"Schlechtem Geld nicht noch gutes hinterherwerfen"

Zu den Berichten über die Krise in Griechenland

 Pensionäre protestieren in der griechischen Hauptstadt Athen gegen die Sparmaßnahmen der Regierung. FOTO: DPA

Pensionäre protestieren in der griechischen Hauptstadt Athen gegen die Sparmaßnahmen der Regierung. FOTO: DPA

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Ja, es ist schon bitter, was diese griechische Regierung den übrigen 17 Euro-Ländern und 27 EU-Ländern zumutet. Rentenreform, Steuerreform mit mehr Gerechtigkeit, Bekämpfung der gigantischen Korruption, Verwaltungsreform mit Einführung eines Katasteramts, Abbau des völlig unverhältnismäßigen Wehretats und des aufgeblähten Staatsapparates, das alles haben Athener Regierung zwar versprochen und auch Geld dafür erhalten, nur auf den Vollzug warten die Geldgeber bisher vergebens.

Zu diesen Geldgebern gehören acht Euro-Länder mit einem niedrigeren Mindestlohn als in Griechenland. Die meisten versorgen auch ihre Rentner und Pensionäre deutlich niedriger. Alle bisherigen Empfänger von Hilfsgeldern haben sich an ihre Kreditverträge gehalten, so schwer es ihnen auch fällt.

Kein Wunder, dass die Geduld mit Griechenland gegen null tendiert. Das wird auch nicht besser, wenn diese griechische Regierung mit katastrophalen Folgen für ganz Europa droht, wenn Griechenland seine Zahlungsunfähigkeit eingesteht. Da wird es Zeit, an die Größenordnung zu erinnern: Die griechische Wirtschaftskraft beträgt gerade einmal zwei Prozent der EU.

Wenn jetzt dieses Land, das seit seiner Gründung vor rund 100 Jahren immer vom Geld anderer Staaten gelebt hat, offiziell Pleite anmeldet, dann ist das nicht der Untergang der EU, sondern wir verlieren nur die Kreditgelder, die wir sowieso nie wieder bekommen hätten. Jetzt gilt das Motto: schlechtem Geld nicht noch gutes Geld hinterherwerfen.

Friedemann Weckbach-Mara, Meckenheim

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland eine Lastenausgleichsabgabe für Vermögende. Die Abgabe wurde über die Lastenausgleichsbank verwaltet, die wiederum dadurch Anleihen bedienen konnte. Grundschulden wurden zur Sicherheit zugunsten des Lastenausgleichs eingetragen. Deutschland war damals wirtschaftlich wesentlich schlechter dran als gegenwärtig Griechenland.

Es sollte deshalb auch in Griechenland eine Lastenausgleichsabgabe eingeführt werden, die von einer Bank verwaltet wird, die der Aufsicht der EU-Kommission untersteht. Die Vermögenden Griechenlands müssen ihren Beitrag zur Schuldentilgung leisten, nicht der deutsche Steuerzahler.

Dr.Werner Gries, Bonn

Wir hatten schon bei der Aufdeckung des Bonner WCCB-Desasters Grund, dem General-Anzeiger dankbar zu sein. Jetzt ist diese Zeitung dabei, sich um die Erhellung des Euro-Wahnsinns verdient zu machen. In der Darstellung des (Euro-) "Dramas in sechs Akten" ist leider der Anteil der deutschen Politik nicht hinreichend gewürdigt worden.

Es gab mal einen Großkanzler, der den Euro als Garanten für Frieden und Freiheit bezeichnete und von der Stabilitätsgemeinschaft sprach, die schon im Vorfeld der Währungsunion erreicht worden sei. Von diesen Fehleinschätzungen kann auch nicht ablenken, dass erst die Regierung unter dem Kanzler Schröder der Aufnahme des schon damals maroden Hellas in den ach so stabilen Euro zustimmte.

Dr. Erhard Schulte, Königswinter

Hätten wir in Deutschland die Möglichkeit einer Volksabstimmung, würde sich die Mehrheit der Bürger gegen die Auszahlung der letzten Tranche des 2. Rettungspaketes, auch gegen ein drittes, aussprechen. Ebenso müsste der EZB verboten werden, weitere Kredite an griechische Banken zu geben. Der Maastricht-Vertrag verbietet übrigens die Übernahme von Schulden anderer Staaten. Aber das Kind ist ja wegen der übernommenen Bürgschaften schon in den Brunnen gefallen.

Heinz-Wilhelm Blesgen, Bonn

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