Nachdenken über Knecht Ruprecht

Zum Artikel "Rettet Knecht Rupprecht" vom 6./7. Dezember

 Mitglieder vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend unterwegs als Nikolaus und Knecht Ruprecht.

Mitglieder vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend unterwegs als Nikolaus und Knecht Ruprecht.

Foto: dpa

Wieso kommt der Weihnachtsmann zweimal im Jahr, am 6. und am 24. Dezember? Was hat der Nikolaus damit zu tun? Und wo hat der Weihnachtsmann den Knecht Ruprecht gelassen? Wieso ist er Bischof, wenn er nur so eine Zipfelmütze trägt? Das habe ich mich als Kind häufiger gefragt. Vor ein paar Jahren habe ich dann endlich, mit über 30 Jahren, das Rätsel endgültig lösen können: Nikolaus, das ist der frühere Bischof aus Myrna, zu erkennen an Krummstab und Mitra, der kommt am 6. Dezember und belohnt die braven Kinder, in manchen Gegenden Deutschlands mit seinem Helfer, dem Krampus oder Knecht Ruprecht.

Der Weihnachtsmann, das ist der, der am 24. "Jobsharing" mit dem Christkindl betreibt: das Christkind bringt im Süden Deutschlands die Geschenke, der Weihnachtsmann im Norden. Die beiden Figuren werden so häufig verwechselt, auch immer wieder im GA. Ich würde mich freuen, wenn das künftig weniger oft passiert. "Santa Claus" ist der amerikanische Weihnachtsmann, trotz dem "Claus", dass sich so sehr nach "Nikolaus" anhört.

Inge Kohler, Bonn

Der Beitrag spricht eine Einsicht ab, mit der wir umzugehen offenbar nicht mehr in der Lage sind. Es gibt nicht nur das "Heile", das "Beglückende", das "isoliert Glückselige". Der Kommerzfunktionär Weihnachtsmann hat es fertiggebracht, eine Sinndarstellung des Lebens weitgehend zu zerstören: Dunkles und Lichtvolles sind in unserem Leben Realität. Wir müssen uns alle damit abfinden und lernen, damit umzugehen - auch wenn uns die Freizeitindustrie und ihre Überredungsstrategien einen unrealistischen "Lifestyle" (mit Erfolg!) aufschwatzen. Hervorheben möchte ich den Hinweis auf das weise Ying-Yang-Prinzip, das sich hoch erhebt über unsere Heile-Welt-Ideologie", die sich als Makulatur erwiest angesichts der unerträglichen Schreckensnachrichten aus aller Welt.

Nie habe ich in der Vorkriegskinderzeit von "Hans Muff" - wie die dunkle Gestalt neben dem Nikolaus hieß - einen Rutenstreich erlebt (als Lehrer noch unnachsichtlich mit dem Stock zuschlugen). Es genügte, wenn er ab und zu brummte oder mit der Kette rasselte, an der Nikolaus ihn führte. Verwandte dunkle Wintergestalten mit unterschiedlichen Namen sind in ganz Europa in diesen Wochen tradierte Erscheinungen. Gegen manche von ihnen ist Knecht Ruprecht zur unverstandenen Bilderbuchfigur verkommen. Schade.

Friedrich Münch, Bonn

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