Verständnis für den Düsseldorfer Wirt

Zum Artikel "Ein Biergarten mit kinderfreier Zone" vom 19. Juni und zum Leserbrief von Margitta Blinde ("Kindern müssen klare Grenzen gezeigt werden"), erschienen am 23. Juni

Werte Frau Blinde, ich habe mich gefreut, dass das wichtige Thema der Erziehung unserer Kinder noch einmal thematisiert wurde. Das Austesten und Abtasten der Grenzen ist einer der natürlichsten und wichtigsten Schritte in der Entwicklung; die Kinder finden schon früh heraus, wo im Leben ihre Position ist.

Die Eltern spielen dabei die wichtige Rolle von Helfern; das Kind muss die Hand nicht auf die glühende Herdplatte legen, um zu erfahren, wo es heiß sein kann. Oft gibt es verschiedene Methoden der Hilfestellung.

Sie haben hier die Ermahnung gewählt und den Hinweis, dass es sich um Ihre Fritten handelt. Und Sie zeigen sich verwundert über die Eltern, die den Mundraub ihres Abkömmlings von einem fremden Teller offenbar für Tüchtigkeit halten.

Jörg A. Bahnemann, Oberwinter

Ich habe mich gefreut und somit wurde meine Meinung bestätigt, dass Kinder nicht alles dürfen. Was machen die Eltern denn noch? Morgens werden die Sprösslinge in Kindergärten oder Schulen zur Ganztagsbetreuung abgegeben.

Von Erziehung und Zuwendung im Elternhaus bleibt da nicht mehr viel übrig. Schade, auch für die Kinder, die nicht mehr ihre Grenzen kennenlernen. Ich kann den Düsseldorfer Wirt verstehen.

Antonia Schick, Sankt Augustin

Der Düsseldorfer Wirt findet meine volle Unterstützung für die von ihm getroffene Maßnahme, nach vielen Jahren schlechter Erfahrungen seinen Biergarten nun als "Ruhezone" zu erklären, wo Kleinkinder und Hunde keinen Zugang mehr haben. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern - wie der Düsseldorfer richtig sagt - damit, dass auch Erwachsene ein Recht auf eigene Bereiche haben wie Kinder.

Gäbe es nämlich da nicht einen bestimmten Typ Eltern, die sich um nichts scheren, was ihre Kleinen anstellen und bei allem wegschauen, um selbst in Ruhe zum Beispiel ihr Bier zu genießen, müssten solche Maßnahmen gar nicht erst ergriffen werden. Auch wenn es die Minderheit ist, ist es aber genau das Klientel, das dafür sorgt, dass es überhaupt zu derartigen Maßnahmen kommt, und das ist vermutlich auch der Teil, der sich über solche empört und für unfassbar erklärt.

Für mich dagegen ist unfassbar die Einstellung einer Mutter, deren Sohn den vom Gastwirt extra neu gebauten Spielplatz nicht benutzt, weil das Kind nicht auf "umzäunte Spielplätze" geht.

Solch eine kreative Begründung (oder sollte man sagen "Kuriosität") muss einem erst mal einfallen. Allen Ernstes: Solche verqueren Eltern schaffen doch erst den Nährboden dafür, dass es überhaupt dazu kommen muss, Ruhebereiche im Gaststättengewerbe - wie jetzt in Düsseldorf - einzurichten. Gegenseitige Rücksichtnahme und ordentlicher Umgang mit fremdem Eigentum ist das Zauberwort, das man hier empfehlen kann.

Hildegard Gräf, Hennef

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