Nicht großes, aber doch feines Kino

Zur "Tatort"-Folge "Im Schmerz geboren", die vor allem wegen der vielen Toten umstritten ist

 Der Schauspieler Ulrich Tukur (als Kommissar Felix Murot) bei Dreharbeiten der "Tatort"-Folge "Im Schmerz geboren".

Der Schauspieler Ulrich Tukur (als Kommissar Felix Murot) bei Dreharbeiten der "Tatort"-Folge "Im Schmerz geboren".

Foto: dpa

Wer den "Tatort" am vergangenen Sonntag nach der Zahl der anfallenden Leichen beurteilt, geht an der Intention der Drehbuchautoren und auch an der Wirkung der gezeigten Schussduelle gänzlich vorbei. Hauptthema des Films ist die Rache.

Der Schauspieler Ulrich Matthes setzt die Figur des großen Bösewichts, der als Gangsterboss dieses Ziel manisch verfolgt und Opfer seiner eigenen Getriebenheit ist, genial in Szene. Aus dem alten Western übernimmt der Film das Schema von sekundenlanger Entscheidung zwischen Leben und Tod, vom Opportunismus der Gefolgsleute des Anführers. Töten ist situativ und verliert seine moralische Relevanz.

Kommissar Ulrich Tukur tappte der schlimmen Intrige dann etwas linkisch hinterher. Der Shakespeare'sche Rahmen - ein fiktiver Erzähler unterbricht die Handlung und kommentiert die Bösartigkeit oder Ohnmacht der Figuren - ist hier keineswegs, wie in Kritiken zu lesen, als Hilfsmittel zu verstehen, sondern ein gekonntes und auch in vielen Krimihörspielen angewandtes Modell.

Meine Kritik an der "Tatort"-Folge: Ganz in der Tradition des Macho-Westerns fehlten diesem Film gute Frauenfiguren (klassische Ausnahme Claudia Cardinale in "Spiel mir das Lied vom Tod"). Auch die einbaute Story des Vater-Sohn-Konflikts wirkte etwas künstlich.

Aber insgesamt stelle ich nach dem Film fest: viel weniger Brutalität, viel weniger blutige, ekelerregende Szenen als in anderen "Tatort"-Filmen - nicht großes, aber doch feines Kino.

Ingrid Schormann, Rheinbach

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