Operetten finden ihr Publikum

Zur Diskussion um Subventionen für die Bonner Oper

Ich war neulich in der Beethovenhalle, um mir die Operette "Das Land des Lächelns" anzusehen. Die Aufführung war gängig: Es gab sogar ein Orchester, die Sänger waren recht gut, aber noch relativ unerfahren und wurden vom Regisseur ziemlich sich selbst überlassen. Kurz und gut, es war ein bisschen wie Dorftheater.

Was mich aber sehr erstaunte, war, dass die Beethovenhalle sehr voll war. Ein großer Teil des Publikums bestand aus Seniorengruppen, die von Altenpflegerinnen begleitet wurden. Ich habe noch nie so viele Rollatoren auf einmal in der Beethovenhalle gesehen.

Auch das übrige Publikum war eher älter. Dieses Publikum war aber ganz begeistert. Es gab stürmischen Applaus und sogar einige schüchterne Bravorufe.

Ich machte mir so meine Gedanken und war etwas beschämt. Ich bin ein eifriger Opernbesucher und erfreue mich an den zumeist gelungenen Aufführungen. Was ist so eine Operettenaufführung dagegen? Nun, sie gefiel vielen Leuten, die ein etwas anderes Kunstverständnis haben als ich und sicherlich auch die meisten anderen Opernbesucher.

Nur, ist es nicht ein Zeichen von Arroganz, dass wir glauben, nur wir hätten ein Anrecht auf teure Kultur, und das ist die Oper nun mal. Es gibt zwischen Oper/Klassik und Rock/ Pop noch eine andere Art von Musikunterhaltung, die viele Menschen anspricht, von uns aber als "banal" abgetan wird. Haben wir ein Recht dazu? Es wird so oft behauptet, die Oper sei elitär, was ja auch stimmt, und es sei nicht einzusehen, dass der größte Teil der Bürgerschaft die teuren Subventionen für die eigentlich recht gut betuchten Opernbesucher zahlen muss.

Wäre es nicht möglich und auch volksnah, pro Saison ein oder zwei Operetteninszenierungen auf den Spielplan zu bringen, aber nicht in der künstlerischen Aufarbeitung eines ehrgeizigen Regisseurs, sondern volksnah, einfach und herzerweichend dargeboten. Es würde eine Marktlücke geschlossen, und Besucher in die Oper gelockt, die sonst dem Haus fernbleiben. So würde die Oper vielleicht auch mehr von der Bürgerschaft akzeptiert werden. Das wäre doch eine Überlegung wert.

Ingrid Grenzmann, Bonn

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