Von wegen Traumberuf

Zum Streik bei der Lufthansa.

 Ein Pilot der Lufthansa beim Streik in Frankfurt.

Ein Pilot der Lufthansa beim Streik in Frankfurt.

Foto: dpa

Jetzt zeigen sie wieder alle mit dem Finger auf uns Piloten. Diejenigen, die ihren Traumberuf haben, stundenlang bei toller Aussicht dem Autopiloten zugucken und auf Firmenkosten Urlaub in der Südsee machen, können mal wieder den Rand nicht vollkriegen. Jedoch, wir sind das gewohnt. Man zeigt regelmäßig mit dem Finger auf uns, wenn in der Zeitung steht, dass zwei Kollegen im Cockpit eingeschlafen sind oder schlimmer, wegen "menschlichem Versagen" Passagiere sterben mussten.

Wie anstrengend, belastend und familienunfreundlich diese Tätigkeit ist, scheint viele Mitbürger nicht zu interessieren. Weil Büroangestellte sich nur schwer in unsere besondere Situation hineinversetzen können, ist es richtig und notwendig, dass wir von einer schlagkräftigen Spartengewerkschaft vertreten werden.

Ich mache meine Arbeit wirklich gerne, aber bis 67 halten die meisten von uns die extrem trockene Luft, den Dauerlärm, die ständig wechselnden Zeitzonen nicht durch. Dabei machen die Pilotengehälter in einer großen Airline gerade mal ein bis zwei Prozent der Gesamtbetriebskosten aus - wir könnten auch umsonst fliegen, es würde keine angeschlagene Gesellschaft retten.

Wenn die Piloten mehr und mehr so ausgeknautscht werden, dass sie ihre Karriere statt mit einer Übergangsversorgung, mit dem Aus vom Fliegerarzt beenden, wird unsere Berufsunfähigkeitsversicherung irgendwann unbezahlbar.

Martin Söllinger, Königswinter

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