Plädoyers für den Erhalt des Frauenmuseums

Zum Artikel "Ende fürs erste Frauenmuseum der Welt?", erschienen am 30. Oktober

 Das Frauenmuseum in Bonn. Das Foto vom April diesen Jahres zeigt die Eröffnungs-Performance der chinesischen Künstlerin Jiny Lan, bei der Konfuzius zum Gebärenden wird. FOTO: FROMMANN

Das Frauenmuseum in Bonn. Das Foto vom April diesen Jahres zeigt die Eröffnungs-Performance der chinesischen Künstlerin Jiny Lan, bei der Konfuzius zum Gebärenden wird. FOTO: FROMMANN

Für das Festspielhaus will die Stadt 4,39 Millionen Euro allein für die Herstellung der Baureife des ohnehin bereitgestellten Filetgrundstücks mit Rheinblick zahlen. Dass dafür ein Studentenwohnheim dran glauben muss, was solls. 70 Millionen Euro soll der Bau kosten. Aber das soll das Stadtsäckel nicht belasten. Die Betriebskosten natürlich auch nicht. Na ja, das kennen wir vom WCCB.

Am nächsten Tag lese ich, dass die Stadt sich das Frauenmuseum nicht mehr leisten kann. 120 000 Euro Zuschuss im Jahr, davon gehen 100 000 Euro für die Miete des städtischen Grundstücks in "wertvoller Lage" an die Stadt zurück. Das Frauenmuseum habe laut Kulturdezernent "sein Ziel erreicht". Er wolle die Arbeit des Vereins "projektbezogen unterstützen". "Das, was das Frauenmuseum macht, können andere auch", und die Ausstellungen könnten in anderen Ausstellungshäusern durchgeführt werden.

Das zeigt, dass der Dezernent wohl noch nie im Frauenmuseum war. Das Frauenmuseum bietet in einzigartiger Weise die Verbindung von Kunst und Politik - wie die aktuelle Ausstellung "Single moms" deutlich zeigt. Es bietet Raum für experimentelle Kunst von Frauen jenseits des Mainstreams. Wie wichtig ein solcher Raum ist, zeigen nicht zuletzt die Äußerungen des Kulturdezernenten. Soll das Prestigeprojekt Festspielhaus auf Kosten der kleinen freien Kulturszene finanziert werden?

Dr. Uta Pankoke, Bonn

Nennen Sie mir eine kulturelle Stätte, in der eine ähnliche Aktivität anzutreffen ist wie im Frauenmuseum: wo Kinderkunst gelebt, sakrale und säkulare Erinnerungskultur gepflegt wird, gesellschaftliche Themen von Geld über Geschichte und Mythologie, Umwelt, Mode so breit und anschaulich und im globalen Kontext aufbereitet werden. Die Kunst besitzt im Frauenmuseum einen großen aber nicht alleinigen Stellenwert. Dass diese besonders den Frauen ein Feld für Austausch und Präsentation eröffnet, ist nicht nur dem Nachholbedarf geschuldet, sondern wird auch in Zukunft ein spannendes Feld weiblicher Ausdruckskraft sein.

Mit geringer Unterstützung vonseiten der Stadt Bonn hat sich das Museum dank unermesslichem ehrenamtlichen Einsatz zu einer unvergleichlichen Institution mit Beachtung weit über die Landesgrenzen hinweg entwickelt. Als bildende Künstlerin ist mir dieser Ort für interdisziplinäre Auseinandersetzung unentbehrlich. Wer wagt es, dem einen Riegel vorzuschieben?

Erika Beyhl, Ruppichteroth

Ich bin ganz Herrn Friedrichs' Meinung über die Wichtigkeit des Frauenmuseums in der Bonner Altstadt. Es stellt eine besondere, einzigartige Kunst- und Kulturstätte dar. Über die kreativen Angebote in den bildenden Künsten, Tanz, Musik, Literatur hinaus bereichern die Frauen, die das Haus vor 33 Jahren vor dem Verfall gerettet haben, die Bonner Kulturlandschaft mit historischen und politischen Projekten und widmen sich der Forschung von Frauenfragen in einer unerschöpflichen Themenfülle.

Dieses interdisziplinare Arbeiten zeichnet das Frauenmuseum in seiner Großartigkeit aus, auch das Sammeln von Kunstwerken und Archivieren von Künstlerinnenbiografien zählen hierzu. Das Kinderatelier leistet einen sehr wichtigen Beitrag auch zur Integration der Kinder und ihrer Eltern mit Migrationshintergrund. Gute Beziehungen und Freundschaften werden dort geschlossen. Und wo hätten die Funde der verschütteten Altstadt und Gertrudiskapelle einen so schönen Gedenkraum gefunden, wenn nicht im Frauenmuseum? Bei "den anderen, die das alles auch können"?

Die Wahrheit ist bitter: Dieses Stück Bonner Geschichte wäre auf der Müllkippe verschwunden, hätte Frau Pitzen nicht den Raum zur Aufbewahrung zur Verfügung gestellt. Der Kulturdezernent sollte sich schämen und anstatt dieses und andere Häuser in der freien Kultur tot zu sparen, lieber seinen Job tun, indem er für deren Erhalt sorgt.

Sandra Ney, Bonn

Als Besucher des Frauenmuseums bin ich außerordentlich besorgt über die Absicht der Stadt Bonn, alle bisherigen Zuwendungen von 2019 an zu streichen. Dagegen protestiere ich auf das Entschiedenste. Die im Frauenmuseum gezeigten vielfältigen und niveauvollen Ausstellungen erfreuen sich einer großen Akzeptanz (30 000 Besucher). Sie verleihen dem Haus eine besondere Bedeutung und Strahlkraft im regionalen, nationalen und internationalen Zusammenhang.

Einer Stadt, die Wert auf ihre Internationalität und ihr künstlerisches Engagement legt, würde es gut anstehen, die freie Kunst und deren Ateliers im Frauenmuseum weiterhin zu fördern, wobei auch die Künstlerinnen-Ateliers im Frauenmuseum davon profitieren würden. Hervorzuheben ist auch die Arbeit der Kinder-Ateliers: Die Museumsklasse scheint mir für das Viertel der Stadt mit seinem hohen Migrantenanteil ein echter Gewinn. Gerade jetzt war zu erfahren, dass es dem Frauenmuseum gelungen ist, den vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgelobten Gabriele-Münter-Preis im Jahre 2017 zum 7. Mal zu vergeben. Offenbar wird die Arbeit des Frauenmuseums in Berlin positiv zur Kenntnis genommen und geschätzt.

Im General-Anzeiger vom 23. Oktober war zum städtischen Sparkonzept zu lesen, kulturelle Einrichtungen dürfe man nicht danach beurteilen, was sie kosten. Diese Einstellung ist sicher überzogen, aber es kann auch nicht richtig sein, alles über Bord zu werfen, was nicht in die Finanzpläne passt. Das Frauenmuseum, wie ich es erfahren habe, wirtschaftete bei aller Qualität schon immer sparsam, umso mehr muss es auf seiner Existenz bestehen.

Alexandra Friz, Bonn

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