Während des Blitz-Marathons haben Einbrecher Hochkonjunktur

Zum Blitz-Marathon

 Beim sogenannten Blitz-Marathon vor knapp einer Woche wartet eine Polizistin mit der Polizeikelle auf dem Rücken auf Temposünder.

Beim sogenannten Blitz-Marathon vor knapp einer Woche wartet eine Polizistin mit der Polizeikelle auf dem Rücken auf Temposünder.

Foto: dpa

Der x-te Blitz-Marathon wird uns vom nordrhein-westfälischen Innenminister als Schutz für Schulkinder verkauft, in Wirklichkeit geht's um Knöllchen-Mehreinnahmen. In der Zeit, wo 13 000 Polizisten die Knöllchen verteilen, haben Einbrecher und Diebe Hochkonjunktur, können ungestört ihren "Geschäften" nachgehen.

Der Aufwand für solche Aktionen steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die Sicherheit der Bürger sollte eigentlich oberstes Gebot sein.

Erwin Egler, Bonn

Donnerstag früh, A 555 Richtung Köln. Da bin ich doch extra früh unterwegs, um dem fast alltäglichen Rückstau bis Godorf vorauszueilen. Die rechte Spur in Richtung Südbrücke ist morgens immer verstopft, die mittlere Spur wird von den Spezialisten, die eigentlich auf die rechte Spur wollen, verstopft. Da ist rechts ein vier Meter Loch, da muss ich mit meinem Auto unbedingt noch rein, und das oft genug noch im Abfahrtsbereich. Vollbremsung auf der ganzen Breite.

Besondere Spezialisten versuchen das sogar noch von der linken Spur aus. Um einen "Gegner" zu überholen, werden schnell mal zehn andere gefährdet. Eigentlich ist die linke Spur mit den erlaubten 120, 100, 80 Stundenkilometern um diese Zeit gut zu befahren. Im Allgemeinen zieht man zügig an dem rechten Chaos vorbei. Aber heute gelingt das nicht. Rückstau bereits vor Rodenkirchen. Die Signalbrücke zeigt das übliche Stausignal an. Und dann kommen wir - Hunderte von Pendlern - an den Kölner Kreisel heran. Alles bereitet sich auf die sowieso komplizierte Spurwechselsituation vor - viele A 4-Pendler wollen nach links, viele andere von links nach rechts Richtung Rheinuferstraße -, und dann hatte die Polizei für den Blitz-Marathon die tolle Idee, den sowieso kurzen Spurwechselbereich noch mit orangefarbenen Hütchen zu verkürzen.

Ergebnis: Geschwindigkeit höchstens Tempo 30 bei erlaubten 80 und 60. Stau, Rückstau, noch mehr Chaos. Und mitten drin stehen Polizisten mit ihrem Radar-Fernglas auf dem alten Stück der A 555 und stellen vermutlich verblüfft fest, dass alle sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Und weiter hinten stehen noch mehr ihrer Kollegen gelangweilt herum. Es ist ja keiner da, den man tadeln könnte.

Kaum waren die Ordnungsbehörden außer Sicht, wurde das Gaspedal durchgetreten, Spurwechsel ohne Blinker durchgeführt, an unübersichtlicher Stelle über durchgezogene weiße Linien die Vorfahrt genommen, rote Ampeln ignoriert. Die verlorene Zeit muss wieder eingeholt werden.

Stefan Rosen, Bonn

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