freigänger-Katzen etwa 35 Vögel pro Jahr. Diese Zahlen sind weit entfernt von denen des Jägers, die immerhin den "Abschuss" von Hauskatzen rechtfertigen sollen. Das "grüne Abitur" ist weniger anspruchsvoll, als ich dachte.

Belinda Gebel, Bonn

Wenn Herr Müller-Schallenberg in diesem Interview behauptet, dass "nur die Jäger sich um den Schutz der frei lebenden Tierwelt kümmern", so ist das dreist und ein Schlag in das Gesicht all der Menschen, die ehrenamtlich richtigen Naturschutz betreiben.

Wir brauchen keinen Naturschutz mit der Flinte, wie ihn Herr Müller-Schallenberg als die einzig richtige Vorgehensweise anpreist. Seine Hetzkampagne gegen Hauskatzen und die völlig aus der Luft gegriffene Behauptung, dass "eine Katze bis zu 1000 Sing- und Wildvögel erbeutet", ist peinlich und unwahr. Es ist gut, wenn die Änderung des Jagdgesetzes das willkürliche Erschießen von Hauskatzen und Hunden ebenso verbietet wie das Aufstellen oft nicht verblendeter Lebendfallen oder gar Totschlagfallen.

Dr. Til Macke, Bonn

Als passionierter Reiter habe ich den Artikel über die geplante Änderung des NRW-Jagdgesetzes mit Interesse und Zustimmung gelesen. Gerade die Jagdlobby in Nordrhein-Westfalen möchte, wie kann es anders sein, am liebsten keine Veränderung. Wir als Geländereiter versuchen seit Jahren eine Lockerung der teilweise sinnlosen Reitwegegesetze in NRW zu erreichen.

Dass es auch anders gehen kann, beweist unser Nachbarland Rheinland-Pfalz, das nur an sinnvollen Stellen eine Regelung für Reiter vorsieht. Auch andere Bundesländer haben ihre Reitgesetze in der letzten Zeit gelockert. Laut der Pferde-Fachzeitschrift "Cavallo" ist Nordrhein-Westfalen dank der dortigen Jagdlobby in dieser Hinsicht am stursten.

So wird auch hier in Swisttal schon mal wenige Meter neben einem Reitstall geschossen, und auch auf dem freien Gelände in der Nähe von Swisttal-Heimerzheim ist man als Reiter nicht immer sicher vor einigen übereifrigen Jägern. Nein, diese Herren möchten ihrem Freizeitvergnügen ungestört frönen dürfen.

Dabei, und das muss an dieser Stelle auch gesagt werden, ist die Jagd ein wichtiges Element für den Schutz unseres Waldes und dessen Tiere. Ein "immer so weiter" geht auch für Jäger nicht, dies sollte auch die Jagdlobby in Nordrhein-Westfalen langsam einsehen.

Andreas König, Swisttal

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