Ohne gute Deutschkenntnisse ist eine Integration unmöglich

Zum Bericht "Opposition sieht Löhrmann am Zug" vom 12./13. September

 NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann soll nach dem Willen der Opposition einen Notfallplan aufstellen, damit die erwarteten 40 000 zusätzlichen Flüchtlingskinder unterrichtet werden können.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann soll nach dem Willen der Opposition einen Notfallplan aufstellen, damit die erwarteten 40 000 zusätzlichen Flüchtlingskinder unterrichtet werden können.

Foto: dpa

Die Vielzahl der Flüchtlinge führt jetzt bereits zu kopflosem Verhalten - vor allem leider bei den Politikern. Die Forderung der FDP, freigestellte Lehrer zum Unterricht der Flüchtlinge zu beordern, ist von einer bezeichnenden Respektlosigkeit gegenüber den Umständen gekennzeichnet.

Freistellungen haben einen Grund. Der entfällt ja nicht, bloß weil die Bundesregierung unlimitiert Flüchtlinge zuwandern lässt. Außerdem gerät das Qualifikationsprinzip noch weiter ins Hintertreffen. Wer etwas mit Aussicht auf Erfolg machen soll, muss es können. Lehrer in Deutschland sind nicht ausgebildet, mit Menschen zu arbeiten, die kein Wort Deutsch können.

Wer bei uns zur Schule geht, muss schulfähig sein. Sonst macht dessen Aufenthalt in einer Klasse mit 30 bis 32 Kindern keinen Sinn. Da helfen auch keine weiteren Lehrer, die mit den "Neuen" oft gar kein einziges Wort wechseln können. Im Gegenteil. Die "Neuen" brauchen die knappen Ressourcen der Lehrkraft weiter auf mit der Folge, dass die "normalen" Schüler weniger lernen oder schlechter betreut werden. Und die Eltern der anderen dürfen dann zu Hause "nacharbeiten".

Zuerst - und das ist Aufgabe der Bundesregierung - müssen alle Flüchtlinge Deutsch lernen. Wer die Leute hereinlässt, ist dafür verantwortlich. Und das Geld ist da. Ohne gute Deutschkenntnisse ist eine Integration, eine Ausbildung oder ein Schulbesuch unmöglich.

Da gehören Lehrer hin, die "Deutsch als Fremdsprache" gelernt haben. Was am Anfang versäumt wird beim Spracherwerb, kann später oft kaum noch aufgeholt werden. Hier ist Flexibilität möglich - wer gut arbeitet, kann schneller in Schule oder Ausbildung. Wer kein Deutsch kann, ist auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar. Er kann auch nicht ausgebildet werden.

Guido Bley, Königswinter

Der Vorschlag des FDP-Fraktionsvizes Witzel "Tausende freigestellte Lehrer könnten für einige Zeit im Unterricht aushelfen" sowie Äußerungen von Ministerin Löhrmann im Zusammenhang mit der notwendigen Beschulung von Flüchtlingen fordern zu einer Stellungnahme heraus. Hier soll offenbar auf dem Rücken von Schülern (bisherigen und zukünftigen) und Lehrern - mal wieder - die Quadratur des Kreises gelingen, nämlich mehr Leistung zu gleichbleibenden Kosten.

Die in dem Artikel aufgeführten Freistellungsgründe sind ja keine Hobby-Tätigkeiten, sondern (zum größten Teil) für die inhaltliche, organisatorische und personelle Aufrechterhaltung des Schulbetriebs unverzichtbar.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage des CDU-Manns Kaiser "Jeder Lehrer wird ein Interesse daran haben, dass der Schulbetrieb nicht zusammenbricht".

Wenn dem nicht so wäre und dieses Interesse nicht oft durch unbezahlte Mehrarbeit unter Beweis gestellt würde, käme der Schulbetrieb häufig schon ohne zusätzliche Belastungen wie das Flüchtlingsproblem partiell zum Stillstand.

Nur, sowohl Verantwortung wie auch Möglichkeiten für die organisatorische Bewältigung der Mehraufgabe liegen eben nicht beim einzelnen Lehrer, sondern bei den Schulaufsichtsbehörden. Hier - also in den Bezirksregierungen und Schulämtern, ja sogar im Kultusministerium - gibt es allerdings sicher kurzfristig abrufbare Kapazitäten, etwa im Sinne der Verwaltungsangestellten der Stadtwerke, die im Besitz eines gültigen Personenbeförderungsscheins sind und bei personellen Engpässen selbst Bus oder Bahn steuern.

Dann müsste auch die Voraussage von Ministerin Löhrmann, dass "Klassen an der einen oder anderen Stelle etwas voller werden" - die ja eigentlich eher eine Zustandsbeschreibung ist - nicht eintreffen; zumindest würden sie dann vielleicht nicht zu voll werden.

Sicher werden in dem Artikel auch gute Ansätze aufgezeigt, aber es fehlt, wie der Bildungsexperte Kaiser zitiert wird, an einem Gesamtkonzept des Landes. Aber auch das ist nichts Neues.

Christoph Bube, Bonn

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