Was ist aus der lebhaften Stadt geworden?

Zum Aus für die Klagwelle

 Spektakuläre Lichteffekte gab es bei der Klangwelle auf dem Bonner Münsterplatz.

Spektakuläre Lichteffekte gab es bei der Klangwelle auf dem Bonner Münsterplatz.

Foto: Müller

Also, für mich ist die ganze Landesimmissionsschutzverordnung eine Zumutung für alle, die gerne auch mal im Freien sind und da feiern oder unterhalten werden wollen. Völlig unverständlich ist für mich allerdings, dass es Menschen gibt, die in eine Stadt ziehen, wo es grundsätzlich schon mal lauter ist als auf dem Land, und dann noch ihren privaten "Lärmpegel" allen anderen aufdrücken. Wobei ich sagen muss, dass ich weder die Musik bei den Klangwellen, noch das Geräusch der Wasserfontänen als Lärm empfinde. Aber am unverständlichsten finde ich die Reaktion von Land, Stadt und Gerichten.

Die Städte wollen, dass ihre Innenstädte attraktiver werden, verbieten beziehungsweise lassen sich verbieten, das auch zu tun. Wer bitte will abends oder nachts in einer Stadt sein, wo der kleinste Lärm zu einem Polizeieinsatz führt. Da muss ich ja mein Handy auf lautlos stellen - könnte sich ja jemand von dem Klingelton gestört fühlen. Und unterhalten kann ich mich mit meinen Freunden dann auch nicht, weil sich eventuell jemand gestört fühlt.

Ich bemitleide solche Menschen, die es nötig haben, sich durch solche Aktionen mitzuteilen. Die haben doch wirklich nix vom Leben. Und die Gerichte bestätigen das auch noch. Armes Bonn, Armes Deutschland.

Wolfgang Hösch, Bornheim

Kann mir irgendjemand erklären, wie es möglich ist, dass zwei Personen eine Veranstaltung, die jährlich mindestens Hunderttausend Zuschauer anzieht, so mir nichts dir nichts wegfegen können? Was ist das für ein Recht? Das Recht eines Einzelnen gegen das Recht der Majorität. Was sind das für Gesetze, die irreale Dezibelgrenzwerte vorgeben? Warum gibt es diese Klagen nur in Bonn?

Merkwürdig, dass in einem anderen Rechtsfall, dem des Rauchers Adolfs aus Düsseldorf, die Gerichte völlig anders entschieden haben. Hier hat offensichtlich die Gemeinschaft Priorität vor der Freiheit des Einzelnen. Wiegt es gar nichts, dass auf neun Jahre hochgerechnet fast eine Million Besucher an zehn von 365 Tagen von 20 bis 22 Uhr Freude haben, Besucher aus allen Teilen der Republik angezogen werden und dem Handel und der Gastronomie erhebliche Umsätze einbringen?

Ich hatte jedes Jahr zu den Klangwellen für mehrere Tage Besuch, etwa aus Berlin, Braunschweig, Würzburg. Meine Besucher und sicher auch andere Gäste haben weit mehr als die genannten zehn Euro pro Person ausgegeben. Wir waren in Restaurants, Gaststätten und haben zahlreiche Einkäufe getätigt. Man müsste die Gastronomen und den Einzelhandel eigentlich auffordern, Schadensersatz von den beiden "lärmbelästigten" Klägern zu fordern.

Bonn war eine so schöne, lebhafte und bunte Stadt. Was ist daraus geworden? Allenthalben wird um mehr Toleranz, Transparenz und Solidarität geworben und an unser Gemeinschaftsgefühl appelliert. Was nun in Bonn geschieht, ist das genaue Gegenteil. Hier kämpfen zwei Menschen wie im Mittelalter: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und bekommen auch noch recht! Um es mit Ihrem Redakteur Cem Akalin zu sagen: bonn(e) nuit.

Christa Klein, Bonn

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