"Schärfere Gesetze halten keinen Terroristen ab"

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Eine anonyme Kunstinstallation zeigt in der Nähe der Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" einen zerbrochenen Bleistift.

Eine anonyme Kunstinstallation zeigt in der Nähe der Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" einen zerbrochenen Bleistift.

Foto: dpa

Die Pegida-Demonstrationen und die grausamen Pariser Morde durch radikale Islamisten haben in unserem Land drei gesellschaftlich und politisch kontrovers diskutierte Themen stark belebt: Ängste über zunehmenden Einfluss des Islam auf unser Leben, Ängste über Auswirkungen des islamistischen Fanatismus auf unsere Sicherheit und Ängste über Probleme durch Zuwanderung einschließlich Integration.

Die Pegida-Demonstrationen, die von unannehmbaren Protesten gegen Flüchtlinge und von Zeichen des Fremdenhasses begleitet waren, haben ebenso wie jüngste Umfragen der Bertelsmann Stiftung Zukunftsängste deutlich gemacht. Ich halte es für falsch, von Teilen der Politik, der Medien und der Kirche diese Ängste als unbegründet abzutun und mit Hinweisen wie "Angstbürger", "Rassisten" oder "Nazis in Nadelstreifen" alle Protestierenden dem rechtsextremen Lager zuzuordnen oder den Protest als "Schande für Deutschland" zu bezeichnen.

Massive Behinderungen der Pediga-Demonstrationen oder "Licht-Aus" beim Kölner Dom beseitigen die Ängste nicht. Wenn zum friedlichen Zusammenleben von Islam und anderen Religionen in unserem Land vorgeschlagen wird, einen muslimischen Feiertag anstelle eines christlichen einzuführen, in Weihnachtsgottesdiensten muslimische Lieder zu singen oder eine Kirche zur Moschee umzuwidmen, werden Ängste eher verstärkt.

Und der Meinung, dass Burka (Nigab), Zwangsehen, Ehrenmorde und mindere Rechte für Mädchen nicht zu Deutschland gehören, schließe ich mich an. Für viele Muslime ist Deutschland Heimat geworden. Aufklärung und geduldiger Dialog mit diesen Muslimen können beitragen, Ängste vor dem Islam abzubauen.

Detlef Wibel, Meckenheim

Der Islam in Deutschland darf nicht verunglimpft werden. Er darf aber genauso wenig von Kritik ausgenommen werden. Denn die Auslegung des Islam durch einen erheblichen Teil der Muslime dieser Welt steht in krassem Konflikt zu den Grundwerten des Grundgesetzes, ja zu den Werten des Westens und der christlich begründeten abendländischen Kultur insgesamt. Es ist höchste Zeit, an unsere Politiker ein paar einfache Fragen zu stellen:

Nehmen Sie die Werte der Gleichberechtigung der Frau und einer offenen Gesellschaft ernst? Wenn ja, werden Sie entschlossene Schritte mit hohen Strafen gegen jede Verhüllung und Vermummung im öffentlichen Raum unternehmen? So wie es Motorradfahrern verboten ist, mit Helm in Banken oder Geschäfte zu gehen, so auch jeder anderen verhüllten Person?

Nehmen Sie das Gewaltmonopol und den Rechtsstaat ernst? Wenn ja, werden Sie hohe gesetzliche Strafandrohungen einführen gegen jeden Teilnehmer oder Anwender einer "parallelen" islamischen "Rechtsprechung"?

Sind Sie bereit, alles gegen die Gefahr islamistischer Rückkehrer zu tun? Wenn ja, werden Sie die vollständige Telefon- und Internet-Überwachung und intensive sonstige Überwachung dieser Personen, mit klarem Vorrang des Bürgerschutzes vor dem Datenschutz, sowie die sofortige Ausweisung aller nicht-deutschen Islamisten, Hassprediger, IS-Kämpfer und den Entzug aller Sozialunterstützung für diese Personen entschlossen unterstützen?

Ralph Bierett, Königswinter

Der Islam ist im archaischen Denken befangen, wie seine Frauenfeindlichkeit (Zwangsverheiratung, Verschleierung und Burka) und Ehrenmorde auf deutschem Boden eindrucksvoll belegen. Die Politik muss den Islam unter die freiheitliche Ordnung unseres Grundgesetzes zwingen.

Heinrich Peter Dietz, Swisttal

Leider wird im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen viel zu oft der Begriff "Islamisten" genannt. Dies führt zu dem Eindruck, dass alle Menschen, die dem islamischen Glauben angehören, Terroristen sind. Dem ist in Wirklichkeit nicht so. 99,997 Prozent aller Muslime in Deutschland sind friedlich. Das hat die Beteiligung der Muslime an den Mahnwachen nach dem Anschlag in Paris gezeigt.

Die Bezeichnung "Islamisten" führt in Teilen der Bevölkerung zu Verunsicherung und zu einer diffusen Fremdenangst oder Angst vor Menschen mit Islamischen Glauben. Dies kann nach meiner Auffassung nicht zielführend sein.

Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei den Terroristen nur vordergründig um gläubige Menschen. Sie benutzen den Glauben, um Terror zu verbreiten.

Sie sind nichts anderes als Mörder und Terroristen. Mit Glauben hat das nichts zu tun. Ihr "Glauben" ist der Terror gegen die Bevölkerung. Aus persönlich erlittenen Enttäuschungen, Zurücksetzungen, Ausgrenzungen oder Perspektivlosigkeit wenden sie sich ihrem Glauben zu, "dem Terror".

Durch "schärfere" Gesetze wird kein einziger Terrorist abgehalten. Auch die Todesstrafe hindert sie nicht daran, andere Menschen umzubringen. Dies zeigen die Beispiele anderer Staaten, in der die Todesstrafe verhängt wird.

Wir können jedoch versuchen, den Extremisten ihre Argumentationsbasis zu entziehen. Eine Möglichkeit dafür ist, die oben genannten wirklichen Gründe zu benennen, warum diese Terroristen ihre Gräueltaten begehen.

Konrad Fumagalli, Bonn

Die Untaten in Paris rufen zu Recht Entsetzen hervor und lassen viele Politiker und andere nach den (geistigen) Ursachen fragen. Bei dieser Gelegenheit hört man dann auch gleich, dass der Islam eine friedfertige Religion sei, und nur einige wenige Fanatiker Gewalttaten verüben. Solche Sprüche können nur von Menschen kommen, die sich nie mit der Basis des Islam, dem Koran, beschäftigt haben.

Der Koran ist die unfehlbare, absolut zuverlässige, nicht hinterfragbare, zur Hingabe und zum Gehorsam auffordernde Autorität des Islam. Im Koran wird an vielen Stellen zum Kampf gegen die Ungläubigen aufgefordert. "...dann töte die Polytheisten, wo immer ihr sie findet..."(Sure 9, Vers 5). Dieses Beispiel bezieht sich zwar auf eine bestimmte historische Situation, zeigt aber, dass das Töten Bestandteil dieser Religion ist. Die Abkehr vom Islam ist todeswürdig (Sure 4, Vers 89), solche Menschen sind also zu töten.

Es gibt im Koran auch sehr viel maßvollere beziehungsweise tolerantere Ausführungen. Diese stammen allerdings aus Mohammeds Zeit in Mekka, wo er keinerlei Macht und Einfluss hatte und selbst sehr auf der Hut vor den Einwohnern sein musste. Als er schließlich die Macht in Medina übernahm, also dort auch weltlicher Herrscher wurde, wurde seine Sprache eine völlig andere.

Nach Ednan Aslan, einem (türkischen) Islamwissenschaftler, ist der Islam heutzutage eine Theologie der Gewalt und des Krieges. Diese wird unterrichtet in der berühmtesten muslimischen Universität (Al-Azhar in Kairo), in Medina, im Jemen, Libanon, Iran, Irak, in Pakistan, Indonesien, Malaysia.

In drei der vier Rechtsschulen des sunnitischen Islam wird gelehrt, wer als Muslim nicht bete, müsse getötet werden. Auch in Europa, so Aslan, wird in vielen Moscheen Gewalt gepredigt.

Dr. Harry Blask, Bonn

So erfreulich der weitgehende Konsens "Je suis Charlie" auch ist: Das Wiederhervorkramen des halbwegs überwunden geglaubten "Der Islam gehört zu Deutschland" (Bundespräsident Gauck hatte klargestellt, dass die hier lebenden Muslime zu Deutschland gehören, nicht ihr Glaube) in Kombination mit der als apodiktisch hingestellten Phrase "Das hat nichts mit dem Islam zu tun!" stellen jedoch eine falsche und besorgniserregende Entwicklung dar. Denn jegliche Kritik am physische Gewalt ablehnenden Islam wird damit praktisch als illegitim und von rechts kommend gebrandmarkt.

Humanistische Islamkritik, die sich für die Stärkung der Menschenrechte einsetzt, sich also ganz klar absetzt von der die Menschenrechte untergrabenden rassistisch motivierten, muss aber weiterhin erlaubt sein - sie ist sogar notwendig. Es ist egoistisch, allein die eigene Sicherheit vor Anschlägen im Blick zu haben, nicht jedoch das Leid unserer Mitmenschen, insbesondere der Frauen, die im Namen einer vormodernen Weltanschauung ihrer Freiheitsrechte, die jedem Menschen zustehen, einfach weil er ein Mensch ist, beraubt werden. Es muss weiterhin erlaubt sein, den zwangsverheiratenden Patriarchen zu kritisieren - obwohl er niemals zur Kalaschnikow greifen würde.

Die derzeitige Politik jedoch, die nur darauf abzielt, die Privilegien der Kirchen nicht beschneiden zu müssen, um sie dann nolens volens auch den Muslimen zuzugestehen, verschlimmert die Sache nur und ist schlicht verantwortungslos. In Nordrhein-Westfalen wurde zum Beispiel in Ermangelung organisierter liberaler Muslime auf die konservativen (DITIB, direkt dem türkischen Erdogan-Staat unterstellt) bis islamistischen (Milli Görüs, vom Verfassungsschutz beobachtet) Islam-Verbände zurückgegriffen, dass sie die Lehrinhalte für den Islamunterricht an öffentlichen Schulen festlegen, ohne dass der Staat korrigierend eingreifen dürfte, denn das widerspräche der Religionsfreiheit.

Constanze Cremer, Bonn

Meine Eltern hätten mit ihrem Leben gespielt, wenn sie in privatem Kreis zur Unzeit etwas geäußert hätten, das als Kritik an Hitler oder gar als Witz über ihn verstanden worden wäre. Hitler war ein sakrosankter Diktator. Es gab Millionen, die auf den Straßen oder im Stillen mit ihm einverstanden waren. Er hat ein ganzes Volk mit seinen Verbündeten über die Welt herfallen lassen.

Für die besonders perfiden Mordaktionen und Abschlachtereien hielt er sich eine verschworene Mörderbande namens SS, die sich als eine Art religiöser Orden verstand. Hitler verfügte über jede Menge willfähriger, auch gutgläubiger Zuträger. Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, wie wir uns in der damaligen Zeit und unter solchem Druck verhalten hätten.

Darum darf nicht sein, dass es ein, zwei Generationen später in diesem Land wieder angeraten sein kann, mit kritischen oder gar satirischen Äußerungen hinter dem Berg zu halten. Mit Äußerungen über lebende, verstorbene oder gar nur vorgestellte Herrscher. Selbst dann nicht, wenn sie Götter und somit sakrosankt wären. Lachen oder Leben? Wer darf es wagen, uns vor diese Alternative zu stellen?

Franz Christoph Schiermeyer, Bonn

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