Umweltbewusstsein am Steuer muss größere Kreise erreichen

Zum Artikel "Nur ein Strohfeuer - Autoexperte Gerd Dudenhöffer sieht Sonderabschreibungen für E-Autos kritisch" vom 16. Juni

Wenigstens kann ich jetzt mitreden! Seit einem halben Jahr fahren wir ein Elektroauto in der Kleinwagenklasse. Die Begeisterung für dieses Auto hält bis heute ungebrochen an: Es ist spurtstark, besitzt ausgezeichnete Fahreigenschaften und erzeugt kein schlechtes Gewissen, wenn wir im Stau oder an der Ampel stehen.

Aber warum haben wir uns für ein E-Auto von knapp 30 000 Euro entschieden, mit dem wir kaum über Köln hinauskommen? Sicher nicht, um gesehen und bewundert zu werden - dafür ist das Fahrzeug eher unauffällig, weil es optisch nahezu identisch zu dem entsprechenden Benziner ist. Lediglich das kleine "e" vor der Typbezeichnung und natürlich der fehlende Sound enttarnen uns als E-Fahrer.

Es ist vielmehr das bewusste Signal, diese unstrittig umweltfreundliche Antriebsart unterstützen zu wollen. Aber was muss passieren, dass dieses Auto nicht einem kleinen elitären Zirkel umweltbewusster Snobs vorbehalten bleibt? Es sind doch immer die gleichen Argumente, die uns vorgeworfen werden: hoher Preis, geringe Reichweite, lange Ladezeiten und eine zurzeit noch unzureichende Infrastruktur.

Damit sind wir bei den Hebeln, an denen gemeinschaftlich anzusetzen ist: Die Politik muss finanzielle Anreize schaffen (wie war das noch mit der Abwrackprämie vor sechs Jahren?), die Industrie muss mit Hochdruck an der Verbesserung der Akkutechnologie arbeiten (schließlich gibt es bereits Modelle mit bis zu 400 Kilometer Reichweite), und die Energieunternehmen müssen bei der Infrastruktur nachlegen. Andere Länder zeigen, wie man erfolgreich Elektroautos einführt. Das "Privileg", auf der Busspur fahren zu dürfen, reicht nun wirklich nicht aus, um rechnende Menschen in Zeiten knapper Kassen zum Umstieg aufs Batterieauto zu bewegen.

Meine Erkenntnis schon jetzt: Um die Vorteile des umweltfreundlichen Elektroantriebs (für den reinen Stadtverkehr) mit den Vorzügen einer größeren Reichweite zu kombinieren, würde ich eher zu einer Hybridvariante tendieren. Aber vielleicht überrascht mich ein entschlossenes Dreigestirn Politik, Fahrzeugindustrie und Energieunternehmen und ich werde in einigen Jahren doch wieder über reinen Elektrobetrieb nachdenken, um mitzuhelfen, das ehrgeizige Ziel von einer Million E-Autos im Jahr 2020 zu erreichen.

Jürgen Schaschek, Sankt Augustin

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